Klara Johanne Elise Gorath wird am 5. Dezember 1910 als viertes Kind von Hinrich Windels und Annchen Windels auf dem elterlichen Hof in Tweelbäke geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Johann Windels, Sophie Bunjes und Karl Windels und die ältere Schwester von Martha Windels.
Zwei Tage vor Klaras Geburt gründet der Schriftsteller Enrico Corradini in Florenz mit Gleichgesinnten die Associazione Nazionalista Italia (ANI). Dabei handelt es sich um die erste rein nationalistische Partei Italiens. In ihrem Programm definiert sie Klassenkampf nicht im Sinne von Karl Marx als Auseinandersetzung zwischen der herrschenden Klasse und der breiten Masse der Arbeitenden, sondern als Ringen einzelner, gewissermaßen proletarischer Nationen wie Italien um Gleichberechtigung. Entsprechend stark verankert ist dort die Idee des Irredentismus: Sämtliche Gebiete mit italienischsprachiger Bevölkerung sollen früher oder später in den eigenen Nationalstaat eingegliedert werden – selbst auf die Gefahr hin, dadurch möglicherweise einen Krieg auszulösen.
Die Forderung, Italiens Staatsgebiet um zur eigenen Nation gerechnete Regionen zu vergrößern, ist durchaus auch in anderen Parteien des 1861 gegründeten Königreichs populär. Davon betroffen sind mit dem Trentino, Julisch Venetien und Dalmatien gleich drei zu Österreich-Ungarn gehörige Landstriche, was zu wachsenden Spannungen mit dem nordöstlichen Nachbarn führt. Offiziell sind Italien und Österreich-Ungarn nach wie vor Bündnispartner und zusammen mit dem Deutschen Reich ein Teil der gegen Frankreich und Russland gerichteten Verteidigungsgemeinschaft Dreibund. Etwaige Zweifel an der Bündnistreue versucht die Regierung in Rom dabei immer wieder zu zerstreuen.
Als im Sommer 1914 mit der Ermordung des österreichisch-ungarischen Thronfolgers Franz Ferdinand in Sarajevo aus Sicht der beiden Partner der Bündnisfall eintritt, verweigert Ministerpräsident Antonio Salandra gleichwohl die Gefolgschaft und erklärt sein Land bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs für neutral. Nach der im Verlauf der ersten Kriegsmonate gereiften Erkenntnis, dass Deutschland und Österreich-Ungarn militärisch gegenüber der Entente mittelfristig kaum bestehen können, gewinnen dann jene Kräfte die Überhand, die wie die ANI am Ende unbedingt auf der Seite der potenziellen Sieger stehen wollen. So kommt es Ende April 1915 zum Vertrag von London, in dem Italien zustimmt, auf Seiten von Frankreich, Russland und Großbritannien in den Krieg einzutreten. Erkauft wird diese Zustimmung unter anderem mit dem Versprechen, im Falle einer Niederlage der Mittelmächte die gegen Österreich-Ungarn bestehenden Territorialforderungen durchsetzen zu können.
In Klaras Heimatort Tweelbäke dürfte der Seitenwechsel Italiens wie überall im Kaiserreich mit Empörung aufgenommen werden. Wie es Klara und ihrer Familie in dieser Zeit konkret ergeht und ob Vater Hinrich als Soldat am Ersten Weltkrieg teilnimmt, liegt heute allerdings im Dunkeln. Falls ja, kehrt er spätestens nach der deutschen Niederlage und der Ausrufung der Weimarer Republik nach Hause zurück – lebt danach aber nur noch etwas mehr als ein Jahr, wie eine am 27. Februar 1920 ausgestellte Urkunde des Standesamts Osternburg belegt. Woran Hinrich Windels am Tag zuvor gestorben ist, notiert der zuständige Beamte allerdings nicht.
Kurz nach ihrem neunten Geburtstag zur Halbwaise geworden, hat Klara in den folgenden, von politischen Umsturzversuchen und Hyperinflation geprägten Jahren gewiss kein leichtes Leben. Mit ihren Geschwistern und den anderen Dorfkindern besucht sie in dieser Zeit weiter die örtliche Volksschule, die sie sehr wahrscheinlich im Frühjahr 1925 beendet. Danach arbeitet Klara zunächst ein halbes Jahr lang auf einem Hof in Grummersort. Später geht sie dann in Sandersfeld auf dem Hof von Johann Haverkamp (heute: Ingo und Elke Haverkamp) in Stellung und erlebt dort den Ausbruch der Weltwirtschaftskrise und den Aufstieg der Nationalsozialisten und ihrer Partei, der NSDAP. Deren Führer Adolf Hitler wiederum sieht im Italiener Benito Mussolini, der das Land nach der Vereinigung seiner Partei Partito Nazionale Fascista mit Corradinis ANI diktatorisch regiert, eines seiner größten Vorbilder.
Als Hitler Anfang 1933 seinem Ziel der Alleinherrschaft mit der Ernennung zum Reichskanzler den entscheidenden Schritt näherkommt, ist Klara vermutlich bereits mit Heinrich Gorath aus Lintel liiert. Ihr künftiger Ehemann bewirtschaftet zusammen mit Mutter Anna am südwestlichen Rand des Dorfes einen rund 17 Hektar großen Hof (heute: Hans Dieter und Lisa Gorath), den er 1916 nach dem kriegsbedingten Tod seines Vaters Johann Gorath überschrieben bekommen hat. Wann und bei welcher Gelegenheit sich das junge Paar kennenlernt, ist allerdings nicht überliefert.
Nach der Hochzeit am 7. Mai 1935 zieht Klara auf den Gorath-Hof. Im Juni des folgenden Jahres bringt sie mit Irma ihr erstes Kind zur Welt, dem mit Hans Dieter (September 1937) und Marga (Februar 1939) zwei weitere folgen. Drei Monate nach Margas Geburt schließen Deutschland und Italien ein Stahlpakt genanntes Bündnis. Darin sichern Hitler und Mussolini sich gegenseitige militärische Unterstützung im Falle eines neuen Krieges zu – der dann Anfang September 1939 mit dem deutschen Überfall auf Polen prompt beginnt. Zu früh für Italiens nur bedingt einsatzbereite Armee, die deshalb ihren Part des perfiden Pakts nicht übernehmen kann. Nach der alliierten Landung auf Sizilien und dem Sturz Mussolinis wechselt Italien im Juli 1943 erneut die Seiten, woraufhin die Wehrmacht große Teile des Landes besetzt.
Zu diesem Zeitpunkt ist Klara auf dem Gorath-Hof bereits mit Schwiegermutter Anna und den drei Kindern allein: Ehemann Heinrich hat 1942 einen Stellungsbefehl zur Wehrmacht erhalten und ist als Sanitäter an die Ostfront abkommandiert. Später wird er nach Frankreich versetzt, wo er nach der Invasion in der Normandie in Gefangenschaft gerät. Klara sieht ihn erst Anfang 1947 wieder. Hilfe auf dem Hof gibt es bis dahin außer von Annas Bruder Rudolf Mönnich unter anderem von einem jungen, zusammen mit seiner Großmutter einquartierten Flüchtlingsmädchen aus Schlesien.
Die 50er Jahre beginnen für Klara mit einem traurigen familiären Ereignis: Im November 1950 stirbt in Tweelbäke Mutter Annchen nach längerer Krankheit. Zu den erfreulicheren Begebenheiten des Jahrzehnts gehören im Juni 1957 Irmas Hochzeit mit Willy Behrens sowie die Geburt der beiden ersten Enkelkinder Dagmar (September 1957) und Heino (September 1959). Ihnen folgen mit Holger (Juli 1962) und Ingo (August 1963) zwei weitere Enkel aus dieser Verbindung. Aus der im Juni 1960 geschlossenen Ehe von Marga mit Günter Böschen stammen ebenfalls vier Enkelkinder: Karin (Oktober 1960), Erwin (November 1961), Heiko (August 1963) und Volker (April 1970). Im Mai 1961 heiratet auch Hans Dieter. Da er nach der Hochzeit mit Lisa Sanders aus Tweelbäke als Hoferbe vorgesehen ist, sieht Klara deren Nachwuchs Udo (Dezember 1961) und Ingrid (November 1963) aus nächster Nähe aufwachsen.
Aus dem Sieben-Personen-Haushalt auf dem Gorath-Hof werden 1970 gleich zwei Personen herausgerissen: Im Januar stirbt Schwiegermutter Anna im Alter von 93 Jahren, im Oktober dann Ehemann Heinrich mit nur 62 Jahren. Letzteres für Klara ein schwerer Schlag, der sie kurz vor ihrem 60. Geburtstag zur Witwe macht. Trost findet Klara in dieser Situation nicht nur in der Familie, sondern auch in der unmittelbaren Nachbarschaft. Wohnt dort doch mit Berta Rüschen eine nur zwei Jahre ältere Kriegswitwe, die überdies kurz zuvor durch einen tragischen Verkehrsunfall ihren Sohn verloren hat. Auch mit anderen Nachbarinnen wie Henny Büsselmann, Maria Claußen, Meta Claußen, Henny Kläner, Johanne Mönnich und Henny Schäfer steht Klara in regem Kontakt und unternimmt mit ihnen so manches gemeinsam. Nebenher arbeitet sie wie schon vor Heinrichs Tod nach Kräften auf dem Hof mit und widmet sich ihrem liebevoll gepflegten Garten – bis die Diagnose Leberkrebs ihren gewohnten Lebensrhythmus jäh unterbricht.
Klara stirbt am 18. September 1978 im Alter von 67 Jahren. Beerdigt ist sie vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.