Beta Margarete Galdas wird am 14. November 1835 als erstes Kind von Johann Hinrich Osterloh und Ahlke Margareta Osterloh in Lintel geboren. Sie ist die ältere Schwester von Catharina Margareta Osterloh.
In den Wochen um Betas Geburt – die öffentlich verfügbaren Quellen nennen verschiedene Tage im November und Dezember 1835 – landen auf den Chatham-Inseln im Südpazifik insgesamt rund 900 Angehörige zweier Maori-Stämme. Sie kommen von der knapp 700 Kilometer nordwestlich gelegenen Nordinsel Neuseelands, wo sie zuvor infolge der dort unter den Ureinwohnern immer wieder aufflackernden Musketen-Kriege ihr Siedlungsgebiet verloren haben. Die meisten von ihnen sind durch die lange Überfahrt stark geschwächt und werden von den Moriori, den Bewohnern der Chathams, freundlich empfangen.
Die Moriori stammen ebenfalls aus Neuseeland. Sie sind irgendwann zwischen dem 13. und dem 16. Jahrhundert mit ihren hochseetüchtigen Kanus eingewandert und haben durch die jahrhundertelange Isolation eine komplett eigenständige Kultur entwickelt. Dazu gehört unter anderem das Prinzip der Gewaltfreiheit – Krieg, Kannibalismus und Mord sind einem Gesetz des zu Beginn der Besiedlung regierenden Häuptlings Nunuku zufolge strikt verboten. Das wird den Moriori nun zum Verhängnis: Kaum wieder zu Kräften gekommen, fallen die Maori mit Musketen, Knüppeln und Äxten über ihre wehrlosen Gastgeber her und töten rund 300 Stammesangehörige. Die übrigen 1.300 Moriori werden unter menschenunwürdigen Bedingungen versklavt. Zuvor hatte sich ihre Zahl durch von britischen Wal- und Robbenfängern eingeschleppte Krankheiten und eine angesichts der unkontrollierten Jagd zunehmende Nahrungsmittel-Knappheit seit Beginn des 19. Jahrhunderts bereits von 2.000 auf 1.600 verringert.
Im Juli 1840 verkaufen die Maori die Chatham-Inseln an die in London ansässige New Zealand Company, die sich um ausländische Siedler bemüht. Auf reges Interesse stößt das Projekt bei einer Gruppe Hamburger Kaufleute und Politiker: Sie gründen am 15. Februar 1842 unter Führung des Staatsrats Karl Sieveking eine entsprechende Kolonisationsgesellschaft. Kurz vor einem Abschluss beendet jedoch Großbritanniens Königin Victoria die Verhandlungen, indem sie die Chathams am 4. April 1842 offiziell Neuseeland zuschlägt und ihnen damit den Status einer britischen Kolonie verleiht. Nur vier Wochen später vernichtet ein verheerender Stadtbrand große Teile der Altstadt Hamburgs und rückt so auch mögliche alternative Siedlungspläne der Gesellschaft in den Hintergrund.
Die Nachricht vom Brand in der damals rund 140.000 Einwohner zählenden Elbmetropole spricht sich ganz sicher auch in den Dörfern des Großherzogtums Oldenburg schnell herum. Vielleicht ist der Feuerschein in Lintel des Nachts sogar zu sehen – entsprechende Beobachtungen gibt es in jenen für Hamburg verhängnisvollen Tagen nach dem 5. Mai 1842 von deutlich weiter entfernten Standorten, etwa aus dem Berliner Vorort Spandau. Wo genau Betas Familie im Dorf zu jener Zeit wohnt, lässt sich heute nicht mehr ermitteln: Ihre Eltern arbeiten als Heuerleute und haben in Lintel keinen eigenen Grundbesitz. Schwester Catharina Margareta ist bereits im August 1838 als Säugling verstorben. Beta wiederum besucht sehr wahrscheinlich seit wenigen Wochen die gemeinsam mit dem Nachbardorf Hurrel betriebene Volksschule, wo in den folgenden Jahren unter anderem Catharina Ellinghusen, Metta Catharina Heyne und Helena Margareta Hilbers zu ihren in etwa gleichaltrigen Mitschülerinnen gehören.
Nach Schulabschluss und Konfirmation lebt und arbeitet Beta allem Anschein nach weiter in Lintel – und lernt bald darauf den kurz zuvor aus Oberhausen zugezogenen Heuermann Berend Galdas kennen. Beide heiraten am 4. Juni 1858. Als Unterkunft dient dem Brautpaar in den ersten Jahren wahrscheinlich eines der damals im Dorf noch zahlreich vorhandenen Heuerhäuser, wo es vielleicht sogar zusammen mit Betas Eltern unter einem Dach wohnt. Unter entsprechend beengten Verhältnissen bringt Beta drei Kinder zur Welt: Claus (März 1859), Meta Margareta (August 1860) und Adeline (März 1863).
Spätestens, als mit der im Dezember 1864 geborenen Tochter Anna ein viertes Kind unterwegs ist, gehen Beta und Berend auf die Suche nach einem geeigneten Siedlungsplatz für eine eigene Landwirtschaft. Sie finden ihn am südlichen Rand des Schnitthilgenloh, wo die äußeren Bedingungen angesichts der vergleichsweise tiefen Lage auf den ersten Blick zunächst nicht optimal erscheinen. Ehemann Berend, im Nebenberuf Zimmermann, lässt sich davon jedoch nicht abschrecken und macht sich ans Werk. Wie das 1864 erstmals erwähnte, heute von Otto Drieling bewohnte Anwesen anfänglich ausgestattet ist, darüber wird Betas Enkel Johann Geerken mehr als 100 Jahre später in seinen Lebenserinnerungen ausführlich berichten.
Auf dem neu errichteten Galdas-Hof kommen mit Gesine (Oktober 1866), Johann (September 1868), Catharine (September 1870), Mathilde (August 1872), Bertha (August 1875) und Karl Bernhard bis August 1877 noch sechs weitere Kinder hinzu. Bis auf den jüngsten Sohn Karl Bernhard, der ähnlich wie Betas Schwester seinen ersten Geburtstag nicht erlebt, erreichen alle das Erwachsenenalter. Viel Arbeit für Beta, die angesichts der von Berend nebenbei betriebenen Zimmerei auch einen großen Teil der anfallenden landwirtschaftlichen Tätigkeiten verrichtet. Ob in den Anfangsjahren auch noch ihre Eltern mit auf dem Hof leben und vor ihrem Tod möglicherweise gepflegt werden müssen, lässt sich nur vermuten. Vater Johann Hinrich stirbt im Oktober 1873 kurz vor seinem 70. Geburtstag, Mutter Ahlke Margareta im Oktober 1886 mit 87 Jahren an Altersschwäche.
Entgegen des in Lintel geltenden Jüngstenrechts legen sich Beta und Berend frühzeitig auf den ältesten Sohn Claus als Hoferben fest. Er hat in der Zwischenzeit ebenfalls das Zimmerer-Handwerk erlernt und arbeitet in der väterlichen Werkstatt mit. Aus seiner im Mai 1887 geschlossenen Ehe mit Meta Punke aus Grummersort geht vier Wochen später Betas erstes Enkelkind Bertha hervor, dem aus dieser Linie mit Hermine (Dezember 1888), Bernhard (September 1890) und Heinrich (Dezember 1892) rasch drei weitere folgen. Ein fünftes, im Oktober 1888 geborenes und auf den Namen Ludwig getauftes Enkelkind steuert in diesem Zeitraum Tochter Meta Margareta bei, seit November 1887 mit Adolf Braun aus Oldenburg verheiratet und zunächst auch dort ansässig.
Auswandern auf die am anderen Ende der Welt liegenden Chathams? Dieser Gedanke lockt im Deutschen Reich knapp 50 Jahre nach dem geplatzten Verkauf der abgelegenen Pazifikinseln an eine Hamburger Investorengruppe wohl niemanden mehr von der heimischen Scholle. Demgegenüber zieht das Emigranten-Dorado USA stärker denn je die Massen an. Ein Sog, der auch in Betas Familie hineinwirkt. Zu Beginn der 1890er Jahre muss sie deshalb gleich von fünf Töchtern Abschied nehmen: Neben Meta Margareta suchen auch Gesine, Mathilde, Catharine und Anna jenseits des Atlantiks ihr Glück.
Mit allen Genannten steht Beta fortan in regem Briefkontakt. Nehmen dabei anfangs die positiven Schilderungen der Töchter vom Leben in der neuen Heimat einen breiten Raum ein, so gewinnen bald die schlechten Nachrichten aus Lintel die Überhand: Im Januar 1894 sterben Schwiegertochter Meta und die Enkelkinder Bernhard und Heinrich an Diphtherie. In ihrem nächsten Brief muss Beta dann mitteilen, dass im März 1894 auch Sohn Claus verstorben ist und dass sie und Berend nun im Alter mit dem Hof und den übriggebliebenen Enkeltöchtern Bertha und Hermine alleine dastehen. Ein Hilferuf, dem sich die drittälteste Tochter Anna nicht entziehen kann: Sie kehrt nach Rücksprache mit ihrem Verlobten Diedrich Geerken nach Hause zurück und tritt an die Stelle ihres Bruders.
Ein weiterer Schicksalsschlag ereilt Beta Mitte Juli 1896: Ehemann Berend, vermutlich schon längere Zeit durch Tuberkulose geschwächt, stirbt im Alter von 68 Jahren. Doch es gibt in dieser dunklen Zeit auch freudige Ereignisse auf dem Galdas-Hof: Zwischen März 1896 und März 1903 werden Annas und Diedrichs Kinder Bernhard, Johann, Carl, Ludwig und August geboren, um die sich Beta genauso liebevoll kümmert wie um ihre älteren Enkeltöchter Bertha und Hermine. Daneben bleibt sie trotz zunehmender Herzbeschwerden weiter in die von der Familie betriebenen Landwirtschaft eingebunden und arbeitet darüber hinaus regelmäßig am Webstuhl – bis ihr Lebensweg wenige Monate nach Augusts Geburt zu Ende geht. Beta stirbt am 10. Juni 1903 und wird drei Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.