Ewald Hermann Quitsch – Rufname Hermann – wird am 28. Dezember 1873 als erstes Kind von Friedrich Wilhelm Quitsch und Henriette Quitsch in Neu Heidendorf im Regierungsbezirk Königsberg geboren. Er ist der ältere Bruder von Karl Ernst Quitsch, Wilhelm Quitsch, Martha Quitsch, Bertha Emilie Quitsch, Heinrich Friedrich Emil Quitsch, Johann Diedrich Peter Quitsch und Gesine Sophie Quitsch. Darüber hinaus hat er möglicherweise noch weitere, in Ostpreußen geborene und zum Teil früh verstorbene Geschwister, zu denen es in öffentlich einsehbaren Kirchenbüchern aber keine verlässlichen Daten gibt.
Vier Tage nach Hermanns Geburt tritt in Elsass-Lothringen die Verfassung des Deutschen Reiches in Kraft. Für die 1871 nach dem Deutsch-Französischen Krieg von Frankreich abgetretene Provinz ein wichtiger Schritt zur Eingliederung ins neue Staatsgebiet, dem unmittelbar darauf ein weiterer folgt: Bei der Reichstagswahl vom 10. Januar 1874 dürfen erstmals auch Elsass-Lothringer mitwählen. Für ihre Abgeordneten sind im Reichstag in Berlin 15 Plätze reserviert. Alle Mandate fallen allerdings an pro-französische Regionalisten, von denen einige jede konstruktive Mitarbeit im Parlament verweigern.
Der teilweise rigorose Widerstand gegen die neue Staatsmacht hat in erster Linie religiöse Gründe. Eine große Mehrheit der rund 1,6 Millionen Einwohner Elsass-Lothringens ist katholisch und misstraut dem unter Preußens Führung evangelisch dominierten Deutschen Reich unter Kaiser Wilhelm I. – erst recht, seit Wilhelms Kanzler Otto von Bismarck durch die Einführung der Zivilehe und andere Maßnahmen eine strikte Trennung von Kirche und Staat herbeizuführen versucht. In der als Kulturkampf bekanntgewordenen Auseinandersetzung stehen viele Elsass-Lothringer fest an der Seite ihrer Geistlichen. Diese wiederum pflegen nicht nur enge Beziehungen zu Amtskollegen im erzkatholischen Frankreich, sondern sie sind darüber hinaus politisch sehr aktiv: Zu den im Januar 1874 gewählten Reichstagsabgeordneten des Landes zählen etwa mit Andreas Räß der Bischof von Straßburg und mit Paul Dupont des Loges der Bischof von Metz.
Obwohl ganz überwiegend deutschsprachig, haben sich viele Elsass-Lothringer nach mehr als 200-jähriger Zugehörigkeit der Region zu Frankreich aber auch kulturell recht weit von ihren ursprünglichen Wurzeln entfernt. Sie gebärden sich betont frankophil und reagieren allergisch auf alle von oben herab unternommenen Versuche zugezogener preußischer Beamter, sie zu kaisertreuen Untertanen zu machen. Ein Konflikt, der erst Anfang des 20. Jahrhunderts durch die allmähliche Gewöhnung aneinander sowie die in Frankreich inzwischen ebenfalls betriebene Trennung von Kirche und Staat an Schärfe verliert.
Geographisch bilden Elsass-Lothringen und Ostpreußen, zu dem Hermanns Geburtsort Neu Heidendorf gehört, die beiden Gegenpole des Deutschen Reiches. In gewisser Weise gilt das auch politisch – ist doch Ostpreußen historisch betrachtet die Wiege des späteren Königreichs Preußen. Vertreten in Berlin wird die Provinz überwiegend von Rittergutsbesitzern wie Friedrich Fernow, dem seit 1871 für Neu Heidendorf und die umliegenden Orte zuständigen Reichstagsabgeordneten. Wobei sich Fernow auf seinem feudalen Gut kaum sonderlich für die Lebensumstände der rund 70 Kilometer nordöstlich von Königsberg im Großen Moosbruch siedelnden Kolonisten interessieren dürfte: Amtlichen Beschreibungen jener Zeit zufolge handelt es sich bei diesem Hochmoorgebiet um „eine der merkwürdigsten Gegenden im Königsberger Regierungsbezirke“, die „an die primitivsten Zustände unseres zivilisierten Erdteils“ erinnert. Der Alltag von Hermanns Eltern – seine Mutter ist bereits in Neu Heidendorf geboren, Vater Friedrich Wilhelm stammt aus dem Nachbardorf Keladden – dürfte folglich von zahlreichen Entbehrungen geprägt sein und dem jener Pionier-Siedler ähneln, die Anfang des 20. Jahrhunderts das westlich von Oldenburg gelegene Vehnemoor kultivieren.
Ob die Familie in Neu Heidendorf über eigenen Grundbesitz verfügt, ist nicht überliefert. Dagegen spricht, dass Hermanns Brüder Karl Ernst und Wilhelm in Carlsrode geboren werden und Schwester Martha in Tonnischken, zwei weiteren wie Neu Heidendorf längst verlassenen Siedlungen im Großen Moosbruch. Wo genau Hermann damals die Schule besucht, lässt sich 140 Jahre später nicht mehr ermitteln – ebenso wenig, wann seine Eltern den Entschluss fassen, Ostpreußen den Rücken zu kehren und 800 Kilometer weiter westlich ihr Glück zu suchen. Der Reiseantritt muss jedoch irgendwann nach Marthas Geburt im August 1886 erfolgen, denn im Mai 1889 ist die nächstjüngere Schwester Bertha Emilie das erste Geschwisterkind, das in der neuen Heimat Colnrade bei Harpstedt zur Welt kommt. Sie lebt allerdings nur wenige Wochen. Noch vor der Geburt des nächsten Sohnes Heinrich Friedrich Emil im September 1890 zieht die Familie dann innerhalb Colnrades vom Ortsteil Austen nach Beckstedt.
Im September 1890 steht Hermann vor seinem 17. Geburtstag und hat die Schule abgeschlossen. Wahrscheinlich befindet er sich bereits in der Ausbildung zum Schneider, denn diesen Beruf gibt er an, als er im Juni 1894 zum Militärdienst einberufen wird. Überlieferungen aus der Familie zufolge soll er zwischendurch auch kurz zur See gefahren sein und von seiner letzten Fahrt einen Papagei mit nach Hause gebracht haben. Vater Friedrich Wilhelm Quitsch arbeitet derweil als Steinsprenger – ein im damaligen Großherzogtum Oldenburg eher selten anzutreffender Beruf, der aber recht einträglich zu sein scheint. Denn nachdem die Familie spätestens ab 1895 für einige Jahre in Dingstede lebt, kann Friedrich Wilhelm 1904 eine eigene, mit vergleichsweise großen Ländereien ausgestattete Hofstelle in Altmoorhausen (heute: Gerno Wiechmann) gründen. Möglicherweise schießt er auch etwas Geld hinzu, als Hermann 1897 nach der Entlassung aus dem Militärdienst im benachbarten Hurrel einige Hektar Land kauft und unmittelbar vor der Ortsgrenze zu Dingstede mit dem Bau eines Hofgebäudes beginnt (heute: Marlies und Markus Pape).
Noch im selben Jahr, nämlich am 3. November 1897, heiratet Hermann Johanne Ramke aus Munderloh. Knapp elf Monate später kommt der nach seinem Großvater benannte Sohn Friedrich Wilhelm zur Welt. Es folgen Johann (Januar 1900), Henriette (Oktober 1901) und Heinrich (Februar 1904), wobei die Geburt des Letztgenannten ein Todesfall überschattet: Im Januar 1904 stirbt der älteste Sohn Friedrich Wilhelm an Brechdurchfall.
Warum Hermann sich zwei Jahre später entschließt, seinen Hurreler Besitz an Bernhard Diedrich Schütte zu verkaufen, liegt heute im Dunkeln. Mit Johanne und den drei übriggebliebenen Kindern zieht er weiter auf einen Hof am Postweg in Vielstedt, wo mit Käthe (Dezember 1907) und Ewald (1909) zwei weitere Kinder hinzukommen. Danach wohnt die Familie Angaben von Hermanns Enkelin Hella Bisanz zufolge auch kurz an der Parkstraße in Hude – möglicherweise, weil Hermann dort als Schneider näher an seiner Kundschaft ist. Im Laufe des Jahres 1910 geht es dann aber doch wieder in einen Außenbezirk von Hude zurück. Dieses Mal nach Lintel, wo Hermann an der Linteler Straße einen kleinen, zum Hof von Johann Kreye gehörenden Pachtbetrieb übernimmt (heute: Hella und Kurt Bisanz). Am neuen Domizil blickt Hermann von seiner Werkstatt aus direkt auf die einige Jahre zuvor neu errichtete Volksschule, die neben den älteren Kindern Johann, Henriette und Heinrich bald auch Käthe und Ewald besuchen.
Die Einschulung seiner beiden jüngsten, 1911 und 1912 in Lintel geborenen Töchter Gesine und Martha erlebt Hermann nicht mehr mit. Der im August 1914 ausgebrochene Erste Weltkrieg führt ihn als Kanonier eines Reserve-Fußartillerie-Regiments an die Ostfront, wo er im Herbst 1916 auf dem Gebiet des Königreichs Serbien gegen russische Truppen kämpft. Am 25. Oktober wird Hermann mit Anzeichen einer Malaria-Erkrankung ins Kriegslazarett 54 C in Üsküb (heute: Skopje) eingeliefert. Dort stirbt er am 30. Oktober 1916 und wird einen Tag später auf dem Städtischen Friedhof von Üsküb beerdigt.