Friedrich Georg Wenke wird am 15. März 1900 als zweites Kind von Gerhard Wenke und Wilhelmine Wenke auf dem elterlichen Pachthof in Ochholt geboren. Er ist der jüngere Bruder von Frieda Meyer und der ältere Bruder von Alma Sanders, Carl Wenke, Bernhard Wenke, Heinrich Wenke, Sophie Rüsselmann und Wilhelm Wenke.
Eine Woche nach Friedrichs Geburt tätigt New Yorks Bürgermeister Robert Van Wyck direkt vor seinem Amtssitz den ersten Spatenstich für den Bau der städtischen U-Bahn. In seiner vorangehenden Ansprache an die Ehrengäste und die vielen tausend Schaulustigen würdigt er das Projekt als größtes Ereignis seit dem Bau des Erie-Kanals, der seit 1825 den Eriesee mit dem Hudson River verbindet und so den Aufstieg New Yorks zur 3,5-Millionen-Einwohner-Metropole wesentlich begünstigt hat. Die Planungen für das neue Verkehrsmittel sehen im ersten Bauabschnitt eine insgesamt 14,5 Kilometer lange Strecke vor, die die Stadtteile Manhattan und Bronx verbindet.
Gemessen an Größe und Einwohnerzahl ist New York relativ spät dran mit dem U-Bahn-Bau – was unter anderem daran liegt, dass dem Startschuss ein jahrzehntelanger politischer Streit vorausgeht. Der betrifft vor allem die Finanzierung, die zunächst auf rein privatwirtschaftlicher Basis erfolgen soll. Das allerdings stellt sich als kaum realistisch heraus. Am Ende steht ein Konzept, das über öffentliche Zuschüsse auch die Steuerzahler zur Kasse bittet. In der Zwischenzeit sind längst andere Großstädte wie Chicago, Liverpool, Budapest, Glasgow und Boston vorgeprescht und dem Beispiel Londons gefolgt, wo mit der Metropolitan Railway schon seit 1863 eine U-Bahn ihre Kreise zieht. In Paris wiederum steht die Eröffnung der Métro unmittelbar bevor. Selbst Berlin läuft Big Apple noch den Rang ab: Dort ist die örtliche U-Bahn im Februar 1902 betriebsbereit, mehr als zwei Jahre vor Vollendung der New Yorker Subway. Als nächste deutsche Städte folgen 1910 Berlins Nachbarstadt Schöneberg – damals noch selbstständig – und 1912 Hamburg.
Verglichen mit den genannten Metropolen ist die Wesermarsch, zu der Friedrichs Geburtsort Ochholt gehört, natürlich tiefste Provinz. Für damalige Verhältnisse ist die Verkehrssituation dennoch recht komfortabel, gibt es doch in der Nähe gleich zwei Bahnlinien: Die eine führt von Bremen nach Oldenburg mit Halt in Hude, die andere von Hude über Berne nach Nordenham. Der Huder Bahnhof ist rund vier Kilometer entfernt, der in Berne sechs Kilometer. Ob und wie regelmäßig Friedrich die Bahn in seiner Kinder- und Jugendzeit nutzt, lässt sich freilich nur vermuten – den Weg zur örtlichen Volksschule legt er wie seine Mitschüler in jedem Fall zu Fuß zurück.
Als Friedrich im Frühjahr 1906 eingeschult wird, bewirtschaften seine Eltern bereits seit einigen Jahren ihren eigenen Hof. Jenen Hof wiederum, auf dem er und die ältere Schwester Frieda geboren sind und der ursprünglich seinen früh verstorbenen Großeltern gehörte, hat in der Zwischenzeit der jüngste Bruder des Vaters übernommen. Der übliche Lauf der Dinge gemäß Jüngstenrecht – das es angesichts der familiären Konstellation relativ unwahrscheinlich macht, dass Friedrich selbst eines Tages den rund sechs Hektar großen Betrieb fortführen wird. Sein Entschluss, später als Landwirt zu arbeiten, steht dennoch relativ früh fest, und nach Konfirmation und Schulabschluss arbeitet er zunächst einige Monate auf dem Hof seines Onkels Hinrich Tönjes in Hurrel.
Bevor eine Entscheidung über die weitere berufliche Weichenstellung ansteht, wirbelt ab Anfang August 1914 der Erste Weltkrieg alle bestehenden Ordnungen und Gewissheiten durcheinander. Während Mutter Wilhelmine noch mit dem jüngsten Bruder Wilhelm schwanger ist, rückt Vater Gerhard mutmaßlich schon wie viele seiner Nachbarn und Freunde an die Front ab. Und je länger der Krieg dauert, desto realer die Gefahr, dass auch Friedrich noch einen Einberufungsbescheid erhält. Bevor es tatsächlich dazu kommt, steht jedoch innerhalb Ochholts noch einmal der Umzug auf einen etwas größeren Hof (heute: Hergen Wenke) an, den Friedrichs Eltern 1916 kaufen.
Den Kriegseinsatz in Nordfrankreich – zu einem Zeitpunkt, an dem sich die deutsche Niederlage längst abzeichnet – übersteht Friedrich unbeschadet. Anschließend geht er seinen Eltern weiter auf dem neuen Hof zur Hand, übernimmt aber in den wirtschaftlich schweren und vom rapiden Währungsverfall geprägten Zeiten so manchen Nebenjob. So hilft er nicht nur durch den Bau von Strommasten, die Wesermarsch mit Elektrizität zu versorgen, sondern gehört auch zu den ersten Milchleistungsprüfern der Region. Letzteres eine Tätigkeit, die Friedrich regelmäßig mit dem Fahrrad bis ins 30 Kilometer entfernte Ovelgönne führt und die er auch fortsetzt, als Vater Gerhard im Mai 1926 überraschend einer Lungenentzündung erliegt. Auch als Mitarbeiter der zur Ziegelei Kämena in Hoykenkamp gehörenden Windmühle verdient sich Friedrich in den folgenden Jahren so manche Mark nebenbei. In seiner knapp bemessenen Freizeit ist Friedrich vor allem im Reitclub Hude aktiv, dem er bis ins hohe Alter die Treue halten wird.
Seine künftige, in direkter Nachbarschaft aufgewachsene Ehefrau Martha Hahler kennt Friedrich von Kindesbeinen an. Nach der am 15. Juni 1934 gefeierten Hochzeit pachten beide einen Hof in Köterende, der Friedrich jedoch in puncto Größe noch nicht zufriedenstellen kann. Bald nach der Geburt von Tochter Christa im August 1936 und Sohn Heinz im April 1940 bietet sich dann in Reiherholz eine Gelegenheit, als Gesine Spielbrink nach dem Tod des Ehemanns für ihren ganz in der Nähe der Bahnlinie Hude-Oldenburg liegenden Hof einen Pächter sucht. Beide Seiten werden sich schnell einig, und Friedrich zieht mit Martha und den Kindern auf den knapp zwölf Hektar großen Betrieb.
Wann genau Friedrich angesichts des seit September 1939 tobenden Zweiten Weltkriegs einen Stellungsbefehl zur Wehrmacht erhält, ist in der Familie nicht überliefert. Schon 1942 oder 1943 wird er jedoch nach einem auf Heimaturlaub erlittenen Ernte-Unfall nach Hause entlassen und kann so die Arbeit auf dem Hof wieder aufnehmen. Erst kurz vor Kriegsende muss er im Rahmen des Volkssturms erneut einrücken. Weiteren gesundheitlichen Schaden nimmt er dabei glücklicherweise nicht.
Den Krieg heil und obendrein vereint mit der Familie überstanden zu haben, ist im Frühjahr 1945 ein Privileg – das dürfte Friedrich angesichts der zahlreichen Gegenbeispiele in seinem unmittelbaren Umfeld durchaus zu schätzen wissen. So gehört sein Bruder Heinrich zu den mindestens 60 Millionen Kriegstoten, der jüngste Bruder Wilhelm befindet sich ebenso in russischer Gefangenschaft wie Nachbar Adolf Heyne. Beide kehren erst zurück, als mit der Währungsreform vom Juni 1948 die oft chaotischen Nachkriegs-Verhältnisse in die Jahre des Wirtschaftswunders übergehen. Sie erlebt Friedrich weiter mit Martha und den Kindern auf dem Pachthof in Reiherholz. Ebenso den Beginn der 60er Jahre, als Christa und Heinz den elterlichen Haushalt bereits verlassen haben.
Zwei Jahre nach Rentenbeginn kauft Friedrich im näher Richtung Hude gelegenen Teil von Reiherholz einen kleinen Hof (heute: Friedrichs Enkeltochter Doris und Dirk Vorlauf), auf dem er noch ein wenig weiter Landwirtschaft betreibt. Ein zwangloses Hobby, das ihm anders als in seiner aktiven Zeit genügend Freiraum für längere Urlaubsreisen lässt. Meistens führen diese Reisen Martha und ihn im eigenen Pkw nach Süddeutschland und Österreich. Doch auch Frankreich steht auf dem Reiseplan, wo Friedrich mehrfach in den Ardennen die Gräber gefallener Kriegskameraden besucht.
Den 80. Geburtstag im März 1980 und die Goldene Hochzeit vier Jahre später feiert Friedrich bei relativ guter Gesundheit, er ist auch trotz seiner 84 Jahre noch regelmäßig mit dem Fahrrad unterwegs. Nur wenige Wochen nach der Rückkehr aus seinem letzten Urlaub geht es ihm allerdings plötzlich schlechter, er stirbt am 11. August 1984. Beerdigt ist Friedrich wenige Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.