Wo fängt Lintel an, und wo hört es auf? Eine Frage, die sich auf Anhieb gar nicht so einfach beantworten lässt. So spart die 1983 erschienene Chronik von Walter Janßen-Holldiek das Mitte der 60er Jahre entstandene Wochenendhaus-Gebiet am nordöstlichen Dorfrand komplett aus. Umgekehrt findet dort ein 1586 von Albrecht Wragge weit im Westen des eigentlichen Ortskerns begründeter Hof Erwähnung, der heute längst zu Wüsting gehört.
Geradezu kurios mutet die Situation auf dem heutigen Hof von Hans-Gerd Wefer an: Das Stammhaus liegt auf Linteler Gebiet, das 1982 errichtete Altenteiler-Haus jedoch in Hurrel. Auch im Südwesten sind die Übergänge zum Nachbarort Altmoorhausen teilweise fließend. Im Osten wiederum gilt die Hurreler Straße relativ widerspruchslos als Grenze zum benachbarten Vielstedt. Mit wenigen Ausnahmen wie dem einstigen Wragge-Hof hält sich die Linteler Gedächtnis-Seite eng an die von Janßen-Holldiek vorgegebene Einteilung – deckt aber das längst zum Dauer-Wohngebiet gewordene Wochenend-Areal mit ab.
Schwierig ist eine Zuordnung auch nördlich der 1867 eröffneten Bahnlinie Bremen-Oldenburg. Dort hat sich der Ortsname „Reiherholz“ eingebürgert, abgeleitet vom Waldgebiet gleichen Namens. In puncto Ortszugehörigkeit seit jeher Niemandsland, haben sich die Bewohner der relativ bahnnah an der Linteler Straße liegenden Häuser und Höfe in der Vergangenheit eher nach Lintel orientiert, die weiter Richtung Wesermarsch beziehungsweise St.-Elisabeth-Kirche wohnenden Anlieger nach Hude. Dorthin schicken Letztere auch ihre Kinder seit jeher zur Schule. Manche der im südlichen Reiherholz aufwachsenden Kinder besuchten dagegen in der Vergangenheit die Grundschule Wüsting. In der nach dem Zweiten Weltkrieg schulpflichtigen Generation der Großeltern war dies noch die Volksschule Lintel. Das erklärt, warum sich diverse Reiherholzer traditionell stark in Linteler Vereinen wie dem Schützenverein, dem Männergesangverein oder der Speelkoppel engagiert haben.
Aus den genannten Gründen erinnert die Linteler Gedächtnis-Seite ebenfalls an die verstorbenen Bewohner jener Häuser und Höfe, die zwischen dem in den 50er Jahren als Haltestelle zur Debatte stehenden Bahnübergang und der Abzweigung „Zum Wittemoor“ liegen – mag ihr früheres Zuhause in der offiziellen Dorf-Chronik auch keine Rolle spielen.