Hans Ramke wird am 20. Juni 1929 als erstes Kind von Caroline Ramke aus Holle geboren. Er ist der ältere Halbbruder von Hilda Helms, Ursel Tönjes und Aenne Franz aus der im November 1935 geschlossenen Ehe seiner Mutter mit Erwin Franz.
Im Juni 1929 beherrscht vor allem ein Thema die deutsche Öffentlichkeit: die geplante Neuregelung der deutschen Reparationen im Young-Plan. Unter Vorsitz des US-Amerikaners Owen Young tagt in Paris bis zum 7. Juni vier Monate lang eine internationale Experten-Kommission, um die endgültigen Modalitäten der deutschen Strafzahlungen an die Siegermächte des Ersten Weltkriegs festzulegen. Der ursprüngliche, 1921 in London verabschiedete Zahlungsplan sah eine Gesamtsumme von 132 Milliarden Goldmark vor, erwies sich angesichts der desaströsen Lage der deutschen Wirtschaft aber als wenig praxistauglich. Drei Jahre später brachte dann der Dawes-Plan spürbare Erleichterungen – ohne jedoch konkrete Aussagen zu Laufzeit und Umfang der Reparationen zu treffen.
Der Young-Plan sieht nun vor, dass Deutschland bis 1988 in 59 Raten insgesamt 115 Milliarden Reichsmark leistet – was einer durchschnittlichen Zahlung von knapp 2 Milliarden Reichsmark pro Jahr entspricht. Diesem Kompromiss stimmen schließlich auch die von der deutschen Regierung unter Reichskanzler Hermann Müller (SPD) entsandten deutschen Vertreter zu. Zum einen, weil von der Gegenseite keine weiteren Konzessionen zu erwarten sind. Zum anderen aber auch, weil bei einer Annahme dieser Bedingungen die ursprünglich bis 1935 geplante alliierte Besetzung des Rheinlandes vorzeitig enden und Deutschland zudem diverse andere Souveränitäts-Rechte zurückerhalten soll.
Während bei der anschließenden Debatte im Reichstag außer den SPD-Rednern auch Vertreter der anderen Regierungsparteien DDP, Zentrum, BVP und DVP den gefundenen Kompromiss verteidigen, hagelt es von Seiten der Opposition (DNVP, KPD, NDSAP und diverse Splitterparteien) scharfe Kritik. Dabei tut sich insbesondere der DNVP-Vorsitzende Alfred Hugenberg hervor, der mit Hilfe des von ihm kontrollierten Medienkonzerns zugleich großen Einfluss auf die öffentliche Meinung nimmt. Zusammen mit Adolf Hitler, Stahlhelm-Chef Franz Seldte und Heinrich Claß vom Alldeutschen Verband bringt Hugenberg sogar ein Volksbegehren gegen den Young-Plan auf den Weg, das aber im Dezember 1929 scheitert. Am 12. März 1930 stimmt dann der Reichstag der von der Regierung eingebrachten Ratifizierungsvorlage mit 270 zu 192 Stimmen zu.
Mit einiger Sicherheit sorgt der Young-Plan auch in Holle und in anderen Dörfern des 1918 gegründeten Freistaats Oldenburg für hitzige Diskussionen. Für die Hans‘ Mutter aber kaum ein Ohr haben dürfte: Als uneheliche Mutter hat sie genug damit zu tun, sich und ihren Sohn durch die raue Zeit zu bringen – die durch die bald schon auch auf Deutschland übergreifende Weltwirtschaftskrise noch einmal schwieriger wird. Letzteres begünstigt den Aufstieg der Nationalsozialisten, die bei der Reichstagswahl vom 14. September 1930 ihr Ergebnis glatt versiebenfachen und auf 18,3 Prozent kommen. Bei der folgenden Wahl am 31. Juli 1932 sind es bereits 37,3 Prozent.
Zu diesem Zeitpunkt hat Caroline Ramke mit Hans den elterlichen Hof an der Holler Landstraße (heute: Heiko und Rodica Ramke) bereits verlassen und ist auf einem Hof in Kirchhatten in Stellung gegangen. Schon bald nach der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler im Januar 1933 wechseln beide auf den Hof von Wilhelm und Gretchen Witte nach Hurrel (heute: Hans und Heike Burgmann). Dort lernt Caroline ihren künftigen Ehemann Erwin Franz kennen, dessen Familie in der direkten Nachbarschaft ebenfalls eine kleine Hofstelle besitzt (heute: Rita Wiemer und Udo Gerrath).
Anfang August 1935 beginnen Erwin und Caroline mit dem Bau eines neben der Ahnenstätte Hilligenloh gelegenen Hauses (heute: Klaus und Sabine Bruhn), knapp vier Monate später heiraten sie. Noch einmal vier Wochen später ziehen beide mit Hans ins eigene Heim. Dabei sind die meisten Nachbarn für Hans seit der Hochzeit auch Verwandte: Neben Erwins Eltern Karl und Berta wohnen auch Erwins Geschwister Kurt, Otto und Erna mit ihren Familien in unmittelbarer Nähe.
Im Frühjahr 1936 beginnt für Hans mit der Einschulung in die Volksschule Hurrel der nächste neue Lebensabschnitt. Dort gehören neben Stiefkusine Elly Höpken unter anderem Helmut Ahrens, Adolf Brinkmann, Bertha Drieling, Heinrich Gramberg, Helmut Gramberg, Lorenz von Kempen und Inge Wieting zu seinen in etwa gleichaltrigen Mitschülern. Kurz vor Weihnachten 1936 kommt dann Halbschwester Hilda zur Welt.
Zum Grundbesitz von Hans‘ Eltern gehören neben dem neu errichteten Haus rund vier Hektar Land, daneben arbeitet Erwin Franz als Fahrer für die Molkerei in Hude. Als im September 1939 mit dem Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg beginnt, wird er zur Wehrmacht eingezogen und nimmt am Frankreich-Feldzug teil – Hans, Hilda, Caroline und die im Oktober 1942 geborene zweite Halbschwester Ursel bekommen ihn in den folgenden Jahren nur selten zu Gesicht.
Dreieinhalb Monate nach Ursels Geburt endet die Schlacht von Stalingrad, der von der NS-Propaganda beschworene Endsieg rückt danach in immer weitere Ferne. Je länger sich der Krieg hinzieht, desto realer die Gefahr, dass auch Hans noch in ihn hineingezogen wird. Mit der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht wenige Wochen vor seinem 16. Geburtstag ist sie allerdings gerade noch rechtzeitig gebannt. Die Einnahme Hurrels durch kanadische Truppen im April 1945 erlebt Hans zu Hause, nachdem er zuvor kurz auf dem Hof von Gustav Schwarting gearbeitet hatte.
Die folgenden Jahre sind für Hans wie für alle Hurreler eine schwierige Zeit. Immerhin, Stiefvater Erwin hat den Krieg überlebt und kehrt im Frühjahr 1946 aus amerikanischer Gefangenschaft zurück. Darüber hinaus hat Hans das Glück, eine offizielle Lehrstelle zu bekommen, die zudem noch direkt vor der eigenen Haustür liegt: Wilhelm Wittes Bruder Heinrich bildet ihn in seiner am Oldenburger Weg gelegenen Werkstatt (heute: Joachim und Hilke Klingbeil) zum Tischler aus. In seiner Freizeit engagiert er sich im Hurreler Radfahrverein „Wanderlust“, für den er auch aktiv an Wettkämpfen teilnimmt.
Nach der Ausbildung geht es für Hans in seinem Beruf zunächst nicht weiter. Mit Stiefvetter Hermann Franz und einigen anderen Altersgenossen zieht es ihn deshalb Richtung Ruhrgebiet, wo die Gruppe in der Nähe von Unna für einige Monate in der Landwirtschaft arbeitet. Die eigenen Erzählungen zufolge sehr schlechte Behandlung dort beendet dieses Kapitel jedoch schnell wieder. Nach der Rückkehr findet Hans Beschäftigung im Betrieb des Oldenburger Tischlers Hans Frühling – und lernt Ingrid Windels aus Munderloh kennen, die er am 12. Oktober 1951 heiratet. Mit dem im März 1952 geborenen Sohn Ingo wohnen beide eine Zeitlang bei Hans‘ Stiefonkel Arno Franz in Langenberg, später dann bei Ernst Wesemann in Nordenholzermoor und bei Hermann Neuhaus am Schottweg in Lintel.
Nahezu zeitgleich mit der Geburt des zweiten Sohnes Holger im Januar 1957 erhält Hude einen neuen Groß-Arbeitgeber: Der Landmaschinen-Hersteller Amazone aus Gaste bei Osnabrück verlegt sein ursprünglich in Hoykenkamp angesiedeltes Zweigwerk auf ein ganz in der Nähe des Huder Bahnhofs liegendes Gelände. Hans bewirbt sich und erlebt in den folgenden zwei Jahrzehnten den Ausbau des Unternehmens von anfangs 100 Beschäftigten auf mehr als 350 Beschäftigte mit. Wieder hat er das Glück, ganz in der Nähe seines Arbeitsplatzes eine Wohnung zu finden – zunächst in einer eigens erbauten Betriebswohnung am Eichenwall, später dann in der Waldstraße.
Am 15. Oktober 1976 feiern Hans und Ingrid im Gasthof Lohse in Neuenkoop Silberne Hochzeit. Sechs Monate später dann der Schock: Beim Besuch eines befreundeten Ehepaares stürzt Ingrid am 24. April 1977 unglücklich im Treppenhaus, einen Tag später stirbt sie im Alter von nur 48 Jahren.
Es dauert eine Weile, bis Hans sich von diesem Schicksalsschlag erholt. Doch das Leben geht weiter, und in Elsbeth Wesemann findet er eine neue, wie er selbst früh verwitwete Partnerin. Standesamtlich heiraten Hans und Elsbeth am 15. Dezember 1978, kirchlich dann am 2. März 1979.
Elsbeth lebt mit den zwei jüngsten ihrer fünf Kinder in einem Haus an der Breslauer Straße, wo Hans nach der Hochzeit einzieht. Dort bleiben beide auch wohnen, als Hans nach mehr als 30-jähriger Tätigkeit bei Amazone in den Ruhestand wechselt.
Hans‘ letzte Lebensjahre, in denen er wie all die Jahrzehnte zuvor engen Kontakt zu Halbschwester Hilda hält, sind überschattet von gesundheitlichen Problemen. Bereits vor der Rente hatten Blutgerinnsel im Kopf mehrere Operationen erforderlich gemacht, diverse Kuraufenthalte – unter anderem in Bad Eilsen – brachten nur wenig Besserung. Hans stirbt am 30. April 2003 unmittelbar vor einem erneuten Klinikaufenthalt. Beerdigt ist er sechs Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.