Friedel Vink wird am 11. November 1928 als erstes Kind von Gerrit Vink und Martha Vink in Thienfelde bei Ganderkesee geboren. Er ist der ältere Bruder von Marianne Gerdes und Hans-Hermann Vink.
Auf den Tag genau zehn Jahre vor Friedels Geburt endet mit dem Waffenstillstand von Compiègne der Erste Weltkrieg. Aus diesem Anlass finden am 11. November 1928 überall auf der Welt Gedenkfeiern statt. Auf Seiten der Sieger in Frankreich, Großbritannien und den USA stehen dabei in den Reden der jeweiligen Staatsoberhäupter einmal mehr die enormen Opfer im Vordergrund, die von den eigenen Streitkräften und der Bevölkerung im Kampf gegen die unterlegenen Mittelmächte Deutschland und Österreich-Ungarn erbracht wurden. Gleichwohl fehlt es nirgends an Appellen, den mühsam erkämpften Frieden zu bewahren. „Friede ist der höchste Segen, und in all unseren Beziehungen nach innen und außen ist es unser Hauptanliegen, dass er dauerhaft sein sollte“, beteuert etwa US-Präsident Calvin Coolidge in Washington.
Im Lager der einstigen Kriegsgegner fällt es den Regierenden naturgemäß um einiges schwerer, das historische Ereignis zu würdigen. In der 1918 auf den Trümmern des Kaiserreiches begründeten Weimarer Republik steht denn auch weniger der 11. November 1918 im Vordergrund als vielmehr das Gedenken an ihre Ausrufung zwei Tage zuvor. „Die Republik war der Friede“, heißt es dementsprechend in einer am 9. November 1928 gesendeten Radio-Ansprache von Reichsinnenminister Carl Severing. Für den SPD-Politiker ein „Tag der Selbsthilfe eines gequälten Volkes, das zu seiner Führung kein Vertrauen mehr besaß und sich anschickte, sein Schicksal selbst zu schmieden“.
Eine Sichtweise, der republikfeindliche Organisationen nichts als Verachtung entgegenbringen. „Wir bejahen den Krieg, weil wir ohne ihn keine Möglichkeit sehen, die deutsche Frage zu lösen“, heißt es etwa in einer am 11. November 1928 in Leipzig verabschiedeten programmatischen Erklärung des von ehemaligen Frontsoldaten gegründeten Wehrwolf-Bundes. In dieselbe Kerbe schlägt fünf Tage später NSDAP-Führer Adolf Hitler anlässlich seiner ersten Rede im mit mehr als 15.000 Zuhörern voll besetzten Sportpalast in Berlin. Seine Partei nehme den Kampf auf gegen den „öden Demokratismus“ und das „noch ödere unfruchtbare, beschämende Treiben des Parlamentarismus“ schreit Hitler der Menge entgegen und prophezeit den Wiederaufstieg Deutschlands durch Wehrhaftigkeit und vermeintliche Tugenden wie Opfermut und Rassenstolz.
Noch verfangen derartige Botschaften nur bei einer kleinen Minderheit: Aus der jüngsten, im Mai 1928 abgehaltenen Reichstagswahl ist die NSDAP mit einem Stimmenanteil von gerade einmal 2,6 Prozent als kleine Splitterpartei hervorgegangen. Mit Ausbruch der Weltwirtschaftskrise, in deren Verlauf breite Bevölkerungsschichten verarmen, ändert sich das Bild jedoch rasant. Als am 8. März 1933 Friedels Schwester Marianne zur Welt kommt, steht Hitler bereits seit fünf Wochen als Reichskanzler an der Spitze der Regierung. Drei Wochen später versetzt dann das vom Reichstag erlassene Ermächtigungsgesetz der Weimarer Republik den endgültigen Todesstoß.
Zu diesem Zeitpunkt hat Friedels Familie Thienfelde längst wieder verlassen. Das Ammerland, zu dem ihr neuer Wohnort Mansholt bei Wiefelstede gehört, ist eine der frühen Hochburgen des Nationalsozialismus – bereits im Mai 1928 entfallen dort knapp 30 Prozent der Wählerstimmen auf die NSDAP. Bei der vorletzten freien Reichstagswahl vom 31. Juli 1932 sind es sogar mehr als 77 Prozent. Auch hier hat der Zuspruch vor allem wirtschaftliche Gründe: Viele Höfe in der stark landwirtschaftlich geprägten Region geraten bereits vor Ausbruch der Weltwirtschaftskrise in Existenznot. Mit den Grashorn-Maschinenwerken in Bad Zwischenahn und der Eisenhütte in Augustfehn schließen zudem Anfang der 1930er Jahre zwei bedeutende Industriebetriebe ihre Tore.
Friedels Eltern arbeiten als Angestellte auf dem Hof Büsing, der die Strukturkrise jener Jahre dank seiner Größe vergleichsweise gut übersteht. Mutter Martha stammt aus Lintel, wo Friedels Großeltern Hinrich und Mathilde Lampe sich mit einem ungleich kleineren Hof (heute: Hans-Hermann und Wilma Vink) und diversen Nebenbeschäftigungen mehr schlecht als recht über Wasser halten. Vater Gerrit wiederum, gebürtiger Niederländer, hat die Liebe zu Martha nach Deutschland geführt. Ein Paar geworden sind beide in seiner Heimat, die Martha als Hollandgängerin Mitte der 1920er Jahre bessere Perspektiven bot als die durch politische Unruhen und Hyperinflation schon damals massiv unter Druck stehende Weimarer Republik.
Über Friedels Kinder- und Jugendjahre in Mansholt ist in der Familie nur noch wenig bekannt. Die Volksschule, die ihn vom ersten Tag an den menschenverachtenden Erziehungsidealen des NS-Staates aussetzt, besucht er im benachbarten Bokel. Noch bevor er sie abschließt, löst Anfang September 1939 der deutsche Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg aus. Eine sich mit jedem weiteren Kriegsjahr zum Inferno steigernde Katastrophe, die Millionen Menschen – darunter Friedels Onkel Hinrich Johann Lampe in Lintel – das Leben kostet. Er selbst hingegen kommt angesichts seines jugendlichen Alters so gerade eben um einen Front-Einsatz herum und kann seine am 1. Dezember 1943 bei der Reichsbahn in Rastede begonnene Ausbildung nach der Kapitulation der Wehrmacht im Mai 1945 nahtlos fortsetzen.
Während Friedel nach der Ausbildung zunächst bei der aus der Reichsbahn hervorgegangenen Bundesbahn in Ofenerdiek arbeitet, zieht seine Familie von Mansholt nach Lintel: Dort fehlt es nach dem Tod von Hinrich Johann Lampe an einem Hoferben, so dass Gerrit und Martha Vink im März 1949 den rund vier Hektar großen, seit jeher nur nebenberuflich geführten Betrieb übernehmen. Friedel folgt ihnen und den jüngeren Geschwistern und hat das Glück, schon bald ganz in der Nähe des neuen Wohnortes arbeiten zu können, nämlich als Schrankenwärter am Bahnübergang in Reiherholz.
In Lintel lernt Friedel seine künftige Ehefrau Marianne Abel kennen, deren Vater Hinrich rund anderthalb Kilometer vom Lampe-Hof entfernt ebenfalls Landwirtschaft betreibt (heute: Helge und Anke Abel). Friedel und Marianne heiraten am 10. Mai 1955 und wohnen danach zunächst zur Miete in Wüsting. Drei Jahre später beginnt Vater Gerrit in Lintel mit dem Bau eines Altenteiler-Hauses, das er und Martha aber nach dem Tod von Marthas Vater Hinrich Lampe im September 1958 nicht mehr selbst beziehen. Stattdessen kehren Friedel und Marianne 1959 nach Lintel zurück und richten sich in dem familientauglichen Neubau häuslich ein.
Als der Wunsch nach eigenen Kindern sich nicht erfüllt, liegt der Gedanke an eine Adoption nahe. Friedel und Marianne entscheiden sich 1962 für den zweijährigen Carl-Hermann, der bis dahin in einem Kinderheim in Oldenburg lebt. Zu diesem Zeitpunkt arbeitet Friedel bereits nicht mehr in Reiherholz, sondern ebenfalls in Oldenburg – zunächst am Hauptbahnhof, später dann als Stellwerksmeister am Verschiebebahnhof in Krusenbusch.
Im Februar 1964 verliert Friedel Vater Gerrit: Er verunglückt in Hurrel tödlich beim Überqueren der damals noch stark befahrenen Bundesstraße 75. Ein halbes Jahr später heiratet Bruder Hans-Hermann Wilma Düßmann aus Munderloh, die danach auf den Lampe-Hof zu ihrem Ehemann sowie Schwiegermutter Martha und deren Schwester Alma Lampe zieht. Obwohl seit dem Altenteiler-Bau auf zwei voneinander getrennten Grundstücken lebend, bilden die Haushalte der beiden Brüder nach wie vor eine enge Gemeinschaft. Schwester Marianne wiederum hat den Hof bereits im März 1959 nach ihrer Hochzeit mit Günter Gerdes verlassen.
Noch ein ganzes Stück weiter zusammenrücken müssen Friedel, Marianne und Carl-Hermann auf der einen sowie Martha, Alma, Hans-Hermann, Wilma und deren 1965 und 1967 geborene Söhne Gerold und Heiko auf der anderen Seite, als das Stammhaus des Lampe-Hofes im Dezember 1973 bei einem Brand schwer beschädigt wird und Hans-Hermanns Familie vorübergehend obdachlos ist. Sie bei sich aufzunehmen, sieht Friedel als Selbstverständlichkeit an, und wenn er auch nicht über die gleichen handwerklichen Fähigkeiten wie sein Bruder verfügt, so hilft er doch tatkräftig beim im Frühjahr 1974 abgeschlossenen Wiederaufbau mit.
Im Sommer 1976 schließt der Verschiebebahnhof in Krusenbusch seine Pforten. Damit verbunden sind Stellenstreichungen – was Friedel 1978 die Möglichkeit gibt, der Bundesbahn nach 35-jähriger Betriebszugehörigkeit Lebewohl zu sagen und in den Vorruhestand zu wechseln. Langeweile kommt bei ihm trotzdem nicht auf. Schließlich hat er schon Ende der 1960er Jahre im Nebenberuf damit begonnen, eine Agentur der Allianz-Versicherung aufzubauen, der er sich nun verstärkt widmet. Zudem kann Friedel fortan stärker als bisher zwei Hobbys nachgehen, die ihm sehr am Herzen liegen: das Reisen und das Malen. Neben Kurz-Trips innerhalb Deutschlands stehen für Marianne und ihn nun auch größere Touren in den Mittelmeer-Raum oder nach Skandinavien auf dem Programm, während im heimatlichen Wohnzimmer schon bald selbstgemalte Ölbilder die Wände schmücken.
Auch bei einem dritten Hobby kann Friedel seine künstlerische Ader ausleben. Im Januar 1979 gehört er zu den Mitgründern der Speelkoppel Lintel, wo er in den 1980er Jahren nicht nur in diversen plattdeutschen Theaterstücken mitwirkt, sondern auch für die Gestaltung des Bühnenbildes verantwortlich zeichnet. Gibt es Vergleichbares im Schützenverein zu tun, dem Friedel bereits 1954 als ansonsten eher passives Mitglied beigetreten ist, lässt er sich ebenfalls nicht lange bitten.
Als Leiterin des Spielkreises Altmoorhausen – einem Vorläufer des heutigen Kindergartens – ist Marianne wochentags den ganzen Vormittag außer Haus. Nach seiner Pensionierung übernimmt Friedel deshalb das tägliche Kochen und bringt es auf diesem Gebiet durchaus zu einiger Perfektion. Das kommt beiden zugute, als Marianne Ende der 1990er Jahre ernstlich erkrankt und schließlich zum Pflegefall wird. Sie stirbt im November 2005, ein halbes Jahr nach der Goldenen Hochzeit und eine Woche nach Friedels 77. Geburtstag.
Auch nach Mariannes Tod bleibt Friedel aktiv und arbeitet unter anderem weiter ehrenamtlich als Vertrauensmann im VdK-Ortsverband Wüsting. Geht die Ortsgruppe auf Reisen, ist er zudem fast immer dabei. Bei den regelmäßigen Frühstücks-Treffen des Senioren-Single-Clubs Wöschenland fehlt Friedel ebenfalls nur selten, und mit seiner noch einige Jahre älteren, ebenfalls verwitweten Kusine Meta de Vries unternimmt er ab 2006 gleich mehrere Kreuzfahrten. Erst nach dem im November 2013 gefeierten 85. Geburtstag verlassen ihn ganz allmählich die Kräfte, und er entschließt sich schweren Herzens, den eigenen Hausstand aufzugeben und in den Senioren-Wohnpark am Sonnentau in Hude zu ziehen. Dort stirbt Friedel am 6. September 2017. Beerdigt ist er am 29. September 2017 auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.