Johann Diedrich Busch wird am 29. Juli 1869 als erstes Kind von Hermann Diedrich Busch und Anna Catharina Busch auf dem elterlichen Hof in Lintel (heute: Guido und Susanne Einemann) geboren. Er ist der ältere Bruder von Mathilde Wesemann. Mit Bernhard Diedrich Busch, Johann Carl Busch, Gesine Catharine Bernhardine Knüppel, Hermann Diedrich Busch und Heinrich Georg Busch hat er zudem noch fünf ältere Halbgeschwister aus der ersten Ehe seines Vaters mit Gesine Schütte.
Zwei Wochen nach Johann Diedrichs Geburt feiert die jüdische Gemeinde in Wiesbaden die Einweihung ihrer neuen Synagoge. Das im maurisch–byzantinischen Stil nach Plänen des prominenten Hofbaumeisters Philipp Hoffmann erbaute Gotteshaus mit seiner 35 Meter in die Höhe ragenden Kuppel bietet mehr als 500 Gläubigen Platz und gilt neben der Russisch-Orthodoxen Kirche auf dem Neroberg und der katholischen Bonifatiuskirche als architektonisches Schmuckstück der zu Preußen gehörenden Kurstadt. In Begleitung von Hoffmann und anderen Ehrengästen ziehen die Gemeindemitglieder am 13. August 1869 vom bislang genutzten Gebäude an der Schwalbacher Straße an Tausenden von Schaulustigen vorbei zum neuen Standort am Michelsberg. Die Festpredigt im folgenden Gottesdienst hält der seit 1844 amtierende Bezirksrabbiner Samuel Süßkind.
Die Einweihung einer Synagoge als gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges, dem sogar Preußenkönig Wilhelm I. seine Aufwartung macht – nur zwei Generationen zuvor wäre das undenkbar gewesen. In den meisten Regionen Deutschlands gelten Juden bis Anfang des 19. Jahrhunderts bestenfalls als geduldet. Zwar müssen sie nicht mehr wie zuvor in vielen Städten üblich in ihnen zugewiesenen Ghettos wohnen, bei der Berufsauswahl bleiben sie jedoch mehr oder weniger stark eingeschränkt. Der 1814 auf dem Wiener Kongress unternommene Versuch, die im Preußischen Judenedikt von 1812 festgeschriebenen Liberalisierungsschritte auch auf andere Gebiete des Deutschen Bundes auszudehnen, scheitert am Widerstand süddeutscher Staaten und der norddeutschen Hansestädte. Im Sommer 1819 kommt es in mehreren deutschen Städten zu antisemitischen Ausschreitungen, die als Hep-Hep-Krawalle in die Geschichtsbücher eingehen. Ausgelöst werden sie zumeist von Kaufleuten oder Handwerkern, die durch den Zuzug jüdischer Konkurrenten Geschäftseinbußen fürchten.
Aufhalten lässt sich die längst überfällige rechtliche Gleichstellung jüdischer Mitbürger durch derartige Ereignisse nicht. Das Großherzogtum Baden vollzieht sie 1862 als erster deutscher Staat ohne jegliche Einschränkung, die Freie Stadt Frankfurt zieht 1864 nach. Im von Preußen geführten Norddeutschen Bund ist es Anfang Juli 1869 so weit, und nach Ende des Deutsch-Französischen Krieges und der Ausrufung des Kaiserreichs im Januar 1871 lassen auch die beitretenden süddeutschen Staaten sämtliche gegen Juden gerichtete Anordnungen und Verbote fallen. In Teilen der Bevölkerung bleibt die Stimmung gleichwohl antisemitisch, was entsprechend ausgerichtete Gruppierungen wie die Deutschsoziale Partei oder die Deutsche Reformpartei in den 1880er und 1890er Jahren politisch auszunutzen versuchen – ohne damit jedoch bei Wahlen größere Erfolge zu erzielen.
In der von Johann Diedrichs Geburtsort Lintel rund 15 Kilometer entfernten Residenzstadt Oldenburg leben 1871 zeitgenössischen Quellen zufolge 135 Juden. Das entspricht einem Anteil von 0,9 Prozent der Gesamtbevölkerung und damit in etwa dem deutschen Durchschnitt. In Lintel selbst wiederum gibt es keine Familie, die sich zum jüdischen Glauben bekennt. Gut möglich allerdings, dass einige Linteler Bauern Kontakte zum in Ganderkesee ansässigen und überregional bekannten jüdischen Viehhändler Heine Alexander pflegen. Ob auch Johann Diedrichs Vater dazugehört, lässt sich freilich nur vermuten. Der von der Familie bearbeitete Hof, der durch die Heirat mit der ersten, 1866 an Tuberkulose verstorbenen Ehefrau in den Besitz von Hermann Diedrich Busch gelangt ist, ist vergleichsweise klein. Deshalb arbeitet er nebenher noch als Maler.
Wahrscheinlich von Frühjahr 1876 an besucht Johann Diedrich die gemeinsam mit dem Nachbardorf Hurrel betriebene, von seinem Elternhaus knapp zwei Kilometer entfernt liegende Volksschule des Dorfes. Dort gehören unter anderem Carl Ahlers, Heinrich Brockshus, Bernhard Haverkamp, Georg Haverkamp, Diedrich Heinemann, Hermann Janzen, Hermann Heinrich Osterloh, Diedrich Runge, Johann Hinrich Stolle, Johann Wachtendorf und Johann Diedrich Witte zu seinen in etwa gleichaltrigen Mitschülern. Geleitet wird die Schule in jenen Jahren zunächst von Johann Diedrich Axen und von 1882 an von Martin Friedrich Osterloh.
Wie soll es auf dem Busch-Hof später einmal weitergehen? Zunächst erbberechtigt sind die überlebenden Kinder aus der ersten Ehe, Johann Carl, Bernhard Diedrich und Gesine Catharine Bernhardine. Von den drei vermutlich in dieser Reihenfolge aufgerufenen Halbgeschwistern zeigt aber allem Anschein nach niemand Interesse. Indes, dasselbe scheint für Johann Diedrich zu gelten. Hat er einen guten Draht zu seinen beiden Lehrkräften, die in ihm das Interesse für ihren Beruf wecken? Ist er den Klassenkameraden in puncto Auffassungsgabe und Fleiß voraus? Wie auch immer: Er entscheidet sich nach Schulabschluss und Konfirmation für die Lehrer-Laufbahn und bewältigt die dafür nötige Aufnahmeprüfung für das Evangelische Lehrerseminar in Oldenburg. In der Frage der Hof-Nachfolge rückt derweil als letzte verbliebene Kandidatin Schwester Mathilde nach.
Über den weiteren Lebensweg von Johann Diedrich ist heute nur noch wenig bekannt. Durch Nachforschungen innerhalb der Busch-Familie ist belegt, dass er nach dem Examen unter anderem in Rüstringen und Bad Pyrmont unterrichtet. Er bleibt unverheiratet, und das einzige von ihm erhaltene, um 1909 herum aufgenommene Foto dokumentiert, dass er den Kontakt nach Lintel trotz der recht großen Entfernung auch in späteren Jahren aufrechthält – zeigt es doch Johann Diedrich zusammen mit der inzwischen verwitweten Mutter Anna Catharina, Schwester Mathilde, Schwager Johann Hermann Wesemann und den im August 1907 geborenen Nichten Hermanda und Alma vor beziehungsweise auf einer Bank im Garten seines Elternhauses.
Anfang August 1914 bricht der Erste Weltkrieg aus, an dem Johann Diedrich – wenige Tage zuvor 45 Jahre alt geworden – sehr wahrscheinlich nicht mehr teilnimmt. Ob er zu diesem Zeitpunkt bereits gesundheitlich angeschlagen ist oder ob sein Tod vier Jahre später überraschend kommt, ist nicht überliefert. Johann Diedrich stirbt am 5. August 1918 in Bad Pyrmont im Bathildis-Krankenhaus an einer Magenblutung. Der Ort und auch der genaue Tag der Beerdigung sind heute nicht mehr bekannt.