Catharina Hoffrogge – Biographie

Catharina Hoffrogge wird am 23. August 1824 als erstes Kind von Johann Hinrich Hoffrogge und Gesche Hoffrogge auf dem elterlichen Hof in Lintel (heute: Hella und Kurt Bisanz) geboren. Sie ist die ältere Schwester von Johann Dierk Hoffrogge.

Vier Tage nach Catharinas Geburt wird auf dem Marktplatz in Leipzig der wegen Mordes verurteilte Soldat Johann Christian Woyzeck öffentlich geköpft. Er hatte drei Jahre zuvor seine Geliebte erstochen – eine Tat, an der von Anfang an keinerlei Zweifel bestehen. Wohl aber am Motiv und an den Hintergründen: So gibt es klare Hinweise darauf, dass Woyzeck zum Zeitpunkt des Mordes unter geistiger Verwirrung und Verfolgungswahn leidet. Dies führt zunächst zu einer Aufschiebung des im Februar 1822 verkündeten Todesurteils. Nachdem der vom Gericht beauftragte Gutachter Johann Christian August Clarus Woyzeck jedoch auch nach einer zweiten Begutachtung für voll zurechnungsfähig erklärt, befiehlt der Kriminalrichter Christian Adolf Deutrich am 12. Juli 1824 die Vollstreckung.

Der Hinrichtung am 27. August wohnen mehrere tausend Menschen bei, unter ihnen auch der in Leipzig als Lehrer und Organist arbeitende Volkslied-Komponist Ernst Anschütz. Er berichtet später darüber in seinem Tagebuch: „Der Delinquent ging mit viel Ruhe allein auf das Schafott, kniete nieder und betete laut mit viel Umstand, band sich das Halstuch selbst ab, setzte sich auf den Stuhl und rückte ihn zurecht, und schnell mit großer Geschicklichkeit hieb ihm der Scharfrichter den Kopf ab, so dass er noch auf dem breiten Schwerte saß, bis der Scharfrichter das Schwert wendete und er herabfiel. Das Blut strömte nicht hoch empor; sogleich öffnete sich eine Falltür, wo der Körper, der noch ohne eine Bewegung gemacht zu haben auf dem Stuhl saß, hinabgestürzt wurde; sogleich war er unten in einen Sarg gelegt und mit Wache auf die Anatomie getragen. Alsbald wurde auch schnell das Schafott abgebrochen, und als dies geschehen war, ritten die Kürassiere fort. Die Gewölbe, die vorher alle geschlossen waren, wurden geöffnet und alles ging an seine Arbeit. Dass vormittags keine Schule war, versteht sich.“

In ihrem kurzen Leben in Lintel bekommt Catharina weder Schulfrei wegen einer Hinrichtung noch erfährt sie, dass der hessische Dichter Georg Büchner Johann Christian Woyzeck zwölf Jahre später zum Titelhelden eines fragmentarisch gebliebenen Dramas macht, das im 20. Jahrhundert für Millionen von Schülern zur Pflichtlektüre wird. Dasselbe gilt für den Siegeszug der von Ernst Anschütz 1824 zum Weihnachtslied umfunktionierten Volksweise „O Tannenbaum“. Catharina stirbt am 25. November 1825 und wird wenige Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.