Gesine Ahrens wird am 27. April 1854 als viertes Kind von Johann Becker und Anna Margarete Becker in Kirchkimmen geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Diedrich Becker, Anna Margarete Buchholz und Albert Hinrich Becker und die ältere Schwester von Gesine Maria Becker.
Eine Woche vor Gesines Geburt vereinbaren Preußen und Österreich ein in erster Linie gegen Russland gerichtetes Schutz- und Trutz-Bündnis. Die beiden Mitgliedstaaten des Deutschen Bundes reagieren damit auf den Einmarsch russischer Truppen in die zum Osmanischen Reich gehörenden Donau-Fürstentümer Moldau und Walachei, der im Sommer 1853 den Krim-Krieg ausgelöst hat. Während Großbritannien und Frankreich an der Seite des osmanischen Sultans Abdülmecid I. in den Krieg eingetreten sind, wollen Preußen und Österreich neutral bleiben – wobei Österreich allerdings genauso wie Großbritannien und Frankreich stark daran gelegen ist, jeglichen Machtzuwachs Russlands im Südosten Europas zu verhindern.
Der Vertragstext des unmittelbar vor der Hochzeit von Österreichs Kaiser Franz Joseph I. mit der bayerischen Prinzessin Elisabeth („Sissi“) geschlossenen Bündnisses sieht ganz allgemein Beistand für den Fall eines auswärtigen Angriffs vor. Ein Zusatzartikel wiederum fordert Russland explizit auf, seine Truppen aus Moldau und der Walachei zurückzuziehen. Sollte Russland dies verweigern, können beide Vertragspartner unabhängig voneinander Sanktionen androhen – und wären, falls Russlands Zar Nikolaus I. mit einer Aggression antwortet, durch die Beistandsgarantie abgesichert. Wobei es aber von preußischer Seite unterschiedliche Vorstellungen gibt, was exakt den Bündnisfall auslösen könnte und wann eine Reaktion Russland als ausreichend empfunden würde. Eine Konstellation, in der es vor allem auf Franz Joseph ankommt. „Europa ist gerettet, wenn Eure Majestät den Krieg gegen Russland vermeiden; aber verloren, wenn das nicht geschieht“, mahnt Preußens König Friedrich Wilhelm IV. den Herrscher-Kollegen in Wien. Einen Krieg, in den alle großen Mächte des Kontinents verwickelt sind, will in Europa im Grunde genommen niemand.
Zunächst sieht es so aus, als laufe dennoch alles genau in diese Richtung. Franz Joseph nämlich droht Nikolaus mehr oder weniger unverhohlen mit einem Kriegseintritt auf Seiten der Briten und Franzosen, sollte die Forderung nach einem Abzug nicht erfüllt werden. Als Nikolaus daraufhin tatsächlich nachgibt, rücken österreichische Truppen in Moldau und der Walachei ein – bleiben aber im eigentlichen Konflikt weiter neutral. Den entscheiden am Ende Osmanen, Briten und Franzosen für sich: Im März 1856 zwingen sie Russland unter Beteiligung Österreichs und Preußens den Pariser Frieden auf, der Gebietsabtretungen im Süden Bessarabiens und eine Entmilitarisierung des Schwarzen Meeres vorsieht.
Wie ausgeprägt 1854 im ebenfalls zum Deutschen Bund gehörenden Großherzogtum Oldenburg und damit in Gesines Geburtsort Kirchkimmen die Furcht vor einem Krieg ist, lässt sich aus heutiger Sicht nur erahnen. Ähnliches gilt für die Verhältnisse, unter denen Gesine ihre ersten Lebensjahre verbringt. Ihre aus der Gemeinde Ganderkesee stammenden Eltern sind Heuerleute, verfügen also über keinen eigenen Grundbesitz. Allem Anschein nach wechseln sie des Öfteren den Wohnort, denn Gesines Bruder Albert Hinrich ist 1852 anders als sie und die beiden ältesten Geschwister nicht in Kirchkimmen, sondern im benachbarten Hurrel geboren. Die jüngere Schwester Gesine Marie wiederum kommt 1856 in Bürstel zur Welt, dem Geburtsort von Mutter Anna Margarete.
Als Gesine acht Jahre alt ist, stirbt in Bürstel Vater Johann. Ob dieses traurige Ereignis für sie einen erneuten Ortswechsel und damit verbunden auch einen Schulwechsel nach sich zieht, liegt heute im Dunkeln. Irgendwann nach Schulabschluss und Konfirmation führt ihr Weg jedoch in die Wesermarsch, denn dort lernt sie ihren künftigen, 23 Jahre älteren Ehemann Adam Drieling aus Ollenermoor kennen. Der große Altersunterschied legt die Vermutung nahe, dass die Beziehung wie zu jener Zeit nicht unüblich zunächst als Arbeitsverhältnis beginnt: Adam hat im Sommer 1880 die älteste Tochter und ein Dreivierteljahr später auch seine erste Ehefrau verloren und benötigt folglich jemanden, der ihm auf seinem Pachthof zur Hand geht und sich darüber hinaus auch um die beiden anderen, acht und sechs Jahre alten Kinder Johann Hinrich und Gesine Katharine kümmert.
Gesine und Adam heiraten am 6. Juni 1882 in Berne. In den folgenden Jahren bringt Gesine mit Ernst (September 1883), Rudolf Gerhard (September 1886) und Anni (Dezember 1887) drei Kinder zur Welt, die jedoch nicht über das Säuglingsalter hinauskommen. Ein weiterer, im Juni 1885 geborener Sohn stirbt noch am Tag der Geburt und bleibt deshalb namenlos. Für Gesine, Adam und die beiden Stiefkinder zweifellos eine starke psychische Belastung, die die den möglicherweise ohnehin vorhandenen Wunsch nach einem Ortswechsel noch einmal verstärkt. Im Laufe des Drei-Kaiser-Jahres 1888 kaufen Adam und Gesine deshalb in Lintel einen kleinen, 1819 erstmals erwähnten Hof an der Einmündung zur späteren Schaftrift (heute: Gerhard Sedlaczek und Frank Peters).
In Lintel wird Gesine erneut schwanger, und dieses Mal übersteht die im April 1889 geborene Tochter Martha das für ihre in Ollenermoor verstorbenen Geschwister so kritische erste Lebensjahr. Ruhe kehrt in der Familie dennoch nicht ein, denn schon im Mai 1891 gibt es den nächsten Todesfall: Adam Drieling stirbt, gerade einmal 60 Jahre alt, an einer im Kirchenbuch der Gemeinde Hude nicht näher beschriebenen Herzkrankheit. Gesine befindet sich somit in einer ähnlichen Situation wie ihr verstorbener Ehemann zehn Jahre zuvor: allein mit Haus, Hof und drei Kindern – wobei die beiden älteren immerhin schon die Schule abgeschlossen haben und in der rund sieben Hektar umfassenden Landwirtschaft entsprechend mitanpacken können.
Obwohl als Witwe mit 37 Jahren sozusagen noch im besten heiratsfähigen Alter, dauert es noch einmal sechs Jahre, bis Gesine im Mai 1897 eine zweite Ehe eingeht. Ihr auserwählter Bräutigam Hermann Ahrens ist nur ein Jahr älter als sie und stammt wie Adam Drieling aus der Wesermarsch. Gut möglich deshalb, dass beide sich bereits von früher kennen. Hermann hat seine erste Ehefrau und einen Sohn durch Tuberkulose verloren und bringt mit den 14 beziehungsweise 7 Jahre alten Söhnen Johann Hinrich und Heinrich zwei Stiefkinder in die neue Beziehung ein. Zu diesem Zeitpunkt haben Gesines Stiefkinder aus der Ehe mit Adam Drieling Lintel vermutlich bereits verlassen, so dass von ihrer Seite nur sie und Tochter Martha zurückbleiben. Aus dem Fünf-Personen- wird dann Anfang 1901 ein Vier-Personen-Haushalt, als Stiefsohn Johann Hinrich kurz vor seinem 18. Geburtstag ebenfalls an Tuberkulose stirbt.
Auch Gesine ist letztlich kein langes Leben beschieden: Sie erkrankt bald nach Johann Hinrichs Tod an Magenkrebs und stirbt am 7. August 1905 im Alter von 51 Jahren. Beerdigt ist sie drei Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.