Johann Gröne – Biographie

Johann Gerhard Gröne wird am 27. Februar 1876 als erstes Kind von Johann Friedrich Gerhard Gröne und Anna Hedwig Gröne in Neuenkoop geboren. Er ist der ältere Bruder von Meta Elise Gröne und Hermann Gröne.

In den Wochen um Johanns Geburt führen aufgrund anhaltender Regenfälle viele Flüsse im Deutschen Reich Hochwasser. Dadurch entstehen immer wieder gefährliche Situationen – etwa in der Nähe der sächsischen Stadt Riesa, wo am 19. Februar gegen 22 Uhr Teile einer erst im Jahr zuvor modernisierten Eisenbahnbrücke in die reißenden Fluten der Elbe stürzen. Ein von Dresden aus Richtung Leipzig fahrender Passagierzug, der nur wenige Minuten später die Unglücksstelle erreicht, kann von Augenzeugen durch lautes Rufen und Laternenschwenken gerade noch rechtzeitig zum Stehen gebracht werden. Mit dem Schrecken davon kommen auch die meisten Passagiere eines Zuges, der bei Magdeburg durch die einen Bahndamm überflutenden Wassermassen förmlich aus dem Gleis gespült wird: Es gibt bei dem Unglück nur einige Leichtverletzte.

In einer Katastrophe endet dagegen am 10. März ein durch Starkregen ausgelöster Bergsturz bei Kaub am Rhein. Er verschüttet insgesamt zehn Häuser des Ortes, 26 Bewohner verlieren ihr Leben. Zwei Tage später braut sich über Nordfrankreich und Südengland ein Unwetter zusammen, das als März-Orkan 1876 in die Geschichtsbücher eingeht. Mit einer Geschwindigkeit von mehr als 170 Stundenkilometern fegt der Sturm auch über die Benelux-Staaten und große Teile des Rheinlands hinweg. Dabei entwurzelt er in einer von Antwerpen über Düsseldorf, Kassel und Leipzig reichenden Schneise zahllose Bäume, deckt Dächer ab, beschädigt Telefonmasten und rasiert Fabrik-Schornsteine.

In Johanns Heimat liegen die Pegelstände der beiden größten Flüsse Weser und Hunte zwar ebenfalls weit über ihrem normalen Niveau. Von größeren Überschwemmungen sowie vom März-Orkan bleibt das Großherzogtum Oldenburg jedoch weitgehend verschont. Darauf deuten zumindest die in jenen Wochen erscheinenden Artikel der „Nachrichten für Stadt und Land“ hin. „Überall haben die Elemente mit unbeschreiblicher Wut gehaust, so dass dasjenige, was sie bis jetzt bei uns geleistet haben, nur Zephyr-Säuseln zu nennen ist“, heißt es etwas gestelzt in der Ausgabe 33 vom 16. März 1876. Den Schreckensnachrichten aus Sachsen, dem Rheinland oder auch aus dem Hannoverschen kann die Redaktion deshalb als regionale Fußnote lediglich den Unfall eines mit Torf beladenen Transportschiffes entgegensetzen, das aufgrund des Hunte-Hochwassers zwischen den Pfeilern der Cäcilienbrücke derart eingeklemmt war, dass „die Situation für Schiff und Brücke eine sehr bedenkliche wurde“. Die zügig eingeleitete Flottmachung sei jedoch nach einigen Anfangsschwierigkeiten „glücklich gelungen“.

Ob in jenem Frühjahr auch die am östlichen Ortsrand von Neuenkoop fließende Berne über die Ufer tritt, ist nicht überliefert. Sollte es jedoch auch in der näheren Umgebung zu Unwetter-bedingten Zerstörungen kommen, dürfte Johanns Vater als gelernter Zimmermann möglicherweise an den nötigen Instandsetzungsarbeiten beteiligt sein. Bis auf den Beruf des Familienvorstands ist heute aus Johanns Kinder- und Jugendtagen nichts mehr bekannt. Nach Schulabschluss und Konfirmation ergreift er jedoch denselben Beruf und lebt eine Zeitlang in Delmenhorst, wie eine entsprechende Meldebescheinigung aus dem Mai 1897 belegt. Irgendwann um die Jahrhundertwende zieht er dann nach Hude.

Wo Johann seine erste Ehefrau Anna Gesine Wiese aus Tweelbäke kennenlernt, lässt sich mehr als 120 Jahre später nicht mehr rekonstruieren. Johann und Anna Gesine heiraten am 2. April 1903 in Osternburg und lassen sich danach sehr wahrscheinlich in Tweelbäke nieder, wo Johann weiter als Zimmermann arbeitet. Anna Gesine bringt derweil zwei Söhne zur Welt, Friedrich (Januar 1904) und Heinrich (Oktober 1906).

Über die folgenden Jahre in Johanns Leben ist ebenfalls nur noch wenig bekannt. Nimmt er am Ersten Weltkrieg teil? Mit 38 Jahren ist er noch nicht zu alt, um 1914 – mutmaßlich als einer von Millionen Reservisten – zum Militärdienst eingezogen zu werden. Sollte es so sein, erfährt er möglicherweise erst nach seiner Rückkehr, dass Ehefrau Anna Gesine am 20. Oktober 1918, wenige Wochen vor Kriegsende also, im Evangelischen Krankenhaus in Oldenburg an der Spanischen Grippe verstorben ist. Die beiden 12 und 14 Jahre alten Söhne leben dann wahrscheinlich zunächst im Haushalt ihres verwitweten Großvaters Heinrich Wiese in Tweelbäke.

Schon wegen der Kinder dürfte für Johann nach diesem Schicksalsschlag relativ früh feststehen, ein zweites Mal zu heiraten. An der nötigen Auswahl mangelt es nicht: Bei Ausrufung der Weimarer Republik im November 1918 leben mehr als eine halbe Million Kriegswitwen im Land. Eine von ihnen ist Anna Kreye. Die 37-Jährige bewirtschaftet mit ihrer achtjährigen Tochter Magda in Reiherholz einen rund zehn Hektar großen Hof (heute: Herbert und Bernd Horstmann) und benötigt dabei nach dem Tod ihres 1915 gefallenen Ehemannes Gerhard Kreye dringend Hilfe. Vermutlich schon vor der am 22.Oktober 1919 gefeierten Hochzeit zieht Johann deshalb mit Friedrich und Heinrich nach Reiherholz.

Die Freude über die Geburt des gemeinsamen Sohnes Hermann Adolf im Juni 1920 währt nur kurz. Johanns drittes Kind stirbt bereits fünf Monate später an Tuberkulose – darauf lässt zumindest die im Kirchenbuch der Gemeinde Hude eingetragene Todesursache „Brustkrankheit“ schließen. Ein weiterer Schicksalsschlag in politisch bewegten Zeiten: Die junge Republik muss sich Anfang der 1920er Jahre gegen Feinde von links und rechts wehren und gerät angesichts der von den Siegermächten im Friedensvertrag von Versailles diktierten Bedingungen wirtschaftlich immer stärker in Bedrängnis. Die gravierendste Folge, eine sich bis Ende 1923 zur Hyperinflation auswachsende Geldentwertung, stellt auch Johann und Anna vor bislang nicht gekannte Herausforderungen.

Mag die zweite Hälfte des Jahrzehnts heute auch häufig auch mit dem Zusatz „Goldene Zwanziger“ in Verbindung gebracht werden: In der Landwirtschaft und generell in ländlichen Regionen bleibt die Lage weiter schwierig. Was wiederum dazu führt, dass der vom Ausbruch der Weltwirtschaftskrise im Herbst 1929 begünstigte Aufstieg der Nationalsozialisten früher beginnt und dementsprechend früher ans Ziel führt. Schon bei den Landtagswahlen vom Mai 1932 – also acht Monate vor der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler – erringt die NSDAP im Freistaat Oldenburg die absolute Mehrheit und stellt mit Carl Röver den Ministerpräsidenten.

Im Mai 1933 heiratet Stieftochter Magda Johann Hobbiebrunken. Da Magda Grunderbin des Hofes ist, liegt die Bewirtschaftung danach vorrangig in den Händen des aus Halsbek stammenden Schwiegersohns. Johanns Söhne haben Reiherholz zu diesem Zeitpunkt bereits verlassen. Heinrich Gröne ist seit November 1930 mit Hermine Wöbken verheiratet, die gemeinsame, im Oktober 1931 in Tweelbäke geborene Tochter Marga ist Johanns erstes Enkelkind. Aus dieser Ehe kommen später mit Edith und Ina zwei weitere Enkeltöchter hinzu, Friedrich Gröne steuert aus seiner Ehe mit Johanna Weidner Enkelsohn Rainer bei. Das fünfte Enkelkind, Magda und Johann Hobbiebrunkens Tochter Aenne, sieht Johann aus nächster Nähe aufwachsen.

Bei Inas Geburt im Januar 1940 tobt in Europa bereits seit vier Monaten der von den Nationalsozialisten entfesselte Zweite Weltkrieg. Zu dessen millionenfachen Opfern gehören sowohl Heinrich Gröne als auch Johann Hobbiebrunken, so dass der Fortbestand des Reiherholzer Hofes einmal mehr gefährdet ist. Anders als 1919 ihre Mutter heiratet Magda Hobbiebrunken nach Kriegsende im Mai 1945 nicht erneut. Obwohl mit 69 Jahren längst im Rentenalter, gönnt sich Johann deshalb in den folgenden Jahren nur selten eine Ruhepause und hält so mit Ehefrau und Stieftochter die Landwirtschaft am Laufen. Hilfe kommt außer von der als Grunderbin feststehenden Enkelin Aenne unter anderem von mehreren Flüchtlingsfamilien, die auf dem Betrieb teilweise für mehrere Jahre eine Bleibe finden.

Aus der im November 1950 geschlossenen Ehe von Enkelin Marga Gröne mit Johann Maas aus Tweelbäke geht im August 1951 Johanns erstes Urenkelkind Hans-Hermann hervor. Die Geburt weiterer Urenkel erlebt Johann nicht mehr mit: Er stirbt am 1. April 1956 und wird vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.