Gustav Heinrich Tönjes – Biographie

Gustav Heinrich Tönjes wird am 17. April 1878 als zweites Kind von Johann Heinrich Tönjes und Marie Gesine Tönjes auf dem Hof seines Halbbruders Georg Haverkamp in Lintel (heute: Ralf und Jannik Haverkamp) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Carl Heinrich Tönjes. Neben Georg Haverkamp hat er mit Johanne Catharine Wefer, August Haverkamp, Rebecca Gesine Mathilde Haverkamp und Heinrich Haverkamp noch vier weitere Halbgeschwister aus der ersten Ehe seiner Mutter mit Heinrich Haverkamp.

Sechs Tage vor Gustav Heinrichs Geburt bricht Mark Twain von New York aus zu seiner zweiten Europa-Reise auf. Zusammen mit Ehefrau Olivia, den Kindern Susy und Clara, Olivias Freundin Clara Spaulding sowie einem Kindermädchen überquert der in seiner Heimat schon damals sehr populäre Schriftsteller mit einem Dampfschiff den Atlantik und erreicht am 25. April 1878 Hamburg. Dort zeigt sich Twain seinen Tagebuch-Aufzeichnungen zufolge überrascht von der Schönheit der Stadt, die er bis dahin lediglich als Wirtschaftsmetropole wahrgenommen hat. Auch vom kulinarischen Angebot der Region ist die Reisegruppe nach den ersten Mahlzeiten in ihrem Hotel mehr als angetan. Der sonntägliche Besuch eines Gottesdienstes in der St.-Nikolai-Kirche führt Twain dann allerdings rasch vor Augen, dass er es mit seinen im Vorfeld angesammelten Deutsch-Kenntnissen nicht allzu weit bringen wird. „Außer dem Namen des Erlösers habe ich nichts verstanden“, notiert er hinterher enttäuscht.

Am 1. Mai 1878 reist Twain mit seinen Begleiterinnen über Hannover, Göttingen, Kassel und Frankfurt nach Heidelberg. Dort verweilt er knapp drei Monate und unternimmt diverse Exkursionen durch Baden und Württemberg, ehe es über die Schweiz, Frankreich und Italien an die weiteren Haupt-Zielorte München und Paris geht. Aufenthalten in Belgien und den Niederlanden folgt die Überfahrt nach England mit der Endstation Liverpool, wo die Gruppe Europa am 23. August 1879 wieder Richtung USA verlässt. Die in den knapp anderthalb Jahren gewonnenen Eindrücke verarbeitet Twain im satirischen Reisebericht „A Tramp Abroad“ sowie im angehängten Essay The Awful German Language“. Beide Werke erscheinen 1880 – vier Jahre vor dem teilweise in Heidelberg zu Papier gebrachtem Roman „Die Abenteuer des Huckleberry Finn“.

Als Twains im Nachhinein erfolgreichster, inhaltlich an „Die Abenteuer des Tom Sawyer“ von 1876 anknüpfender Roman 1884 die Buchläden erreicht, lebt Gustav Heinrich in Lintel bereits nicht mehr. Er stirbt am 18. Januar 1882 an „Croup“, einem damals gebräuchlichen Synonym für Diphtherie, und wird sechs Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude beerdigt.