Johann Diedrich Haverkamp wird am 27. Mai 1876 als zweites Kind von Ernst Haverkamp und Gesine Catharine Haverkamp auf dem elterlichen Hof in Lintel (heute: Frederik Holst) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Martha Adeline Haverkamp und der ältere Bruder von Heinrich Haverkamp und Hinrich August Haverkamp.
Zwei Wochen vor Johanns Geburt eröffnet mit der Centennial Exhibition die erste Weltausstellung auf amerikanischem Boden ihre Pforten – 100 Jahre nach Gründung der USA, deren runder Geburtstag im Mittelpunkt der in Philadelphia abgehaltenen Industriesschau steht. Die rund 10 Millionen Besucher erleben bis Mitte Oktober die öffentliche Premiere zahlreicher heute alltäglicher oder weltbekannter Produkte, zum Beispiel das Telefon von Alexander Graham Bell, die erste industriell in Serie gefertigte Schreibmaschine Remington No. 1 und den Tomaten-Ketchup des deutschstämmigen Nahrungsmittelproduzenten Henry John Heinz. Wie in den Jahren zuvor können auch deutsche Aussteller punkten: Jeweils eine Goldmedaille gibt es unter anderem für Produkte des Kölner Schokoladen- und Süßwarenproduzenten Stollwerck und die Bremer Brauerei Beck. Ein Abbild der damals gewonnenen Medaille findet sich bis heute auf dem Etikett einer jeder Beck’s-Flasche.
Zwei weitere Ereignisse des Jahres 1876, die bei den meisten Deutschen bis heute zur Allgemeinbildung gehören, sind ebenfalls eng mit den USA verknüpft. Zum einen die Schlacht am Little Bighorn, in der am 25. Juni eine indianische Streitmacht unter Führung von Sitting Bull, Crazy Horse und Gall das von George Armstrong Custer befehligte 7. US-Kavallerie-Regiment vernichtend schlägt. Zum anderen die Erstveröffentlichung des Roman-Klassikers „Die Abenteuer des Tom Sawyer“, in dem Mark Twain auf für damalige Verhältnisse ungewöhnliche Weise von den Erlebnissen zweier Jungen an den Ufern des Mississippi erzählt.
So unbeschwert wie bei Tom Sawyer und Huckleberry Finn im fiktiven Städtchen St. Petersburg wird es in Johanns Kindheit und Jugend vermutlich kaum zugegangen sein. Zwei seiner Geschwister – Martha Adeline und Heinrich – sterben noch vor ihrem zweiten Geburtstag, so dass Johann lediglich mit seinem 1881 geborenen, 1916 im Ersten Weltkrieg gefallenen Bruder Hinrich August aufwächst und als ältester Sohn bereits von frühen Kindesbeinen an in die Bewirtschaftung des elterlichen Hofes eingespannt sein dürfte.
Da Johann nach dem in der Gemeinde Hude geltenden Jüngstenrecht zunächst nicht als Hoferbe in Frage kommt, arbeitet er nach dem Abschluss der Volksschule Lintel als landwirtschaftlicher Gehilfe. Spätestens nach der Jahrhundertwende verschlägt es ihn dabei ins Nachbardorf Hurrel, wo er am 20. April 1906 seine frühere Schulgefährtin Annchen von Seggern heiratet. Aus der Ehe gehen mit Sohn Emil (August 1906) und Tochter Alwine (Januar 1908) zwei Kinder hervor.
Unter welchen Umständen Johann nach dem Tod seines Vaters Ernst im Februar 1909 doch noch auf den elterlichen Hof zurückkehrt, lässt sich heute nicht mehr mit Gewissheit sagen. Seit 1897 – dem Todesjahr von Mutter Gesine Catharine – ist Bruder Hinrich August als Eigentümer eingetragen. Für Johann geht es nach seiner Hochzeit und der Geburt der beiden Kinder jedoch sehr wahrscheinlich darum, möglichst bald eine eigene Existenz zu gründen. Der Hof der verwitweten Schwiegermutter Anna von Seggern in Hurrel (heute: Erwin und Christa Haverkamp) kommt dafür nicht in Betracht, dort hat Schwager Georg von Seggern das Recht des ersten Zugriffs. Da die Linteler Chronik von Walter Janßen-Holldiek von einem 1910 vollzogenen Kauf spricht, dürfte Johann seinem Bruder, der beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs einen Hof in Hude bewirtschaftet, den Erbverzicht letztlich in barer Münze bezahlt haben.
Die beim Umzug der Familie von Hurrel nach Lintel möglicherweise vorhandenen Pläne, den im Vergleich zum von-Seggern-Hof recht kleinen Betrieb weiter auszubauen, kann Johann nicht mehr in die Tat umsetzen. Er stirbt bereits am 6. Juni 1910 an Tuberkulose und wird wenige Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.