Martha Gesine Wenke wird am 24. September 1908 als erstes Kind von Bernhard Hahler und Katharine Hahler in Schönemoor bei Ganderkesee geboren. Sie ist die ältere Schwester von Mathilde Deharde und Fritz Hahler.
Eine Woche vor Marthas Geburt stürzt US-Flugpionier Orville Wright auf einem Demonstrationsflug im Armee-Stützpunkt Fort Myer mit seinem Zweisitzer Flyer A aus 25 Meter Höhe ab und bricht sich dabei ein Bein sowie vier Rippen. Nicht so glimpflich davon kommt Wrights Passagier, der Armee-Offizier Thomas Selfridge: Er erleidet einen Schädelbruch und stirbt wenige Stunden nach dem Unfall, ohne noch einmal das Bewusstsein zu erlangen. Damit ist Selfridge das erste Todesopfer der motorisierten Luftfahrt.
Bei dem Flug geht es um den geplanten Kauf eines Wright-Flyers durch die US-Armee zu Schulungszwecken. Dafür sollte Selfridge die Freigabe erteilen – was nicht ohne Pikanterie ist, denn gemeinsam mit dem prominenten Erfinder Alexander Graham Bell hatte er ein Jahr zuvor die kanadische Konstruktionsgesellschaft Aerial Experiment Association gegründet und bei der Entwicklung eines Konkurrenzmodells zum Flyer A geholfen. Das Verhältnis zwischen den beiden Piloten ist deshalb nicht frei von Spannungen. Für den Unfallhergang spielt das freilich keine Rolle: Der Absturz geht auf einen gebrochenen Propeller zurück, der offenbar den auf ihn einwirkenden Kräften nicht standhielt. Orville Wright und sein Bruder Wilbur gestalten den Flyer daraufhin noch einmal neu, und die Armee führt für ihre Piloten eine Helmpflicht ein.
Konstruktionsfehler, überfordertes Material und mangelhafte Ausrüstung sind in den Pionier-Tagen der Fliegerei durchaus keine Seltenheit und fordern noch so manches Opfer. Direkt auf Selfridge folgt etwa ein knappes Jahr später Eugène Lefebvre, Chefpilot der französischen Tochter der Wright Company. Er stirbt am 7. September 1909, als das von ihm vor der Auslieferung an einen Kunden getestete Flugzeug südlich von Paris abstürzt. Noch im selben Jahr folgen ihm der Franzose Ferdinand Ferber und der Spanier Antonio Fernández Santillana. Am 4. Januar 1910 ist Ferbers Landsmann Léon Delagrange der erste Flieger, der mit einem Eindecker in den Tod stürzt.
Im Deutschen Reich, wo mit Otto Lilienthal bereits 1896 ein prominenter Luftfahrt-Pionier ums Leben gekommen ist, sorgt im Juni 1910 auch der erste Todesflug eines motorisierten Piloten für Schlagzeilen. Handelt es sich dabei doch um Thaddäus Robl – einen der bekanntesten Radrennfahrer seiner Zeit, der zwischen 1901 und 1907 bei Steher-Rennen mehrere Welt- und Europameister-Titel holte. Robl, der erst 1909 vom Radsport auf die Fliegerei umgesattelt hatte, stirbt am 18. Juni 1910 in der Nähe von Stettin, als er bei starkem Wind aus seiner Maschine geschleudert und von deren Motor erschlagen wird.
Flug-Pioniere gibt es auch im Großherzogtum Oldenburg, zu dem Marthas Geburtsort Schönemoor gehört. Zum Beispiel den gebürtigen Oldenburger Theodor Schauenburg, der allerdings in Osnabrück aufwächst und das Fliegen in Berlin erlernt. Oder Johann Lehmhus aus Neuenwege bei Varel, der erstmals im Sommer 1913 mit einer sehr eigenwilligen Konstruktion – ein Fahrrad mit Bambusflügeln, Propeller und NSU-Motor – vom Boden abhebt. Bevor er mit einem stärkeren Motor weitere Versuche unternehmen kann, erkrankt Lehmhus jedoch schwer und stirbt nur einen Tag vor einem Demonstrationsflug, der ihm möglicherweise finanzkräftige Sponsoren beschert hätte.
Zu diesem Zeitpunkt ist Martha mit ihrer Familie längst in die Wesermarsch gezogen, der Heimat ihres Vaters. Bernhard Hahler steht schon seit 1904 als Erbe eines Hofes in Ochholt fest, hat aber zunächst noch einige Jahre in Delmenhorst gearbeitet. Als Anfang August 1914 der Erste Weltkrieg ausbricht, nimmt er sehr wahrscheinlich von Beginn an daran teil. Somit muss Martha den mutmaßlich ersten Fototermin ihres Lebens einige Wochen oder Monate später alleine mit Mutter Katharine, Schwester Mathilde und dem erst im Januar 1914 geborenen Bruder Fritz hinter sich bringen. Ab Frühjahr 1915 besucht sie dann die dorfeigene Volksschule.
Als ältestes der drei Kinder wird Martha sehr wahrscheinlich früh in die Bewirtschaftung des elterlichen Hofes einbezogen – zumindest solange, bis Vater Bernhard aus dem verlorengegangenen Krieg zurückkehrt und der designierte Hoferbe Fritz in die ihm zugedachte Rolle hineinwächst. Nach Schulabschluss und Konfirmation hat Martha dann verschiedene Stellungen inne. Ihre erste Station ist die Sommerfrische Hasbruch, ein damals von Albert Brüns betriebenes, zwischen Hude und Bookholzberg gelegenes Ausflugslokal. Anschließend arbeitet sie im Haushalt eines leitenden Angestellten der Wollkämmerei in Delmenhorst und danach im Haushalt eines Bremer Zahnarztes.
Ihren künftigen Ehemann Friedrich Wenke kennt Martha vermutlich schon so lange sie denken kann. Er wohnt mit seiner Familie in unmittelbarer Nachbarschaft – zunächst auf einem Hof am heutigen Roggenmoorsweg und später auf jenem Hof, der ihrem Elternhaus gegenüberliegt. Wann und bei welcher Gelegenheit aus den beiden ein Paar wird, ist in der Familie nicht überliefert, wohl aber das Datum ihrer Hochzeit: Es ist der 15. Juni 1934. Zwei Wochen später festigt Adolf Hitler die Anfang 1933 begonnene NS-Herrschaft, indem er im Zuge der Niederschlagung des angeblichen Röhm-Putsches zahlreiche innenpolitische Gegner ermorden lässt. Nach dem Tod des greisen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg am 2. August 1934 übernimmt Hitler auch dessen Aufgaben mit und agiert fortan als „Führer und Reichskanzler“.
Martha und Friedrich bewirtschaften zu diesem Zeitpunkt bereits einen Pachthof in Köterende, auf dem Martha im August 1936 Tochter Christa zur Welt bringt. Bald nach der Geburt des zweiten Kindes Heinz im April 1940 zieht die Familie nach Reiherholz weiter, wo sie in unmittelbarer Nähe der Bahnstrecke Bremen-Oldenburg einen von Gesine Spielbrink verpachteten Hof übernimmt. Dort sieht sich Martha angesichts des Anfang September 1939 mit Hitlers Befehl zum Angriff auf Polen ausbrechenden Zweiten Weltkriegs schnell weitgehend auf sich allein gestellt: Friedrich erhält wie viele Nachbarn und Bekannte einen Stellungsbefehl zur Wehrmacht. Nach einem im Heimaturlaub erlittenen Ernte-Unfall bleiben ihm allerdings zu Marthas Erleichterung die Rückkehr zu seiner Einheit und die nach Beginn des Russland-Feldzugs im Juni 1941 früher oder später zu erwartende Versetzung an die Ostfront erspart.
Trotz aller Veränderungen, die die Besetzung des Reiherholzer Umlandes durch englische und kanadische Truppen im April 1945 und die kurz darauf erfolgende Kapitulation der Wehrmacht mit sich bringen, verläuft Marthas und Friedrichs von den Erfordernissen der Landwirtschaft geprägtes Leben spätestens von der Währungsreform im Juni 1948 an wieder in halbwegs geordneten Bahnen. Obwohl aufgrund ihrer Herkunft und der damit verbundenen verwandtschaftlichen Beziehungen nach wie vor eher Richtung Wesermarsch orientiert, pflegen sie zu ihren Nachbarn im Reiherholz ein gutes Verhältnis – mit Erna und Adolf Heyne, Margarete und Heinrich Wachtendorf, Alma und Karl Wachtendorf sowie Rosa und Herbert Ellinghusen wird auf Ernte- und Reiterbällen viel zusammen gefeiert.
Martha und Friedrich wohnen noch bis 1967 auf ihrem Pachthof. Danach siedeln sie auf einen kleinen, von Bernhard Suhr gekauften Hof im näher Richtung Hude gelegenen Teil von Reiherholz über (heute: Marthas Enkeltochter Doris und Dirk Vorlauf). Für sie und Friedrich folgt mit dem Eintritt in den Ruhestand eine relativ entspannte Lebensphase, in der es aber schon allein durch die zwischen 1957 und 1967 geborenen Enkelkinder Ingo, Reiner, Doris, Heiner, Hergen, Jens, Sabine und Ulf niemals langweilig wird. Diverse Urlaubsreisen nach Süddeutschland, Österreich und Frankreich sorgen ebenfalls für Abwechslung, bis Friedrichs Tod im August 1984 Martha kurz nach der Goldenen Hochzeit zur Witwe macht.
Nach Friedrichs Tod lebt Martha weiter auf ihrem Altersruhesitz und erlebt noch die Geburt der Urenkel Daniel, Thorben und Insa. Bald nach ihrem 80. Geburtstag verlassen aber auch sie ihre Kräfte, sie stirbt am 15. Februar 1990 an Altersschwäche. Beerdigt ist Martha fünf Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.