Metta Gesine Haverkamp wird am 4. März 1868 als erstes Kind von Adolf Gerhard Tönjes und Gesine Catherine Tönjes in Grüppenbühren geboren. Sie ist die ältere Schwester von Ernst Georg Tönjes, Catharine Mathilde Linnemann, Ernst Martin Tönjes, Anna Catharine Backenköhler, Magnus Heinrich Tönjes und Johann Tönjes.
Am Tag von Mettas Geburt kommt es in der Nähe der zu Österreich-Ungarn gehörenden Stadt Czernowitz zu einem Eisenbahn-Unglück. Weil auf der Fahrt nach Lemberg ein Teil der Brücke unter ihm nachgibt, stürzt ein mit rund 40 Personen besetzter Zug in den Fluss Pruth. Dabei haben die Passagiere Glück im Unglück: Ihre Waggons befinden sich am Ende des Zuges und werden angesichts des sich vor ihnen auftürmenden Trümmerhaufens aus Güterwagen und Brückenteilen vor dem Sturz in die mit Treibeis bedeckten Fluten bewahrt. Der Lokomotivführer und der Heizer, die sich durch einen Sprung ins kalte Wasser retten können, überleben mit starken Unterkühlungen. Eine weitere Person des Zugpersonals hingegen bleibt vermisst und ist vermutlich ertrunken.
Als Unfallursache wird relativ rasch die aus Holz und Eisen gefertigte Brücken-Konstruktion des österreichischen Ingenieurs Rudolf Schifkorn identifiziert. Nach dessen Plänen, die wiederum ein System des Amerikaners William Howe adaptieren, sind seit den späten 1850er Jahren in Österreich-Ungarn mehr als 100 baugleiche Fachwerk-Brücken entstanden. Sie weisen jedoch systembedingte statische Mängel auf, die in Kombination mit anderen Faktoren wie hoher Belastung einen Einsturz herbeiführen können. In der Folge müssen die verantwortlichen Eisenbahngesellschaften sämtliche baugleichen Brücken durch eine andere Konstruktion ersetzen.
Obwohl die Eisenbahn auch im 19. Jahrhundert schon als relativ sicheres Verkehrsmittel gilt, kommt es vereinzelt immer wieder zu schweren Unfällen – die nicht immer so glimpflich verlaufen wie in Czernowitz. Nur fünf Monate später etwa kollidiert in der Nähe der walisischen Ortschaft Abergele ein Schnellzug mit einer Gruppe von beim Rangieren außer Kontrolle geratenen, mit leicht entflammbarem Paraffinöl beladenen Güterwagen. Den dadurch ausgelösten Brand in den hölzernen Passagier-Waggons überlebt keiner der 33 Insassen. Die bis zur Unkenntlichkeit verkohlten Opfer werden anschließend in einem Massengrab beigesetzt. Im kurz zuvor gegründeten Deutschen Reich sorgt im Juni 1871 der Zusammenstoß eines Personenzugs mit einer Lokomotive nahe der sächsischen Ortschaft Rackwitz für Schlagzeilen: Dabei sterben 19 Menschen, 56 weitere werden verletzt.
Zum Zeitpunkt dieses möglicherweise auch in Grüppenbühren für Gesprächsstoff sorgenden Unglücks arbeitet Mettas Vater im Dorf noch als Heuermann. Nur zwei Jahre später schon wird er jedoch als Pächter des Krongutes Welsburg bei Bergedorf genannt, das regionalgeschichtlich von einiger Bedeutung ist: Dort hat sich Mitte des 17. Jahrhunderts Graf Anton Günther von Oldenburg im Sommer oft und gern zur Jagd aufgehalten. Auf dem Gut wächst die Geschwisterschar um Metta und ihren 1869 wie sie noch in Grüppenbühren geborenen Bruder Ernst Georg weiter an, bis im November 1881 der jüngste Spross Johann den Schlusspunkt setzt.
Über Mettas Schulzeit in Bergedorf ist in der Familie nichts mehr bekannt. Auch die weiteren Stationen bis zu ihrer am 31. Mai 1892 gefeierten Hochzeit mit Georg Haverkamp aus Lintel liegen heute im Dunkeln. Im Jahr zuvor hat Mettas Vater den ursprünglich nur gepachteten Gutshof in Bergedorf gekauft. Recherchen des Ganderkeseer Heimatforschers Rolf Spille zufolge für 45.000 Mark, was angesichts der dazugehörigen Fläche von 110 Hektar einem Quadratmeterpreis von etwas mehr als 4 Pfennig entspricht. Für die damalige Zeit dennoch eine Menge Geld, so dass Adolf Gerhard Tönjes – 20 Jahre zuvor immerhin noch einfacher Heuermann – seit der Pachtübernahme gut gewirtschaftet haben muss. In eines der zum Tönjes-Hof gehörenden Heuerhäuser zieht übrigens im Frühjahr 1892 die Familie von Meta Havekost ein. Deren späterer Ehemann Friedrich Engels wird 1956 Bürgermeister der Gemeinde Ganderkesee.
In Lintel findet Metta nach ihrer Hochzeit durchaus vergleichbare Verhältnisse vor. Zwar umfasst der Hof von Georg Haverkamp (heute: Ralf und Jannik Haverkamp) nur rund 80 Hektar, er gehört damit aber dennoch zu den größten und auch ältesten Betrieben des Dorfes. Bewirtschaftet haben ihn bis 1892 Mettas früh verwitwete Schwiegermutter Marie Gesine Haverkamp und ihr zweiter, aus Hurrel stammender und mit Metta nicht verwandter Ehemann Johann Heinrich Tönjes. Beide lassen sich allerdings noch im selben Jahr in Hude nieder, denn Grunderbe ist gemäß Jüngstenrecht Georg Haverkamp.
Im September 1893 bringt Metta Tochter Martha Johanne zur Welt. Im August 1894 folgt als nächstes Kind Sohn Adolf. Zu diesem Zeitpunkt ist Schwiegermutter Marie Gesine infolge des Todes von Ehemann Johann Heinrich bereits wieder auf den Haverkamp-Hof zurückgekehrt, sie stirbt dort im Juni 1896 an Tuberkulose. Nur einen Monat zuvor ist in Bergedorf Adolf Gerhard Tönjes einer Lungenentzündung erlegen. Mit der Geburt von Gretchen (September 1896) und Klara (Oktober 1897) kommen dann für Metta und Georg noch zwei weitere Töchter hinzu.
Für die folgenden anderthalb Jahrzehnte sind für Mettas Familie bis auf einen Heimatbesuch ihres 1883 in die USA ausgewanderten Schwagers Heinrich Haverkamp keine besonderen Ereignisse überliefert. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs am 1. August 1914 trifft sie dann trotz der vorangehenden Juli-Krise vermutlich aus ähnlich heiterem Himmel wie die meisten Nachbarn und Landsleute. Mag die Kriegsbegeisterung unter manchen Dichtern und Großstädtern in jenen Tagen auch groß sein – Metta wird davon gewiss nichts verspüren und vier Jahre lang nur inständig hoffen, dass ihr einziger, im August 1914 gerade 20 Jahre alt gewordener Sohn Adolf heil von der Front zurückkehrt. Ein mehr oder weniger stilles Flehen, das letztlich in Erfüllung geht. Das macht es Metta möglicherweise etwas leichter, die in der deutschen Niederlage wurzelnden und in der Landwirtschaft lange nachwirkenden Jahre der Hyperinflation zu überstehen.
Aus Adolfs im Januar 1925 geschlossener Ehe mit Mathilde Plate gehen mit Gerd (Oktober 1926) und Heino (Dezember 1928) zwei auf dem Haverkamp-Hof aufwachsende Enkelkinder hervor. Dass beide in noch jüngerem Alter als ihr Vater in einen weiteren Weltkrieg ziehen müssen, erlebt Metta nicht mehr mit. Sie stirbt am 12. Juli 1933 im Alter von 65 Jahren – knapp sechs Monate nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, deren verbrecherische Politik den Weg dorthin bereitet und abermals Millionen Menschen das Leben kostet. Beerdigt ist Metta auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.