Heinrich Hollmann – Biographie

Heinrich Hollmann wird am 23. Dezember 1897 als drittes Kind von Heinrich Hollmann und Gesine Hollmann auf dem Hof seiner Eltern in Lintel (heute: Georg Hollmann) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Annchen Schwarting und Friedrich Hollmann und der ältere Bruder von Martha Pflughaupt, Georg Hollmann und Sophie Spielbrink.

Eine Woche vor Heinrichs Geburt erschüttert ein tragischer Mord die britische Hauptstadt London. William Terriss, einer der bekanntesten zeitgenössischen Schauspieler des Königreichs, wird beim Betreten des Adelphi-Theaters im West End der Stadt mit einem Messer attackiert. Er bricht noch an der Tür zusammen und stirbt unmittelbar darauf in den Armen seiner herbeieilenden Kollegin und Geliebten Jessie Millward. Mit ihr hätte Terriss an jenem Abend auf der Bühne stehen sollen.

Der Täter Richard Archer Prince ist ebenfalls Schauspieler – allerdings einer, auf den das Adjektiv „verkracht“ perfekt zu passen scheint. Wegen seiner Alkoholsucht bekommt er kaum noch Engagements und ist deshalb auf die Unterstützung eines Fonds angewiesen, der sich um in Not geratene Mitglieder der Branche kümmert. Terriss, dem Kollegen eine ausgeprägte soziale Ader bescheinigen, hatte Prince in der Vergangenheit immer mal wieder kleinere Engagements besorgt und über den genannten Fonds auch mit Geld unterstützt. Einige Tage vor der Tat waren beide jedoch miteinander in Streit geraten: Prince glaubte, er sei auf Weisung von Terriss aus einem dieser Engagements entlassen worden.

Am Tat-Tag selbst hatte Prince unglücklicherweise die Auszahlungs-Zeiten des Fonds-Büros verpasst und war am Schalter auf den nächsten Tag vertröstet worden. Für ihn der Auslöser, sein ganzes Elend mit eben jener Person in Verbindung zu bringen, die in seinen Wahn-Vorstellungen die Hauptschuld daran zu tragen schien. „Ich habe es aus Rache getan“, gibt Prince nach seiner Festnahme zu Protokoll, und weiter: „Er hat mich zehn Jahre lang arbeitslos gehalten. Ich musste entweder auf der Straße sterben oder ihn töten.“

Als Prince vier Wochen nach dem Mord der Prozess gemacht wird, ist das Interesse der Öffentlichkeit groß. Und die Position der Verteidigung klar: Sie plädiert auf Schuldunfähigkeit. Tatsächlich lassen die Richter Prince, statt ihn wie von zahlreichen empörten Beobachtern gefordert zum Tode zu verurteilen, in die geschlossene Psychiatrie des Broadmoor Hospitals einweisen. Für Henry Irving, einen weiteren prominenten Schauspieler jener Zeit, Anlass zu der Feststellung, dass Mitglieder seines Berufsstandes zwar gefeiert würden, aber ganz allgemein nicht besonders hoch angesehen seien und ihr Tod vor Gericht wenig zähle. Noch Jahrzehnte später sorgt der Fall in Großbritannien für Schlagzeilen: Passanten behaupten immer wieder, Terriss‘ Geist in den Gängen der nahe des Adelphi-Theaters gelegenen U-Bahn-Station Covent Garden gesehen zu haben.

In Heinrichs Heimat dürfte im Dezember 1897 in Vorfreude auf das nahende Weihnachtsfest kaum jemand vom Mord an William Terriss Notiz nehmen. Hält man nach Ereignissen jenes Jahres Ausschau, die bis heute Bestand haben, so fallen in der unmittelbaren Nähe von Lintel vor allem zwei Vereinsgründungen ins Auge: Am 17. Oktober 1897 geht mit dem F.C. Oldenburg der älteste Fußballverein der Landeshauptstadt an den Start, die Keimzelle des heutigen VfB Oldenburg. In Hude wiederum hatten zwölf schießsportbegeisterte Bürger bereits am 9. März 1897 den Schützenverein Hude aus der Taufe gehoben und drei Monate später ihr erstes Schützenfest gefeiert. Letzteres freilich ist für Linteler damals nichts Neues oder Besonderes – haben sie selbst doch fünf Jahre zuvor den ersten Schützenverein der Gemeinde ins Leben gerufen. Heinrichs Vater, der 1892 noch einen heute von Armin und Ellen Schulz bewohnten Hof bewirtschaftet, gehörte in der Gastwirtschaft von Heinrich Busch zu den 14 Mitgründern und war in der Anfangsphase sogar einer der ersten Schützenkönige.

Im Laufe des Jahres 1896 kauft Heinrich Hollmann Senior jenen Nachbarhof, auf dem Heinrich mit seinen beiden älteren Geschwistern und der im Oktober 1899 geborenen Schwester Martha aufwächst. Noch bevor im Oktober 1904 der nächste Bruder Georg hinzukommt, neigt sich Heinrichs Leben allerdings bereits wieder dem Ende entgegen: Er erkrankt im Frühjahr 1903 an einer Hirnhautentzündung, die seine Einlieferung in das Elisabeth-Kinderkrankenhaus in Oldenburg erforderlich macht. Dort stirbt Heinrich am 11. April 1903. Beerdigt ist er fünf Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.