Johann Hermann Hinrich Ahrens – Rufname Hermann – wird am 26. Februar 1853 als erstes Kind von Johann Bernhard Ahrens und Anna Margarete Ahrens in Ollenermoor bei Berne geboren. Er ist der ältere Bruder von Hinrich Gerhard Ahrens, Gesine Margareta Ahrens und Karoline Johanne Ahrens.
Am Tag von Hermanns Geburt strömen im Wiener Vorort Favoriten trotz starken Schneetreibens schätzungsweise 50.000 Menschen zusammen, um der Hinrichtung von János Libényi beizuwohnen. Der ungarische Schneidergeselle hatte eine Woche zuvor ein Messer-Attentat auf Kaiser Franz Joseph I. verübt und dem erst 22-jährigen Monarchen während eines Spaziergangs auf der Augustiner-Bastei eine stark blutende Wunde am Hals zugefügt. Schlimmeres verhinderten Franz Josephs persönlicher Adjutant Maximilian O’Donell von Tyrconell und der zufällig hinzukommende Passant Josef Ettenreich, die den Attentäter mit vereinter Kraft überwältigen konnten. Ein Militärgericht verurteilte Libényi daraufhin am 23. Februar 1853 zum Tod durch den Strang.
Das Motiv für den Anschlag scheint in der gescheiterten Ungarischen Revolution von 1848/49 zu liegen. Zeugenaussagen zufolge ruft Libényi bei der hinterrücks ausgeführten Attacke den Namen des im Exil lebenden Freiheitskämpfers Lajos Kossuth, und auch seine Aussagen in der späteren Vernehmung deuten in diese Richtung. Obwohl Libényi beteuert, alleine gehandelt zu haben, folgt der Tat eine fieberhafte Suche nach Mitwissern und etwaigen weiteren Verschwörern. Sie dauert fast anderthalb Jahre, am Ende werden mehrere Bekannte und Arbeitskollegen Libényis zu langjähriger Zwangsarbeit verurteilt. Ob und in welchem Umfang sie am Attentat beteiligt waren, ist allerdings bis heute umstritten.
Neben Lebensretter Josef Ettenreich, den Franz Joseph im April 1853 in den Adelsstand erhebt, gehört auch der seit 1848 regierende Kaiser selbst zu den Profiteuren des Vorfalls: Besaß er in den ersten Regierungsjahren nur wenig Rückhalt im Volk, so gewinnt er durch seine nach dem Attentat zur Schau gestellte Unerschrockenheit quasi über Nacht deutlich an Zustimmung. So komponiert Johann Strauss spontan einen „Rettungs-Jubel-Marsch“ und bei Franz Josephs erster öffentlicher Ausfahrt nach dem Vorfall lassen viele Wiener ihren Souverän vom Straßenrand aus hochleben.
Das Attentat auf Franz Joseph reiht sich ein in zahlreiche weitere Versuche jener Jahre, die bestehenden Herrschaftsverhältnisse mit Gewalt zu ändern. So muss sich etwa Frankreichs Kaiser Napoleon III. zwischen 1855 und 1858 gleich dreier Mordversuche erwehren, und im Juli 1861 entgeht auch Preußens König Wilhelm I. nur mit Glück einem Anschlag – ebenso wie zwei Monate später Griechenlands Königin Amalie. Letzteres ein Ereignis, über das möglicherweise auch in Hermanns Umfeld gesprochen wird: Als älteste Tochter des Oldenburger Großherzogs August I. ist Amalie den Menschen aus der Region schließlich gut bekannt.
Als im September 1861 die vom Studenten Aristidis Dossios abgefeuerte Pistolenkugel Amalie knapp verfehlt, besucht Hermann in Ollenermoor bereits seit mehr als zwei Jahren die örtliche Volksschule. Wo genau im Dorf die Familie wohnt, ist heute nicht mehr bekannt. Hermanns Eltern sind allem Anschein nach Heuerleute ohne eigenen Grundbesitz. Vater Johann Bernhard stammt aus Vielstedt, Mutter Anna Margarete aus Dingstede. Im Juni 1863 stirbt Hermanns jüngste, erst im November 1862 geborene Schwester Karoline Johanne, eine Woche vor Hermanns elftem Geburtstag im Februar 1864 dann auch Vater Johann Bernhard.
Wie Hermanns Mutter sich und ihre drei Kinder danach über Wasser hält, lässt sich nur erahnen. Dass er selbst früh seinen Teil zum Lebensunterhalt der Familie beisteuern muss, dürfte jedoch außer Frage stehen. Womöglich lernt Hermann in einem dieser Arbeitsverhältnisse seine künftige Ehefrau Gesine Sophie Grafe aus Neuenhuntorf kennen. Nach der am 9. Mai 1882 gefeierten Hochzeit lässt sich das Paar in Hiddigwarden nieder, wo Gesine Sophie mit Johann Hinrich (März 1883), Johann August (Dezember 1884) und Heinrich (Juni 1889) drei Söhne zur Welt bringt. In Ollenermoor stirbt derweil im Februar 1889 kurz nach ihrem 63. Geburtstag Hermanns Mutter Anna Margarete. Auch in den folgenden Jahren reißt die Serie an Todesfällen in der Familie nicht ab. Im Mai 1894 muss Hermann von Ehefrau Gesine Sophie Abschied nehmen, nur einen Monat später dann vom zweitgeborenen Sohn Johann August. Als Todesursache nennt das Kirchenbuch der Gemeinde Berne in beiden Fällen Schwindsucht, eine damals gängige Bezeichnung für Tuberkulose.
Fasst Hermann nach diesen neuerlichen Schicksalsschlägen den Entschluss, die Wesermarsch zu verlassen und sich mit den zwei verbliebenen Söhnen etwas weiter südlich in der Gemeinde Hude eine neue Existenz aufzubauen? Oder zieht er erst um, nachdem er Gesine Drieling aus Lintel kennenlernt? Auch darüber lässt sich mehr als 125 Jahre später nur spekulieren – wobei es gar nicht so unwahrscheinlich ist, dass Hermann seine zweite Ehefrau schon von früher kennt. Gesine nämlich hat vor ihrem Umzug nach Lintel mit Ehemann Adam Drieling und mehreren früh verstorbenen Kindern in Hermanns Geburtsort Ollenermoor gelebt. Dass Gesine inzwischen ebenfalls verwitwet ist und ihren 1888 gekauften Hof an der Linteler Straße (heute: Gerhard Sedlaczek und Frank Peters) quasi im Alleingang bewirtschaftet, dürfte Hermann zu Ohren gekommen sein.
Wie auch immer: Mit Hermanns und Gesines Hochzeit im Mai 1897 findet in Lintel eine klassische Patchwork-Familie zusammen, zu der neben Hermanns Söhnen auch noch Gesines achtjährige Tochter Martha gehört. Dann gibt es mit Johann Hinrich Drieling und Gesine Katharine Drieling noch zwei Stiefkinder Gesines aus Adam Drielings erster Ehe. Beide sind aber 1897 bereits volljährig und wohnen sehr wahrscheinlich nicht mehr mit den anderen unter einem Dach. Durch die Einheirat wird der Drieling-Hof zum Ahrens-Hof, wobei in der Erbfolge Gesines leibliche Tochter Martha an erster Stelle steht.
Der Lauf der Geschichte will es, dass Letzteres schon bald wichtig wird. Nachdem die Volksseuche Tuberkulose im Januar 1901 auch Hermanns ältesten Sohn Johann Hinrich Adolf das Leben kostet, stirbt im August 1905 Ehefrau Gesine an Magenkrebs. Hermann führt den Hof daraufhin mit Sohn Heinrich und Stieftochter Martha weiter. Letztere heiratet im Mai 1911 Hinrich Wilkens aus Hurrel, wodurch es auf dem Hof abermals zu einem Namenswechsel kommt. Während Heinrich Ahrens wenig später auf dem nahegelegenen Hof von Johann Gerhard Nutzhorn (heute: Rainer und Stefanie Logemann) in Stellung geht, arbeitet Hermann unverändert im Betrieb von Martha und Hinrich Wilkens mit und ist dort im Januar 1914 bei der Geburt von deren Sohn Benno zugegen.
Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs im August 1914 geht auf dem Wilkens-Hof zunächst alles seinen gewohnten Gang, da Hinrich Wilkens anders als Heinrich Ahrens und viele andere Dorfbewohner nicht zur Armee einberufen wird. Zusätzliche Hilfestellung gibt es von Anna Koopmann aus Altmoorhausen – sie kümmert sich unter anderem um Hermanns im Dezember 1917 geborene Stief-Enkeltochter Gerda. Im selben Monat heiratet Heinrich Ahrens während eines Fronturlaubs Lucie Timmermann aus Grummersort.
Als der Krieg im September 1918 bereits so gut wie verloren ist, macht die Geburt von Heinrichs und Lucies Sohn Heinrich Junior Hermann erneut zum Großvater. Nach Kriegsende kommen aus dieser Ehe drei weitere Enkelkinder hinzu, von denen aber mit Arthur (geboren im Juni 1921) nur eines überlebt. Weil die wirtschaftliche Lage in der dem Kaiserreich folgenden Weimarer Republik von Monat zu Monat schlechter wird, beschließen Heinrich und Lucie 1923, mit den beiden Söhnen nach Brasilien auszuwandern. Ein Schritt, den Hermann – mittlerweile 70 Jahre alt – für sich verständlicherweise nicht mehr in Erwägung zieht. Er bleibt auf dem Wilkens-Hof, betrauert dort im Juni 1927 den Tod von Stief-Schwiegersohn Hinrich und bekommt im Jahr darauf aus Brasilien die Nachricht von der Geburt des jüngsten Enkelkindes Hilda.
Die Rückkehr von Heinrichs Familie nach Oldenburg zehn Jahre später erlebt Hermann nicht mehr mit: Er stirbt am 2. Februar 1931 kurz vor seinem 78. Geburtstag und wird wenige Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.