Gesine Catharine Witte wird am 16. Mai 1865 als erstes Kind von Johann Dierk Witte und Metta Gesine Witte in Grummersort geboren. Sie ist die ältere Schwester von Meta Rebecka Witte und Anna Johanne Witte.
Am Tag von Gesine Catharines Geburt wird auf dem Heumarkt in Köln in Anwesenheit des preußischen Königs Wilhelm I. der Grundstein für ein Reiterstandbild gelegt, das Wilhelms Vater Friedrich Wilhelm III. zeigt. Es soll an den Anschluss der Rheinprovinz an Preußen 50 Jahre zuvor erinnern: Nach der Niederlage Napoleons in den Befreiungskriegen hatte der Wiener Kongress 1815 Europa neu geordnet. Nicht unbedingt zur Freude der überwiegend katholischen Rheinländer, die sich eher als Muss-Preußen denn als begeisterte Anhänger ihres protestantisch geprägten Herrscherhauses sehen. Zum konfessionellen Gegensatz tritt Ende der 1850er Jahre noch ein Verfassungskonflikt: Im anlässlich einer Heeresreform aufgeflammten Streit zwischen König und Parlament stehen viele rheinische Abgeordnete an der Seite jener, die im Staate mehr Demokratie fordern.
Nur zwei Monate vor der Grundsteinlegung hat sich das ohnehin schwierige Verhältnis noch einmal verschlechtert. Kölns Preußen freundlich gesinnter Oberbürgermeister Alexander Bachem hatte in der Stadtverordneten-Versammlung einen Kredit in Höhe von 6.000 Talern beantragt, um die Festveranstaltung zu finanzieren – und war an der Mehrheit von Kirchlich-Konservativen und Linksliberalen gescheitert. Für Wilhelm ein schwerer Affront, wie aus einer Notiz des Königs an seinen Kanzler Otto von Bismarck hervorgeht: Ohne „eklatantes Gutmachen“ sehe er sich außerstande, nach Köln zu reisen. Bachem rettet die Situation, indem er für die Ausrichtung der Feier private Spender mobilisiert und den Monarchen zudem von einer eigens nach Berlin entsandten Deputation offiziell einladen lässt. Spätestens durch die am 16. Mai vor Ort herrschende Volksfest-Stimmung zeigt sich Wilhelm dann besänftigt und in seiner Meinung bestärkt, dass „meine Regierung doch nicht so schlecht sein muss, als sie durch die Presse und die niederträchtige Kammer-Opposition gemacht wird“.
Von jenem Tag bis zur Enthüllung des Standbilds am 26. September 1878 vergehen insgesamt mehr als 13 Jahre. Verzögert wird die Fertigstellung unter anderem durch den Tod des beauftragten Bildhauers Gustav Blaeser, aber auch durch den Preußisch-Österreichischen Krieg und den Deutsch-Französischen Krieg, der im Januar 1871 zur Ausrufung des Deutschen Reiches führt. Letzteres übrigens ein Ereignis, das in der Rheinprovinz einen bemerkenswerten Wandel der öffentlichen Meinung einleitet. Insbesondere die Kölner sind mit ihrem zum Kaiser aufgestiegenen König plötzlich sehr zufrieden.
Im Großherzogtum Oldenburg, zu dem Grummersort gehört, gibt es in den 1860er Jahren keine nennenswerte Opposition gegen Preußen. In den zwei genannten Kriegen kämpfen Oldenburger Soldaten jeweils auf preußischer Seite, wobei auch einige Grummersorter ihr Leben verlieren. Inwieweit es sich dabei um Nachbarn oder vielleicht sogar Verwandte von Gesine Catharine handelt, lässt sich mehr als 150 Jahre später nicht mehr rekonstruieren. Auch ihr genauer Geburtsort ist heute nicht mehr bekannt. Da Vater Johann Dierk Witte im Kirchenbuch der Gemeinde Holle als „Köter“ geführt wird, bewirtschaftet er jedoch in jedem Fall einen eigenen Hof. Dort wächst Gesine Catharine mit ihren Schwestern auf, und von dort aus besucht sie sehr wahrscheinlich ab Frühjahr 1872 die örtliche Volksschule.
Wie und wo es danach für Gesine Catharine zunächst weitergeht, liegt heute ebenfalls im Dunkeln. Knapp drei Wochen nach ihrem 32. Geburtstag – am 3. Juni 1897 – heiratet sie Johann Witte aus Lintel. Ihr Ehemann, seit dem neunten Lebensjahr Vollwaise und vor der Hochzeit in Grummersort in Stellung, hat in seinem Heimatdorf den knapp 20 Hektar großen Hof seiner Eltern (heute: Rainer und Anne Witte) geerbt, den er fortan bewirtschaften will. Der Umzug nach Lintel scheint sich aber (vielleicht aufgrund einer noch nicht ausgelaufenen Fremd-Verpachtung) hinzuziehen. Die gemeinsame Tochter Martha jedenfalls kommt im Mai 1898 noch in Grummersort zur Welt. Möglich ist aber natürlich auch, dass Johann den Witte-Hof 1898 bereits in Besitz genommen hat, Gesine Catharine sich zum Zeitpunkt der Geburt jedoch auf dem Hof ihrer Eltern aufhält.
Mit Johann Heinrich Georg folgt im August 1899 schnell ein zweites, dieses Mal in Lintel geborenes Kind. Es lebt jedoch gerade einmal vier Wochen und stirbt Anfang September. Im Kirchenbuch der Gemeinde Hude findet sich dazu lediglich der Hinweis „Schwäche“. Kaum anders ergeht es Gesine Catharine mit ihrem zweiten Sohn Hermann Gerhard: Er kommt am 7. November 1900 zur Welt und stirbt am 20. Dezember desselben Jahres. Die Beerdigung vier Tage später leitet für die Familie denkbar traurige Weihnachtstage ein.
Nach der Geburt von Karl am 5. Juli 1902 scheint sich zunächst ein neuerliches Drama anzubahnen. Der dritte Sohn ist nach der Entbindung derart schwach, dass er im Elternhaus eine Nottaufe empfangen muss – findet danach aber doch noch ins Leben. Bewusste Erinnerungen an seine Mutter nimmt er nicht mit: Gesine Catharine stirbt am 3. Dezember 1902 im Pius-Hospital in Oldenburg an einem Herzschlag. Ob sie dort zuvor aus einem anderen Grund eingewiesen wurde, ist nicht überliefert. Beerdigt wird Gesine Catharine fünf Tage nach ihrem Tod auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.