Alma Marie Möhlenbrock wird am 20. Februar 1917 als zweites Kind von Johann Möhlenbrock und Amalie Möhlenbrock auf dem elterlichen Hof in Lintel (heute: Martin und Ralf Möhlenbrock) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Karl Möhlenbrock und die ältere Schwester von Anna van der Ploeg und Hans Möhlenbrock.
Einen Tag nach Almas Geburt kollidiert der britische Truppentransporter SS Mendi auf dem Ärmelkanal bei dichtem Nebel mit dem mehr als doppelt so großen Frachtdampfer SS Darro und sinkt innerhalb von 25 Minuten. Dabei kommen amtlichen Angaben zufolge 636 Menschen ums Leben, die meisten davon Mitglieder des South African Native Labour Corps. Viele von ihnen sterben bereits unter Deck im Schlaf, als der Frachter mit dem Bug die Steuerbord-Seite der SS Mendi rammt. Weil der Transporter sofort starke Schlagseite bekommt, können lediglich auf einer Seite Rettungsboote zu Wasser gelassen werden. Zudem unterlässt die Besatzung der weitgehend unbeschädigt gebliebenen SS Darro aus Furcht vor deutschen U-Boot-Angriffen jegliche Hilfeleistung und dampft davon.
Mag es sich oberflächlich betrachtet auch um ein rein innerbritisches Unglück handeln – der Anfang Februar 1917 inmitten des seit 1914 tobenden Ersten Weltkriegs vom Deutschen Reich ausgerufene uneingeschränkte U-Boot-Krieg trägt sicher seinen Teil zu der Tragödie bei. Veranlasst er doch die Kapitäne beider Schiffe, trotz des kaum Sicht gewährenden Nebels ohne jegliche Positionslichter zu fahren. Gleichwohl führt die im August 1917 abgeschlossene juristische Aufarbeitung des Falls zu einer eindeutigen Schuldzuweisung an den angeklagten Kapitän der SS Darro: Er sei nicht nur verantwortlich für die trotz der eingeschränkten Sichtverhältnisse gefährlich hohe Geschwindigkeit seines Frachters, sondern hätte auch trotz der allgemeinen Gefahrensituation entsprechende Rettungsmaßnahmen ergreifen müssen. In der Folge spricht ihm das zuständige britische See-Gericht für ein Jahr lang das Recht ab, Schiffe zu führen.
Ein angesichts der Tragweite der Verfehlung ausgesprochen mildes Urteil. Ein Grund dafür liegt sicher auch darin, dass es sich bei den Toten bis auf wenige Ausnahmen um farbige Hilfskräfte aus Südafrika handelt. Menschen aus einer entfernten Kolonie also, auf deren Unterstützung Großbritannien im dritten Kriegsjahr zwar dringend angewiesen ist, die aber dort wie auch in ihrer Heimat kaum Wertschätzung genießen. Nicht von ungefähr sind sie vom Dienst mit der Waffe ausgeschlossen – die Vorstellung, Farbige gegen Weiße kämpfen zu lassen, bereitet sowohl weißen Südafrikanern als auch britischen Militärs Skrupel. Vor diesem Hintergrund gerät der Untergang der SS Mendi in beiden Ländern schnell in Vergessenheit. Erst mit Ende des Apartheid-Regimes Mitte der 1990er Jahre erinnert man sich, zumindest in Südafrika, zunehmend der Opfer.
Mag der uneingeschränkte U-Boot-Krieg dem unter der vorangegangenen britischen Seeblockade schwer leidenden Deutschen Reich anfangs auch etwas Entlastung bringen – letztlich bedeutet seine Ausrufung den Anfang vom Ende des Kaiserreichs. Denn er führt im April 1917 zum Kriegseintritt der USA auf Seiten der Alliierten. Der geballten Übermacht haben die Mittelmächte auf Dauer wenig entgegenzusetzen. Dem am 11. November 1918 geschlossenen Waffenstillstand von Compiègne unmittelbar voran gehen die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. sowie die Ausrufung der Weimarer Republik.
Wie die genannten Ereignisse in Almas Heimatdorf aufgenommen werden, lässt sich nur vermuten. Dort haben Alma und ihr Bruder immerhin das Glück, im Krieg nicht den Vater verloren zu haben. Johann Möhlenbrock arbeitet nach dem Friedensschluss weiter auf dem von ihm im Jahre 1900 erworbenen Hof an der Schaftrift und betätigt sich wie schon vor 1914 nebenbei als Hausschlachter. Dieser Nebenerwerb ist nötig, weil der Besitz gerade einmal sieben Hektar umfasst und zudem noch überwiegend aus Heideland besteht.
Der Geburt von Schwester Anna im März 1921 folgt zwei Jahre später Almas Einschulung in die Volksschule Lintel. Dort gehören unter anderem Lina Lampe und Gerda Wilkens zu ihren in etwa gleichaltrigen Mitschülerinnen. Ist Almas erstes Schuljahr vor allem von der sich zur Hyperinflation steigernden Geldentwertung und einem gescheiterten Putschversuch reaktionärer Kräfte geprägt, so stabilisiert sich die wirtschaftliche und politische Lage der Weimarer Republik von 1924 an deutlich. Ob sich vor diesem Hintergrund 1925 oder 1926 irgendjemand in Almas Umfeld vorstellen kann, was in den folgenden zwei Jahrzehnten Schlimmes vor dem Land und letztlich vor der ganzen Welt liegt?
Alma selbst – was angesichts ihres viel zu frühen Todes nur ein schwacher Trost ist – bleiben Weltwirtschaftskrise, NS-Terror und der Zweite Weltkrieg samt seinen Folgen erspart. Einige Wochen nach ihrem zehnten Geburtstag zieht sie sich unter heute nicht mehr bekannten Umständen eine vermutlich unscheinbare und wahrscheinlich schon bald darauf wieder vergessene Verletzung zu, die aber weitreichende Folgen hat. Sie führt nämlich zu einer Infektion mit dem potenziell tödlichen Tetanus-Bazillus. Alma erliegt dem sich daraus entwickelnden Wundstarrkrampf am 7. April 1927 und wird vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.