August König – Biographie

August Artur König wird am 24. November 1913 als drittes Kind von August Friedrich König und Mathilde König in Oldenburg geboren. Er ist der jüngere Bruder von Hans König und Benno König und der ältere Bruder von Artur König, Lili König, Mathilde Pfau, Wilma Klattenhoff, Luise Schepker und Egon König.

In den Wochen um Augusts Geburt wird in gleich drei deutschen Städten über den Bau eines Rhein-Tunnels debattiert. Zum einen in Düsseldorf, wo die Verwaltung am 13. November 1913 erste Pläne für ein entsprechendes Bauwerk vorstellt. Der angedachte Tunnel soll die wachsenden Verkehrsprobleme der inzwischen mehr als 400.000 Einwohner zählenden preußischen Provinz-Metropole lösen und verursacht laut den vorgelegten Berechnungen deutlich geringere Kosten als eine zweite Rheinbrücke. Das Kosten-Argument spielt einem Bericht der „Frankfurter Zeitung“ zufolge auch 300 Kilometer weiter südlich in Ludwigshafen und Mannheim eine gewichtige Rolle: Nicht zuletzt aus diesem Grund favorisieren die örtlichen Verkehrsvereine zur Verbindung der beiden Städte eine Tunnel-Lösung.

Anstoß für diese Überlegungen ist der 1911 in Betrieb genommene Elbtunnel in Hamburg. Er unterquert die Norderelbe auf einer Länge von knapp 430 Metern und verbindet die nördliche Hafenkante bei den St. Pauli-Landungsbrücken mit der Elbinsel Steinwerder. Das dem Clyde Tunnel in der schottischen Hafenstadt Glasgow nachempfundene Konstrukt gilt als erstes bedeutendes Bauwerk seiner Art auf dem europäischen Festland und wird bereits im ersten Jahr seines Bestehens von knapp 20 Millionen Menschen genutzt. Dabei handelt es sich vor allem um Arbeiter, die täglich von ihren Wohnquartieren zu den am Hafen gelegenen Werften pendeln. Weitere Beispiele für erfolgreiche Fluss-Unterquerungen sind der Thames Tunnel in London (1843) sowie der 1886 fertiggestellte Severn-Tunnel in Wales, der allerdings ausschließlich dem Eisenbahn-Verkehr dient. Dasselbe gilt auch für die 1910 eröffneten East River Tunnels in New York und den Spreetunnel Stralau–Treptow in Berlin von 1899. Letzterer ist 1913 mit 454 Metern der längste Unterwasser-Tunnel Deutschlands.

Umgesetzt werden die Pläne für einen Rhein-Tunnel damals weder in Düsseldorf noch zwischen Ludwigshafen und Mannheim. Dort verzögern vor allem bürokratische Hürden im föderal organisierten Deutschen Reich das Projekt: Mannheim gehört zum Großherzogtum Baden, Ludwigshafen zum Königreich Bayern. Mit Beginn des Ersten Weltkriegs im August 1914 sind dann ohnehin alle Tunnel-Überlegungen Makulatur, haben sie doch unter militärischen Gesichtspunkten keinerlei Bedeutung.

Ohne dass August es in seiner Wiege in der Oldenburger Haarenstraße großartig mitbekommt, verändert der Kriegsausbruch auch das Leben seiner Eltern von Grund auf. Zwar wird August Friedrich König nicht wie Millionen andere Familienväter in ganz Europa zur Armee einberufen. Seine in den Jahren zuvor aufgebaute Existenz als selbstständiger Bierverleger bricht jedoch weg, er muss sich beruflich neu orientieren. Über Schwiegervater Johann Heinen, langjähriger Stationsvorsteher am Bahnhof in Neuenwege, knüpft er Kontakt zur Großherzoglich Oldenburgischen Eisenbahn, die angesichts des kriegsbedingten Personalmangels sofort Verwendung für ihn hat und ihn als Gleisarbeiter beschäftigt. Mutter Mathilde wiederum erhält einen Posten als Schrankenwärterin in Großenmeer. Neues Domizil der Familie ist fortan das dortige Bahnwärterhaus. Mit ihm verbindet August sehr wahrscheinlich seine frühesten Kindheitserinnerungen.

Als der Krieg vier Jahre später mit dem Waffenstillstand von Compiègne endet, ist Augusts Familie um zwei weitere Mitglieder gewachsen: Bruder Artur ist im Mai 1915 geboren, Schwester Lili im Juli 1916. Wenige Wochen nach Bekanntgabe der im Versailler Vertrag gebündelten Friedensbedingungen kommt im Juli 1919 mit Mathilde Gesine – später von allen nur Tilly genannt – eine weitere Schwester hinzu. Mitten in die politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen der nach dem Kaisersturz ausgerufenen Weimarer Republik hinein wird August dann im Frühjahr 1920 in die Volksschule Großenmeer eingeschult. Bei der Geburt der nächsten Schwester Wilma im März 1922 hat die bald alle Bereiche des Alltags beherrschende Hyperinflation bereits Fahrt aufgenommen: Ein Roggenbrot, bei Augusts Geburt im November 1913 für 66 Pfennige zu haben, kostet mittlerweile 14 Mark. Ende November 1923 werden es 840 Milliarden Mark sein, bevor die Einführung der Rentenmark dem Spuk ein Ende setzt.

Schon bald nach der Ankunft der nächsten Schwester Luise im Januar 1926 steht für die Großfamilie ein weiterer Ortswechsel an: Die 1920 gegründete Reichsbahn schließt die Station Großenmeer, woraufhin Augusts Eltern (auch Vater August Friedrich ist inzwischen Schrankenwärter und teilt sich den Arbeitsplatz mit Mutter Mathilde) die Station im Nachbarort Meyershof übernehmen. Dazu gehört ebenfalls ein eigenes Bahnwärterhaus, das aber räumlich wie schon am vorherigen Wohnort nur sehr rudimentär den Anforderungen eines Zehn-Personen-Haushalts genügt.

Komfortabler wird es auch mit der Geburt des jüngsten Bruders Egon im Mai 1928 nicht. Zu diesem Zeitpunkt hat August die Schule gerade abgeschlossen, wohnt aber wie die älteren Brüder Hans und Benno – der eine als Maler-Lehrling, der andere als angehender Klempner und Elektriker – weiter zu Hause. Er entscheidet sich wie seine Eltern für die Reichsbahn als Arbeitgeber und trägt so in den schwierigen Jahren der Weltwirtschaftskrise zum Lebensunterhalt der Familie bei. Jahre übrigens, die deren Leidensfähigkeit nicht nur finanziell auf die Probe stellen: Im extrem kalten Winter 1928/29 etwa überlebt Augusts jüngste Schwester Luise nur knapp eine doppelseitige Lungenentzündung. Bald darauf infiziert sich der älteste Bruder Hans mit Tuberkulose und steckt (mutmaßlich beim gemeinsamen Musizieren) auch seine Schwester Lili an. Lili stirbt im Juni 1930, Hans im April 1931.

Die Weltwirtschaftskrise nimmt derweil immer bedrohlichere Ausmaße an. Sie verhilft nicht nur den demokratiefeindlichen und radikal antisemitischen Nationalsozialisten zu hohen Stimmenanteilen bei den in immer kürzeren Abständen abgehaltenen Reichstagswahlen, sondern nötigt auch die Reichsbahn zu weiteren Sparmaßnahmen. Im Herbst 1932 kommt das Aus für die Bahnstation Meyershof, neuer Arbeitsort von August Friedrich und Mathilde König wird Lintel. Hier bezieht die Familie wenige Monate vor der Ernennung von NSDAP-Führer Adolf Hitler zum Reichskanzler das von Wiesen, Weiden und Wald umgebene Bahnwärterhaus am Linteler Kirchweg.

„Gegen Hunger-Notverordnungen“ und „Für soziale Gerechtigkeit“ – wer nicht zu den von Hitler und seinen ihm willig ergebenen Schergen verfolgten Bevölkerungsgruppen gehört, profitiert anfangs durchaus von den angeblichen, 1932 im Wahlkampf entsprechend beworbenen Segnungen des NS-Staats. Auch dem Anspruch, die „Volksgemeinschaft“ vom Joch des „Versailler Diktats“ zu befreien, wird das neue, nationalsozialistisch regierte Deutschland oberflächlich betrachtet gerecht. Den Preis dafür zahlen aber nach der mutwilligen Entfesselung des im September 1939 beginnenden Zweiten Weltkriegs neben Millionen anderer Opfer letztlich alle Deutschen – egal, ob NSDAP-Wähler oder nicht.

Wann genau August – bis dahin im Bahnwärterhaus in Lintel wohnend und weiter in Diensten der gleich zu Beginn der NS-Herrschaft gleichgeschalteten Reichsbahn stehend – zum Kriegsdienst einberufen wird, liegt heute im Dunkeln. Vermutlich ist er zu diesem Zeitpunkt bereits mit Klara Munderloh aus Hude verlobt, die wie Mutter Mathilde (Vater August Friedrich ist im März 1941 verstorben) und die Geschwister auf eine gesunde Rückkehr hofft. Vergebens. Den Erinnerungen seiner Schwester Tilly zufolge wird August irgendwann nach Beginn des Russland-Feldzugs an die Ostfront abkommandiert und dort am 23. September 1943 schwer verwundet. In einem Lazarett in Jägerndorf muss ihm daraufhin der rechte Arm amputiert werden. Eine womöglich zunächst unentdeckt gebliebene Blutvergiftung kostet ihn schließlich am 20. Februar 1944 das Leben.

Nach seinem Tod wird Augusts Leichnam von Jägerndorf nach Hude überführt und am 1. März 1944 auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.