Johanne Gesine Runge wird am 22. April 1879 als fünftes Kind von Johann Hinrich Runge und Anna Gesine Runge auf dem elterlichen Hof in Lintel (heute: Hartwig Kück) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Diedrich Runge, Aline Hoffrogge, Gesine Mathilde Runge und Karl Runge und die ältere Schwester von Gesine Mönning und Bertha Schmidt.
Eine Woche vor Johanne Gesines Geburt stirbt in einem Kloster nahe der französischen Kleinstadt Nevers die 1858 durch ihre Marienerscheinungen von Lourdes berühmt gewordene Ordensschwester Bernadette Soubirous. Fast zeitgleich, nämlich am 5. April 1879, geht in Saarbrücken der letzte Prozess um die Marpinger Marienerscheinungen zu Ende, die das katholisch geprägte Saarland in den Zeiten des Kulturkampfes mehrere Jahre lang in Atem gehalten haben. Am Anfang steht die Behauptung dreier achtjähriger Mädchen, im Sommer 1876 in einem Waldstück nahe Marpingen ebenfalls mehrfach der Jungfrau Maria begegnet zu sein. Obwohl es von Anfang an Zweifel am Wahrheitsgehalt dieser Schilderung gibt, macht sich wie 20 Jahre zuvor in Lourdes prompt ein Strom von Pilgern auf den Weg in das abgelegene Dorf. Ein Segen für die örtliche Wirtschaft, aber ein echtes Ärgernis für Otto von Bismarck: Der Kanzler des 1871 gegründeten Deutschen Reiches sieht es als eine seiner wichtigsten Aufgaben an, Staat und Kirche voneinander zu trennen – und eine von den Massen gefeierte Marienerscheinung stört da nur.
Die Behörden der zu Preußen gehörenden Rheinprovinz reagieren deshalb von Anfang an betont repressiv, sie verhängen Ausgangssperren sowie Aufenthaltsverbote für Ortsfremde. Um beides durchzusetzen, rückt sogar das Militär an und führt sich Berichten regionaler Zeitungen zufolge auf „wie in Feindesland“. Ein Richter befindet wenig später die drei Mädchen für schuldig, die öffentliche Ordnung bedroht zu haben, und lässt sie vorübergehend in eine Besserungsanstalt einweisen. Zudem kommt es zu zahlreichen Anklagen gegen Erwachsene, die die Marienerscheinungen ebenfalls gesehen haben wollen oder mutmaßlich von ihnen profitierten. Für einen Schuldspruch reicht es jedoch in keinem Fall.
Noch vor den letzten in Saarbrücken gefällten Urteilen sind in Lintel Johanne Gesines ältere Geschwister Gesine Mathilde (März 1878) und Karl (April 1878) verstorben. Auch Johanne Gesine ist kein langes Leben beschieden: Sie stirbt am 17. Dezember 1881, ohne dass das Kirchenbuch der Gemeinde Hude eine Todesursache nennt, und wird vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.