Heinrich Galdas – Biographie

Johann Hermann Heinrich Galdas – Rufname Heinrich – wird am 19. Dezember 1892 als viertes Kind von Claus Galdas und Meta Galdas auf dem Hof seines Großvaters Berend Galdas in Lintel (heute: Otto Drieling) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Bertha Rulfs, Hermine Brügmann und Bernhard Galdas.

Im Kaiserreich Russland geht das Jahr 1892 unter katastrophalen Vorzeichen zu Ende. Kombiniert mit einer im Sommer ausbrechenden Cholera-Epidemie kostet eine Hungersnot mutmaßlich bis zu 500.000 Menschen das Leben. Die in ihrem Ausmaß kaum fassbare Tragödie zeichnet sich bereits im Herbst 1891 ab, als zu trockenes Wetter die weitgehend ohne moderne Düngemittel oder Maschinen vorgenommene Bestellung der Felder mit Wintergetreide verzögert. Anschließend sinkt das Thermometer auf unter minus 30 Grad, aber es fällt kaum Schnee – ein großer Teil der Aussaat erfriert. Die meisten der übriggebliebenen Sämlinge werden in einem ungewöhnlich windigen Frühjahr zusammen mit dem Mutterboden weggeblasen. Der Sommer wiederum beginnt viel zu früh und bringt abermals zu wenig Regen.

Die in dieser prekären Situation zusätzlich aufflammende Cholera nimmt ihren Anfang wie schon in früheren Epidemien in Persien. Mit der im Bau befindlichen Transkaspischen Eisenbahn verbreitet sie sich ab Mai 1892 rasend schnell im Land, ohne dass die Zentralregierung in St. Petersburg mit Eindämmungsmaßnahmen hinterherkommt. Diese Maßnahmen wiederum stoßen häufig auf Widerstand der schlecht informierten und für Gerüchte anfälligen Bevölkerung. Eines dieser Gerüchte etwa besagt, Großgrundbesitzer hätten die Cholera erfunden, weil Zar Alexander III. ihr Land an arme Bauern verteilen wolle. Die daraus resultierende Wut trifft vor allem Ärzte und anderes medizinisches Personal.

Dass es sich bei der Cholera keineswegs um eine Erfindung handelt, bekommt 1892 auch das Deutsche Reich zu spüren: Im August erlebt die Auswanderer-Drehscheibe Hamburg einen verheerenden Ausbruch der vermutlich durch russische Emigranten eingeschleppten Seuche. Bis zur endgültigen Eindämmung im Februar 1893 fordert sie in der Hafenstadt mehr als 8.500 Tote. Das Großherzogtum Oldenburg, zu dem Lintel gehört, bleibt von der Epidemie glücklicherweise verschont. Andere Krankheiten wie Tuberkulose oder Diphtherie sind gleichwohl eine tägliche Bedrohung. Mit letzterer infizieren sich um die Jahreswende 1893/94 fast alle Bewohner des Galdas-Hofes. Mutter Meta stirbt am 10. Januar 1894, Bruder Bernhard am 16. Januar. Am 19. Januar – dem Tag von Bernhards Beerdigung – schließt dann auch Heinrich für immer die Augen. Zu Grabe getragen wird er vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.