Mathilde Adele Witte – Biographie

Mathilde Adele Witte wird am 11. Mai 1882 als sechstes oder siebtes Kind von Hermann Heinrich Witte und Catharine Sophie Witte auf dem elterlichen Hof in Lintel geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Hinrich Georg Witte, Gesine Catharine Diederike Witte, Anna Oltmann, Catharine Brunhorn und Heinz Witte-Lenoir und die Zwillingsschwester von Sophie Amalie Witte.

In den Wochen vor der Geburt von Mathilde Adele und ihrer Zwillingsschwester elektrisiert die Nachricht von der Entdeckung des Tuberkel-Bazillus die Welt. Nahezu zeitgleich und unabhängig voneinander haben im März 1882 die deutschen Mediziner Robert Koch und Paul Clemens Baumgarten unter dem Mikroskop den Erreger der gefürchteten Volksseuche Tuberkulose identifiziert und beschrieben. Baumgarten gelingt dabei als erstem die Sichtung, während Kochs Erkenntnisse es schneller zur Veröffentlichung bringen: Am 10. April 1882 druckt die „Berliner Klinische Wochenschrift“ seinen Aufsatz „Die Aetiologie der Tuberculose“. Darin führt Koch anders als Baumgarten explizit den Beweis, dass das entdeckte „Mycobacterium tuberculosis“ tatsächlich die häufig tödlich verlaufende Krankheit verursacht.

Dass es sich um ein historisches Ereignis handelt, bringt Koch gleich in der Einleitung seines Aufsatzes zum Ausdruck: „Wenn die Zahl der Opfer, welche eine Krankheit fordert, als Maßstab für ihre Bedeutung zu gelten hat, dann müssen alle Krankheiten, namentlich aber die gefürchtetsten Infektionskrankheiten, Pest, Cholera, und so weiter weit hinter der Tuberkulose zurückstehen. Die Statistik lehrt, dass ein Siebtel aller Menschen an Tuberkulose stirbt und dass, wenn nur die mittleren produktiven Altersklassen in Betracht kommen, die Tuberkulose ein Drittel derselben und oft mehr dahinrafft.“

Die Zahl der Tuberkulose-Opfer geht dementsprechend allein im Deutschen Reich Jahr für Jahr in die Hunderttausende. Auch Kinder sind stark betroffen. Für sie stellt der von Koch und Baumgarten entdeckte Tuberkel-Bazillus vermutlich nicht einmal die größte Gefahr dar – die von der medizinischen Forschung lange Zeit vernachlässigte, durch rohe Kuhmilch auf den Menschen übertragbare Rindertuberkulose entfaltet eine ähnlich verheerende Wirkung. In den Sterbebüchern der Kirchengemeinden ist häufig in beiden Fällen etwas vage von einer „Brustkrankheit“ als Todesursache die Rede.

Mycobacterium tuberculosis? Mycobacterium bovis? Oder doch einfach nur ein anfangs harmloser Infekt der Atemwege mit tragischem Ausgang? Was letztlich bei Mathilde Adele die ominöse „Brustkrankheit“ auslöst und am 16. Januar 1884 ihren Tod herbeiführt, lässt sich heute nicht mehr mit Gewissheit sagen. Beerdigt ist Mathilde Adele sechs Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.