Heinrich Wefer wird am 31. Mai 1899 als viertes Kind von Christian Hinrich Wefer und Mathilde Catharine Wefer auf dem elterlichen Hof in Lintel (heute: Heiko Claußen) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Christian August Wefer, Alma Droste und Sophie Schütte.
Am Tag von Heinrichs Geburt lädt die Kieler Handelskammer ab 16.00 Uhr zu einem Festbankett in den neu errichteten Hauptbahnhof, um dessen für den Folgetag geplante Eröffnung zu feiern. Im Wartesaal der dritten und vierten Klasse – die Räume für die erste und zweite Klasse sind noch nicht fertig – wird den Gästen zeitgenössischen Berichten zufolge an fünf langen Tafeln ein Menü aus Krebssuppe, Bachforelle, Rinderfilet, Kalbsrücken und diversen anderen Leckereien serviert. Am Abend dann reist Kaiser Wilhelm II. nebst Gefolge an. Er zieht sich allerdings bereits unmittelbar nach der Begrüßung mit Kaiserin Auguste Viktoria auf seine im Hafen ankernde Yacht „Hohenzollern“ zurück. Wirkliches Interesse am Ereignis und an dem monumentalen Prachtbau im neubarocken Stil zeigt Wilhelm auch am nächsten Tag nicht: Er nimmt zunächst im Hafen an der Einweihung eines Panzerkreuzers teil und besichtigt den neuen Bahnhof nur beiläufig, bevor er mit einem Sonderzug zurück nach Berlin fährt.
Kiel ist seit 1871 Reichskriegshafen – was nicht nur der Grund für relativ häufige Kaiser-Besuche ist, sondern letztlich auch für den Bau des neuen Bahnhofs. Denn der alte, 1846 eröffnete Bahnhof an der Klinke war für ein Städtchen von 13.000 Einwohnern mit nur wenig Güterverkehr geplant worden. Bereits 1891 überschreitet Kiel jedoch die 70.000-Einwohner-Marke, die Kaiserliche Werft und die Howaldtswerke benötigen zudem laufend Material-Nachschub. Nach heftigen Diskussionen um den geeignetsten Standort beginnen deshalb 1895 die Bauarbeiten. Mit der Stilllegung des alten Bahnhofs am 1. Juni 1899 folgt der zweite Bauabschnitt – am 20. Januar 1900 werden der Mittelbau und der östliche Teil dem Verkehr übergeben. Noch im selben Jahr ist das „Kaiserzimmer“ fertig. Über ein spezielles „Kaiserportal“ gelangen Wilhelm und andere gekrönte Häupter darüber hinaus direkt aufs Hafengelände.
Die Pracht des Hauptbahnhofs steht zunächst im krassen Gegensatz zur unmittelbaren Umgebung: Dort zeigt Kiel an der Schwelle zum 20. Jahrhundert noch immer das typische Gesicht einer Provinz-Kleinstadt. Doch auch das ändert sich rasch, schon bald reihen sich repräsentative Hotels an imposante Jugendstil-Bauten. Hinzu kommt die nach einem Abriss neu errichtete St.-Jürgen-Kirche, die mit ihren neoromanischen Formen und dem 58 Meter hohen Turm einen weiteren städtebaulichen Akzent setzt.
Als die Kirche am 10. November 1904 eingeweiht wird, sind Heinrich und seine Geschwister im rund 150 Kilometer südwestlich liegenden Großherzogtum Oldenburg bereits seit mehr als drei Jahren Vollwaisen. Vater Christian Hinrich ist im Mai 1901 Magenkrämpfen erlegen, Mutter Mathilde Catharine wenige Wochen später einer Hirnhautentzündung. Der 1701 von Lüer Wefer begründete Hof in Lintel, den Heinrich als jüngster Sohn geerbt hätte, wird in der Folge an Johann Diedrich Claußen verkauft. Heinrich wiederum kommt in die Obhut seines Onkels Heinrich Sparke, des älteren Bruders seiner Mutter.
Heinrich Sparke ist Pächter eines seiner Tante Anna Schweers und ihrem Ehemann Gerhard gehörenden Hofes (heute: Gerold und Annegret Sparke) in Hurrel, den er später einmal fortführen soll. Auf diesem Hof wächst Heinrich mit seinem knapp fünf Jahre älteren Vetter Georg auf, und in Hurrel besucht er auch die 1897 neu erbaute Volksschule. In dieser Zeit erlebt er unter anderem den Tod seiner Tante Magdalene Sparke im April 1910, die Hochzeit von Heinrich Sparke mit Mathilde Albers und die Geburt des zweiten Vetters Adolf im Oktober 1913. Überliefert aus dieser Zeit ist ein Eintrag Heinrichs in das Poesie-Album seiner Schulkameradin Martha Wiedau vom 12. März 1912.
Anfang August 1914 bricht der Erste Weltkrieg aus, und angesichts der heute kaum mehr vorstellbaren allgemeinen Kriegsbegeisterung im Lande kann es durchaus sein, dass Heinrich am liebsten zusammen mit den anderen jungen Männern des Dorfes dem Ruf von Wilhelm II. zu den Waffen gefolgt wäre. Allein, mit seinen gerade einmal 15 Jahren ist er dafür noch zu jung, und ihm bleibt nur, das grausige Geschehen aus der Ferne zu verfolgen.
Als Heinrich vermutlich irgendwann im Laufe des Jahres 1917 doch noch seinen Einberufungsbefehl erhält, ist die Hurra-Stimmung längst verflogen. Den meisten neuen wie altgedienten Rekruten geht es jetzt nur noch darum, dem Inferno irgendwie heil zu entkommen. Beinahe gelingt es Heinrich, doch eben nur beinahe. Er stirbt zehn Tage nach dem Waffenstillstand von Compiègne in einem Lazarett in Tegel an einer eitrigen Rippenfellentzündung. Unter welchen Umständen Heinrich dorthin gelangt ist, liegt heute im Dunkeln – ebenso, wo er anschließend beerdigt wird.