Anna Catharina Dorothea Busch wird am 10. Januar 1840 als fünftes Kind von Johann Friedrich Bashusen und Ahlke Bashusen in Hude geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Tönjes Bashusen, Mette Witte und Tönjes Bashusen und die ältere Schwester von Johann Friedrich Bashusen und Anna Tabetha Bashusen. Eine weitere, am 2. März 1833 geborene Schwester stirbt noch am selben Tag und bleibt deshalb namenlos.
Drei Tage nach Anna Catharinas Geburt ereignet sich nahe Long Island im Nordosten der USA das erste schwere Schiffsunglück des noch jungen Jahres. Der 1835 fertiggestellte Raddampfer „Lexington“, der regelmäßig von New York nach Stonington im Bundesstaat Connecticut verkehrt und zur damaligen Zeit Teil der schnellsten Verbindung zwischen New York und Boston ist, gerät in Brand und sinkt. Von den 143 Menschen an Bord überleben lediglich vier die Katastrophe.
Die „Lexington“ legt an jenem 13. Januar 1840 um 16.00 Uhr in Manhattan ab. Außer den Passagieren und Besatzungsmitgliedern befördert sie unter anderem 150 Ballen Baumwolle. Gegen 19.30 Uhr bemerkt der Erste Offizier, dass hölzerne Teile und Verkleidungen am Schornstein in Flammen stehen. Als alle Versuche, das Feuer zu löschen, scheitern, lässt die Besatzung eilig die drei mitgeführten Rettungsboote zu Wasser. Eines davon gerät allerdings in das unkontrolliert noch auf vollen Touren laufende Schaufelrad des Dampfers und wird dort mitsamt seinen Insassen zerquetscht. Die beiden anderen Boote landen aufgrund fehlerhaft geschnittener Seile mit dem Heck im Wasser und sinken. Weil Hilfe von außen auf sich warten lässt, bleibt allen an Deck Verbliebenen gegen Mitternacht nur der Sprung ins eiskalte Wasser des Long Island Sound. Selbst die meisten derjenigen, die dabei zunächst eine leere Gepäckkiste oder einen der übriggebliebenen Baumwollballen als schwimmenden Untersatz ergattern, verlieren in den folgenden Stunden den Kampf gegen Entkräftung und Unterkühlung.
Die nach dem Unglück eingesetzte Untersuchungskommission bringt einen schwerwiegenden Konstruktionsfehler der „Lexington“ ans Licht. So sind die ursprünglich für die Verbrennung von Holz ausgelegten Dampfkessel des Schiffes 1839 unsachgemäß zum Verbrennen von Kohle umgerüstet worden. Hinzu kommt, dass die mitgeführten Baumwollballen zu nah am Schornstein gestapelt waren. Bei fachgerechter Lagerung wären sie nicht oder zumindest nicht so früh in Flammen aufgegangen. Direkte Konsequenzen aus der offensichtlich vermeidbaren Katastrophe gibt es jedoch keine – auch nicht für jenen Kapitän eines nur fünf Meilen entfernt vorüberfahrenden Schiffes, der die unterlassene Hilfeleistung damit erklärt, dass er unbedingt die nächste Flut habe erwischen wollen.
Zu den Opfern des Untergangs gehört mit Karl Follen auch ein prominenter deutscher Burschenschaftler und späterer Harvard-Professor. Follen musste 1819 ins Ausland fliehen, weil er nach dem Mord an dem Schriftsteller August von Kotzebue der Mittäterschaft bezichtigt wurde. In den USA wiederum geriet er in den 1830er Jahren wegen seines Eintretens für die Abschaffung der Sklaverei unter Druck und ließ sich angesichts der zunehmenden Anfeindungen an der Hochschule 1836 zum Pfarrer einer unitarischen Kirchengemeinde ausbilden.
In Follens alter Heimat hat sich in der Zwischenzeit nichts an den bestehenden Herrschaftsverhältnissen geändert. An eine Demokratisierung oder gar eine 1817 auf dem Wartburg-Fest und 1832 auf dem Hambacher Fest geforderte nationale Einheit ist nicht zu denken. Da zugleich die Wirtschaft stagniert, schnellt die Zahl der Nordamerika-Auswanderer in die Höhe: Zieht es zwischen 1830 und 1839 rund 125.000 Deutsche in die USA, so sind es in den folgenden zehn Jahren mehr als dreimal so viele. Im Großherzogtum Oldenburg, zu dem Anna Catharinas Geburtsort Hude gehört, nimmt die Welle allerdings trotz der gescheiterten März-Revolution von 1848 anfangs nur recht langsam Fahrt auf. Auch in ihrer Familie – Vater Johann Friedrich stammt ursprünglich aus Wraggenort, Mutter Ahlke aus Kühlingen in der Gemeinde Ganderkesee – lässt sich für diese Zeit kein Auswanderer nachweisen.
Über die Bedingungen, unter denen Anna Catharina in jenen Jahren in Hude aufwächst, ist heute so gut wie nichts mehr bekannt. Nur so viel: Von ihren ursprünglich sechs Geschwistern erreichen lediglich drei das Erwachsenenalter. So sind im Januar 1840 neben der ältesten Schwester auch die beiden jeweils auf den Vornamen Tönjes getauften Brüder bereits verstorben. Die zweite Schwester Mette ist fast auf den Tag genau fünf Jahre älter als sie, die beiden jüngsten Kinder der Familie sind 1842 und 1845 geboren.
Wie es Anna Catharina nach Schulabschluss und Konfirmation weiter ergeht und bei welcher Gelegenheit sie ihren künftigen, zehn Jahre älteren Ehemann Hermann Diedrich Busch aus Lintel kennenlernt, darüber lässt sich ebenfalls nur spekulieren. Durchaus möglich, dass sie 1866 nach dem Tod von dessen erster, an Tuberkulose verstorbenen Ehefrau Gesine zunächst als Haushälterin auf den damaligen Busch-Hof an der Linteler Straße (heute: Guido und Susanne Einemann) kommt. Denn dort sind mit den Halbwaisen Bernhard Diedrich, Johann Carl und Gesine Catharine Bernhardine drei minderjährige Kinder im Alter von neun, sieben und vier Jahren zu versorgen. Eine Konstellation, die Mitte des 19. Jahrhunderts angesichts zahlreicher früher Muttertode gar nicht einmal selten ist und dann so manche neue Ehe stiftet.
Wie auch immer: Anna Catharina und Hermann Diedrich heiraten am 2. März 1869, zehn Wochen nach dem Tod von Anna Catharinas Mutter. Zu diesem Zeitpunkt ist Anna Catharina bereits schwanger, im Juli 1869 bringt sie Sohn Johann Diedrich zur Welt. Im Juni 1874 folgt Tochter Mathilde. Beide Kinder wachsen in den folgenden Jahren mit ihren Stiefgeschwistern auf.
Mitte der 1870er Jahre hat die Zahl der Auswanderer aus dem Großherzogtum Oldenburg deutlich zugenommen. Längst sind auch einige Linteler darunter. Meta Petershagen etwa, eine Kusine von Hermann Diedrich Busch. Eine andere Kusine, Anna Sophie Busch, folgt im Juli 1880. Für Anna Catharina und Hermann Diedrich scheint dies jedoch keine Option zu sein – obwohl die damals in recht bescheidenem Rahmen betriebene Landwirtschaft allein kaum reicht, die Familie über Wasser zu halten. Deshalb arbeitet Hermann Diedrich nebenbei noch als Maler. Eine Perspektive, der Anna Catharinas gemäß Jüngstenrecht als Hofnachfolger gesetzter Stiefsohn Johann Carl offenbar nichts abgewinnen kann: Er schlägt das Erbe aus und verdient seinen Lebensunterhalt unter anderem als Musiker.
Der zweite Stiefsohn Bernhard Diedrich lebt später in Hemmelsberg und Hude, Stieftochter Gesine Catharine Bernhardine in Osternburg. Johann Diedrich Busch wiederum besucht das Lehrerseminar in Oldenburg und unterrichtet danach unter anderem in Rüstringen und Bad Pyrmont. Somit kommt für die Hof-Nachfolge nur noch Tochter Mathilde infrage. Sie heiratet im März 1903 Johann Hermann Wesemann aus Hude. Möglicherweise vergrößert Anna Catharinas Schwiegersohn den Betrieb etwas, denn über eine weitere Nebentätigkeit ist nichts überliefert.
Aus der Ehe von Mathilde und Johann Hermann gehen für Anna Catharina mit Hermann Diedrich (Dezember 1903) sowie Hermanda und Alma (August 1907) drei Enkelkinder hervor. Bei der Geburt der Zwillingsmädchen ist Anna Catharina bereits seit acht Monaten Witwe, Ehemann Hermann Diedrich ist Anfang 1907 kurz nach seinem 76. Geburtstag an Altersschwäche verstorben. Im Juli 1908 stirbt überraschend auch Enkelsohn Hermann Diedrich, er wird nur vier Jahre alt.
Mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs beginnt 1914 auch für Anna Catharina eine schwere Zeit. Ob Johann Hermann Wesemann zur kaiserlichen Armee eingezogen wird, ist anders als bei Anna Catharinas Sohn Johann Diedrich nicht bekannt. Letzterer arbeitet in den Kriegsjahren weiter als Lehrer, stirbt allerdings im August 1918 an einer Magenblutung.
Nach Kriegsende im November 1918 lebt Anna Catharina weiter mit Mathilde, Johann Hermann und den beiden Enkeltöchtern auf dem Hof an der Linteler Straße. Wirtschaftlich muss die Familie angesichts der immer stärker zunehmenden Geldentwertung noch einige harte Jahre überstehen, ehe sich die Lage Anfang 1924 allmählich normalisiert. Gesundheitlich steht es da um Anna Catharina vermutlich bereits nicht mehr zum Besten, sie stirbt am 22. Februar 1927 ebenfalls an Altersschwäche. Beerdigt ist sie vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.