Gerrit Vink wird am 8. Juli 1904 als viertes Kind von Frederik Vink und Jacoba Vink in Alblasserdam bei Rotterdam geboren. Er ist der jüngere Bruder von Maria Boele, Teuntje Annigje Blom und Jacob Vink.
Sechs Tage vor Gerrits Geburt fällt im Pariser Vorort Montgeron der Startschuss zur zweiten, von der Sportzeitung „L’Auto“ 1903 ins Leben gerufenen Tour de France. Wie bei der gegen alle Erwartungen enorm erfolgreichen Premiere im Vorjahr führt sie in sechs bis zu 467 Kilometer langen Etappen quer durch Frankreich – lässt dieses Mal aber Veranstalter wie Beobachter reichlich ratlos und desillusioniert zurück. „L’Auto“-Herausgeber Henri Desgrange etwa, in den 1890er Jahren selbst ein erfolgreicher Bahn– und Straßenradfahrer, prophezeit nach dem Zieleinlauf am 24. Juli 1904 das Ende der Tour und will sich mit seiner Zeitung fortan stärker dem Automobilsport widmen.
Dafür, dass das bis heute populärste Radrennen der Welt bereits im zweiten Jahr seines Bestehens im Chaos zu versinken droht, gibt es eine ganze Reihe von Gründen. Schon vor dem Start schlagen die Wellen der Empörung hoch, als die Sieger des kurz zuvor von einer Konkurrenz-Zeitung organisierten Rennens Bordeaux-Paris vom Start ausgeschlossen werden. Gleich auf der ersten Etappe bedrohen dann vier maskierte Männer in einem Auto die Favoriten Maurice Garin und Lucien Pothier. Auch auf den anderen Etappen kommt es immer wieder zu tätlichen Angriffen und Sabotage-Akten des Publikums, um den jeweiligen Lokalmatadoren zum Sieg zu verhelfen. Manche Teilnehmer schummeln zudem ungeniert, indem sie sich zwischenzeitlich in einem Auto chauffieren lassen oder sogar ein Stück weit mit der Eisenbahn fahren.
Letzteres sollen auch Garin und Pothier getan haben, die die Tour zunächst auf Rang 1 und 2 beenden. Zusammen mit dem Dritt- und Viertplatzierten werden sie deshalb im Dezember 1904 nach umfangreichen Zeugenbefragungen disqualifiziert. Dadurch gelangt nachträglich Henri Cornet auf den Thron – mit 19 Jahren der jüngste Tour-de-France-Sieger aller Zeiten. Ein anderer Rekord, der für die Ewigkeit gemacht scheint: Henri Paret (Rang 11 von nur 15 gewerteten Fahrern) ist mit 50 Jahren der bis dato älteste Tour-Teilnehmer.
Allem anfänglichen Widerwillen zum Trotz organisiert Desgrange auch 1905 wieder eine Neuauflage der Tour der France. Welche Resonanz das in Gerrits Heimatland hervorruft, lässt sich nur schwer abschätzen: Auf der einen Seite ist aufgrund fehlender Verbands-Unterstützung wie bereits 1903 und 1904 kein einziger niederländischer Fahrer am Start. Andererseits sind die Niederländer bereits damals eines der fahrradbegeistertsten Völker Europas: Die erste entsprechende Club-Gründung („Immer weiter“ in Deventer) datiert auf den Oktober 1871, und schon in den 1890er Jahren entstehen erste eigene Wege für Radfahrer. Die Vermutung, dass Gerrit von Kindesbeinen an ein sehr enges Verhältnis zu diesem Fortbewegungsmittel hat, ist also nicht allzu weit hergeholt.
Unter welchen häuslichen Umständen Gerrit vor den Toren der Hafen-Metropole Rotterdam aufwächst und wo er die Schule besucht, ist heute in der Familie nicht mehr bekannt. Sein Vater arbeitet als Frachtfahrer – so steht es zumindest in einem Dokument von 1908. Im Sommer jenes Jahres heiraten binnen weniger Wochen Gerrits 1884 und 1887 geborene Schwestern. Bruder Jacob ist neun Jahre älter als Gerrit und kommt somit als Spielkamerad ebenfalls nur bedingt in Frage.
Anders als in den Nachbarländern Deutschland und Belgien wird Gerrits Schulzeit nicht vom Ausbruch des Ersten Weltkriegs überschattet. Die Niederlande verhalten sich in diesem Anfang August 1914 ausbrechenden Konflikt strikt neutral, was alle beteiligten Großmächte bis zum Schluss respektieren. Sie sind auch eines der wenigen Länder, die sofort nach der deutschen Niederlage den engen Kontakt zur nach dem Sturz von Kaiser Wilhelm II. entstandenen Weimarer Republik suchen. Wilhelm wiederum, dem die Alliierten als Kriegsverbrecher den Prozess machen wollen, findet nach seiner Abdankung Schutz auf Huis Doorn nahe Utrecht, rund 70 Kilometer von Alblasserdam entfernt.
Wilhelm II. ist in den 1920er Jahren der prominenteste Deutsche in den Niederlanden – aber beileibe nicht der einzige. Vor allem junge Frauen aus grenznahen Regionen wie dem Emsland oder dem Freistaat Oldenburg versuchen als Hollandgängerinnen Arbeitslosigkeit und Hyperinflation in ihrer Heimat zu entkommen. So auch Martha Lampe aus Lintel, die es mit ihren Schwestern Sophie und Klara in die Nähe von Rotterdam verschlägt. Gerrit arbeitet zu dieser Zeit in einer Maschinenfabrik in Delft. Wo und bei welcher Gelegenheit er Martha kennenlernt, liegt heute im Dunkeln. Beide werden jedoch schnell ein Paar, und auch Marthas Schwester Sophie findet vor Ort mit Arie Plomp einen festen Partner.
Während Sophie sich ein Leben in ihrem Gastland durchaus vorstellen kann und letztlich auch dort bleibt, möchte Martha zurück nach Deutschland. Gerrit muss sich also entscheiden – und beschließt mitzugehen. Als er und Martha am 28. Juli 1927 in Hude heiraten, haben vermutlich beide noch keine feste Vorstellung, wo sie die nächsten Jahre verbringen werden. Auf dem lediglich wenige Hektar umfassenden Hof von Marthas Eltern Hinrich und Mathilde Lampe in Lintel (heute: Hans-Hermann und Wilma Vink) jedenfalls nicht, denn dort steht Marthas Bruder Hinrich Johann als Grunderbe fest. Fündig bei der Arbeitssuche wird Gerrit zunächst in Thienfelde bei Ganderkesee und dann auf dem Hof Büsing in Mansholt bei Wiefelstede, wo er mit Martha und dem im November 1928 geborenen Sohn Friedel ein kleines Landarbeiterhaus mit rund zwei Hektar Pachtland bezieht.
Als Anfang März 1933 Tochter Marianne hinzukommt, haben sich die Verhältnisse in Deutschland grundlegend geändert. Die Weimarer Republik ist unter der Last der Weltwirtschaftskrise zusammengebrochen, an ihre Stelle tritt der von den Nationalsozialisten unter Adolf Hitler errichtete NS-Staat. Ein menschenverachtendes Regime, das aber angesichts einer bald einsetzenden Wirtschaftserholung und diverser außenpolitischer Erfolge dennoch viele Bürger unterstützen. Zu welchem Preis, das zeigt sich schon bald nach der Geburt des dritten Kindes Hans-Hermann im August 1938: Drei Monate später brennen überall im Reich die Synagogen, Anfang September 1939 beginnt mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg.
Da er als Niederländer anders als viele Kollegen keinen Stellungsbefehl zur Wehrmacht erhält, festigt der Krieg zunächst Gerrits Stellung auf dem Büsing-Hof – er wird gewissermaßen unentbehrlich. Dass er den deutschen Überfall auf sein zunächst erneut um Neutralität bemühtes Heimatland am 10. Mai 1940 und dessen nur vier Tage später verkündete Kapitulation mit sehr gemischten Gefühlen betrachtet, darf man dennoch unterstellen. Eine auch für Gerrit schwierige Zeit, die die von seinen Geschwistern überbrachte Nachricht vom Tod der Eltern (Vater Frederik stirbt im August 1941, Mutter Jacoba im September 1942) nicht einfacher macht.
Das mit der Niederlage in der Schlacht von Stalingrad eingeleitete und mit der Invasion in der Normandie besiegelte Ende des Nazi-Regimes erlebt Gerrit mit seiner Familie in Mansholt. Eine Rückkehr in die Niederlande steht für ihn und Martha angesichts der dort inzwischen allem Deutschen entgegengebrachten Feindseligkeit wahrscheinlich nicht zur Debatte. Davon losgelöst dürfte Gerrit die 1945 in den Niederlanden aufkommende Diskussion, sich für die im Krieg erlittenen Schäden mit deutschen Gebietsabtretungen bis an die Weser entschädigen zu lassen, interessiert verfolgen. Ein als Bakker-Schut-Plan in die Geschichtsbücher eingegangenes Szenario, das schließlich am Veto der Alliierten Hohen Kommission scheitert.
Neue Perspektiven ergeben sich durch die Entwicklung auf dem Lampe-Hof in Lintel. Dort ist nahezu zeitgleich mit Gerrits Eltern seine Schwiegermutter Mathilde verstorben. Hoferbe Hinrich Johann wiederum ist im Sommer 1944 in Lettland gefallen. Schwiegervater Hinrich, beim Tod des Sohnes bereits 74 Jahre alt, bietet Gerrit und Martha an, den nur noch notdürftig bewirtschafteten Hof fortzuführen. Ein Angebot, das beide gern annehmen – obwohl die geringe Größe mittelfristig kaum mehr als einen Nebenerwerb hergibt. Im März 1949 zieht Gerrit daraufhin mit seiner Familie nach Lintel.
Der Neuanfang mit Hilfe eines aus Mansholt mitgebrachten Pferdes und einiger neu angeschaffter Kühe gelingt. Auch der Hauptverdienst für die folgenden Jahre ist schnell gefunden: Gerrit erhält eine Anstellung auf der Ziegelei von Friedrich Knabe in Kirchkimmen. Im Dorf findet er ebenfalls rasch Anschluss, mit Nachbarn wie Heinrich Runge, Karl Logemann, Heinrich Suhr oder später Alfred Ahlers verbindet ihn von Anfang an ein gutes Verhältnis. Mit ihnen und ihren Ehefrauen besuchen Gerrit und Martha gern Veranstaltungen wie das jährliche Schützenfest oder den Sänger- und Landvolkball. Im Anfang der 1950er Jahre zu neuem Leben erwachten Schützenverein Lintel wird Gerrit zwar bald nach seinem Zuzug Mitglied, tritt aber als aktiver Schütze nicht weiter in Erscheinung.
Aus der von Tochter Marianne im Frühjahr 1959 mit Günter Gerdes aus Weserdeich bei Berne geschlossenen Ehe geht im November 1961 Gerrits erstes Enkelkind Jens hervor. Auch den von Sohn Friedel und dessen Ehefrau Marianne adoptierten zweiten Enkel Carl-Hermann lernt Gerrit noch kennen, bevor am frühen Morgen des 10. Februar 1964 ein tragischer Unglücksfall sein Leben vorzeitig beendet: Auf dem Weg zur Arbeit wird er beim Überqueren der damals noch vielbefahrenen Bundesstraße 75 mit seinem Wanderer-Moped von einem Auto erfasst, er stirbt auf dem Weg ins Krankenhaus. Beerdigt ist Gerrit vier Tage später in Hude auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche.