Magda Gerda Hermine Osterloh wird am 24. September 1907 als fünftes Kind von Hermann Janzen und Gesine Janzen auf dem elterlichen Hof in Hudermoor geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Gesine Christine Janzen, Hinrich Janzen, Heinrich Janzen und Gesine Reiners und die ältere Schwester von Käte Drieling und Helmut Janzen.
Zweieinhalb Wochen vor Magdas Geburt läuft in Liverpool die „Lusitania“ zu ihrer Jungfernfahrt nach New York aus. Der von der Reederei Cunard Line in Auftrag gegebene Luxus-Dampfer ist bei seiner Fertigstellung im Sommer 1907 das größte Schiff der Welt und übertrifft den deutschen Schnelldampfer „Kaiserin Auguste Viktoria“ in puncto Länge um fast 30 Meter und beim Rauminhalt um rund 7.000 Bruttoregistertonnen. Finanziert hat ihn zum Teil die britische Regierung, die mit der „Lusitania“ und dem noch im Bau befindlichen Schwesterschiff „Mauretania“ die Rolle Großbritanniens als führende Seemacht stärken will. Erklärtes Ziel der Jungfernfahrt ist es denn auch, gleich im ersten Anlauf das begehrte Blaue Band für die schnellste Atlantik-Überquerung zurückzuholen, das seit 1903 von der konkurrierenden „Deutschland“ gehalten wird.
Entsprechend groß ist die öffentliche Aufmerksamkeit. Um sie zu befriedigen, hatte Cunard die „Lusitania“ vier Tage vor der Abfahrt für einige Stunden zur Besichtigung freigegeben – eine Gelegenheit, die rund 10.000 Schaulustige nutzten. Am Abend des 7. September 1907 drängeln sich dann bis zu 200.000 Menschen im Liverpooler Hafen und sehen zu, wie der bis auf den letzten Platz ausgebuchte Dampfer in See sticht. Obwohl Kapitän James B. Watt aufgrund schlechten Wetters 30 Minuten hinter dem Rekord der „Deutschland“ zurückbleibt, wird er bei der Ankunft in New York am 13. September frenetisch bejubelt. Bis zur Rückreise am 21. September führt Watt täglich bis zu 5.000 begeisterte Besucher über das Schiff, darunter solche Berühmtheiten wie Mark Twain.
Auch in den folgenden Monaten und Jahren bleibt die „Lusitania“ in den Schlagzeilen. Schon auf der nächsten Fahrt Richtung Westen im Oktober 1907 gelingt es ihr, das Blaue Band zu erobern. Einen Monat später bringt sie 20 Tonnen Gold über den Atlantik – bis heute die größte Menge des gelben Metalls, die je auf einem Schiff transportiert wurde. Im Februar 1909 trotzt die „Lusitania“ 25 Meter hohen Monsterwellen und untermauert so ihren Ruf, nahezu unsinkbar zu sein. Diesen Ruf behält sie auch, als im April 1912 die noch größere und noch stärker mit diesem Attribut werbende „Titanic“ der Reederei White Star Line vor Neufundland mit einem Eisberg kollidiert und mehr als 1.500 Menschen in den Tod reißt. Doch was heißt schon unsinkbar, wenn plötzlich ein Krieg tobt? Am 7. Mai 1915 erleidet die „Lusitania“ das gleiche Schicksal wie die „Titanic“, als sie vor der Südküste Irlands von einem Torpedo des deutschen U-Bootes U 20 getroffen wird.
Der Untergang der „Lusitania“ mit 1.198 Todesopfern – darunter 128 US-Bürgern – schlägt diplomatisch hohe Wellen und führt um ein Haar dazu, dass die bis dahin neutralen USA an der Seite der Verbündeten Großbritannien, Frankreich und Russland in den Ersten Weltkrieg eintreten. Mit Hinweis auf offiziell nicht erlaubte Waffentransporte des Dampfers und der Zusage, den uneingeschränkten U-Boot-Krieg bis auf Weiteres auszusetzen, gelingt es der deutschen Regierung jedoch, die Wogen zu glätten. Letztlich reiht sich die Tragödie schnell ein in all jene anderen Horror-Meldungen, die von den verschiedenen Fronten kommen. Von einem schnellen Sieg, den sich beide Seiten bei Kriegsbeginn versprachen, ist weithin nichts zu sehen. Stattdessen sterben tagtäglich zehntausende Soldaten in den Schützengräben und bei den meist wenig Geländegewinn bringenden Offensiven.
Auch bei den nordöstlich von Hude siedelnden Moorbauern in Magdas Nachbarschaft dürften im Mai 1915 Nachrichten von Fortschritten bei der Loretto-Schlacht oder dem Ausgang der Schlacht bei Gorlice-Tarnów mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit erzeugen wie jene von der „Lusitania“-Torpedierung. Obwohl bereits 45 Jahre alt, nimmt Vater Hermann Janzen noch aktiv am Weltkrieg teil. Nähere Einzelheiten zu seinen Einsatzorten sind heute aber nicht mehr bekannt. Magda besucht derweil die örtliche Volksschule und unterstützt zusammen mit den verbliebenen vier Geschwistern – die älteste Schwester und der jüngste Bruder sind 1898 beziehungsweise 1913 noch im Säuglingsalter verstorben – Mutter Gesine bei der Hofarbeit.
Als Magda im Frühjahr 1922 konfirmiert wird und die Schule verlässt, hat die Ende 1918 nach dem verlorenen Krieg ausgerufene Weimarer Republik mit dem Spartakus-Aufstand und dem Kapp-Putsch ihre ersten Bewährungsproben schon hinter sich. Ruhe kehrt gleichwohl nicht ein: Im Juni 1922 ermorden Angehörige der rechtsextremen Organisation Consul Außenminister Walther Rathenau, Anfang 1923 besetzen französische und belgische Truppen das Ruhrgebiet, und im November 1923 sorgt der fehlgeschlagene Hitler-Ludendorff-Putsch für Aufregung. Begleitet wird diese schwierige Phase von einer massiven Geldentwertung, deren Folgen kaum jemanden ungeschoren lassen. Erst mit der Einführung der Rentenmark Ende November 1923 stabilisiert sich die Lage etwas.
Ob Magda danach weiter im elterlichen Betrieb mitarbeitet oder andernorts in Stellung geht, liegt heute im Dunkeln. Spätestens Anfang der 1930er Jahre verschlägt es sie jedoch nach Lintel, wo sie als Magd auf dem Hof von Johann Dählmann (heute: Heiko und Renke Dählmann) arbeitet. Dort lernt Magda ihren künftigen Ehemann Heinrich Osterloh kennen, den Grunderben einer ganz in der Nähe liegenden Hofstelle (heute: Helga Stolle). Dessen Vater Hermann Diedrich Osterloh stirbt Mitte April 1931 im Alter von nur 63 Jahren an Tuberkulose, so dass die Hofübernahme möglicherweise etwas früher erfolgt als ursprünglich geplant.
Magda und Heinrich heiraten am 9. September 1932. Im Juni 1933 – knapp sechs Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten – bringt Magda ihren ersten Sohn Hermann zur Welt. Die folgenden Jahre sind auch in Lintel geprägt vom radikalen Umbau der deutschen Gesellschaft: Neben der NSDAP und den ihr angeschlossenen Organisationen wie der Hitlerjugend oder dem Reichsnährstand gibt es im NS-Staat keinerlei Parteien oder Verbände mehr, Bürgerrechte werden beschnitten, politisch Andersdenkende verfolgt und Minderheiten wie Juden oder Behinderte systematisch ausgegrenzt. Dem Ansehen Deutschlands in der Welt schadet all dies nur bedingt. So feiern Staatschef Adolf Hitler und Propaganda-Minister Joseph Goebbels Anfang August 1936 – zwei Monate nach der Geburt von Magdas zweitem Sohn Günter – mit der Eröffnung der 11. Olympischen Sommerspiele in Berlin einen beachtlichen Prestige-Erfolg.
Nur eine Woche nach der Geburt der ersten Tochter Irma im März 1939 wird jedoch mit dem Einmarsch deutscher Truppen in Prag und der folgenden Zerschlagung der Tschechoslowakei deutlich, dass die jahrelang betriebene Beschwichtigungs-Politik gegenüber Hitler die Welt in eine gefährliche Sackgasse geführt hat. Die im Münchner Abkommen vom 30. September 1938 zugestandene Übernahme des Sudetenlandes war eben doch nicht die letzte territoriale Forderung des Diktators in Europa, und mit dem deutschen Überfall auf Polen beginnt am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg.
Vom Kriegsausbruch sind Magda und Heinrich in Lintel zunächst nicht direkt betroffen. Ihr ältester Sohn ist erst sechs Jahre alt, und auch Heinrich wird zunächst nicht zur Wehrmacht eingezogen. Während er wie gewohnt seinen inklusive noch ungenutzter Heideflächen insgesamt 14 Hektar großen Betrieb bewirtschaftet, bringt Magda zwei weitere Kinder zur Welt: Helga (Juni 1940) und Karl-Heinz (Mai 1943). Kurz nach Karl-Heinz‘ Geburt – die Wehrmacht ist mittlerweile an allen Fronten auf dem Rückzug – erhält Heinrich doch noch einen Stellungsbefehl. Von einem Tag auf den anderen steht Magda auf dem Osterloh-Hof in der Verantwortung, erhält allerdings Unterstützung von Schwiegermutter Anna sowie einem französischen Kriegsgefangenen.
Mögen die letzten Kriegsmonate und insbesondere jene Tage, in denen Lintel von kanadischen Truppen eingenommen wird, für Magda in der Rückschau auch eine schreckliche und von Ungewissheit bestimmte Zeit sein: Am Ende dürfte bei ihr die Erleichterung überwiegen, dass alle Familienmitglieder heil davongekommen sind und Heinrich bereits im Sommer 1945 wieder nach Lintel zurückkehrt. Keine Selbstverständlichkeit, wie diverse andere Lebensläufe im Dorf belegen. Und mag angesichts von fünf zu versorgenden Kindern auch nach der Währungsreform vom Juni 1948 und dem Beginn der Wirtschaftswunder-Jahre das Geld alles andere als locker sitzen – für das wirklich Nötige langt es immer irgendwie.
Bei fünf Kindern ist es nur eine Frage der Zeit, bis Magda und Heinrich zum ersten Mal Großeltern werden. Für den Anfang sorgt Sohn Günter, seit August 1956 mit Inge Claußen aus Grummersort verheiratet. Seiner im September desselben Jahres geborenen Tochter Waltraut folgen im Abstand von teilweise nur wenigen Monaten oder sogar Tagen ein Dutzend weiterer Enkelkinder: Marion (Februar 1960), Anke (Juli 1960), Heiko (Juli 1961), Dieter (Oktober 1962), Beate (Januar 1963), Uwe (Juli 1963), Hilke (Oktober 1964), Ingrid (November 1965), Manfred (November 1965), Heike (Mai 1969), Meike (Juli 1969) und Torsten (November 1971). Im gleichen Zeitraum sind in Magdas Familie mit Vater Hermann (Januar 1960), Schwiegermutter Anna (Mai 1960), Bruder Hinrich (November 1960), Mutter Gesine (September 1962) und Ehemann Heinrich (November 1967) fünf Todesfälle zu beklagen – wobei das plötzliche Fehlen von Heinrich nach einem zuvor erlittenen Schlaganfall für sie sicher am schwierigsten zu verarbeiten ist.
Nach Heinrichs Tod verpachtet Magdas Tochter Helga die zum Osterloh-Hof gehörenden Ländereien, Magda selbst bleibt dort aber weiter wohnen – zunächst mit Tochter Irma, die im Oktober 1968 nach ihrer Hochzeit mit Wilfried Schiller nach Immer zieht. Direkt nebenan in einem neu erbauten Einfamilienhaus wohnt Sohn Karl-Heinz mit Ehefrau Marga und den Töchtern Ingrid und Heike, so dass Magda zwei ihrer Enkelkinder in nächster Nähe aufwachsen sieht. Auch die anderen kommen häufig zu Besuch, wobei vor allem Magdas jeweils Ende September gefeierter Geburtstag als Fixpunkt gilt. An diese Zusammenkünfte, zu denen Magda meistens einen großen Topf Hühnersuppe auftischt, erinnern sich alle Beteiligten gern, später entsteht daraus ein regelmäßiges Vettern-und-Kusinen-Treffen.
Hat sie keinen Besuch, werkelt Magda am liebsten im eigenen Garten, wo zahlreiche liebevoll gepflegte Blumen- und Gemüsebeete von ihrem Wirken zeugen. Daneben hält Magda einige Hühner und zwischenzeitlich sogar eine Ziege, die sie aber schnell wieder abschafft. In den Wintermonaten wiederum strickt sie gerne und bekommt so nie Langeweile. Gegen längere Urlaubsfahrten hingegen sträubt sich Magda zeitlebens, eine Ausnahme macht sie nur für eine mit Karl-Heinz und Irma unternommene Reise zu ihren früheren Nachbarn Feike und Anna van der Ploeg in die Niederlande.
Ähnlich wie Ehemann Heinrich trifft der Tod Magda unvorbereitet und letztlich zu früh. Als sie am 16. April 1986 wieder einmal mit Eifer ihren Garten beackert, erleidet sie plötzlich einen Gehirnschlag und stirbt noch am selben Tag im Krankenhaus in Kreyenbrück. Beerdigt ist Magda fünf Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.