Hermann Diedrich Wesemann – Biographie

Hermann Diedrich Wesemann wird am 21. Dezember 1903 als erstes Kind von Johann Hermann Wesemann und Mathilde Wesemann auf dem elterlichen Hof in Lintel (heute: Guido und Susanne Einemann) geboren. Er ist der ältere Bruder von Hermanda Einemann und Alma Wenke.

Zwei Tage vor Hermann Diedrichs Geburt nimmt Kaiser Wilhelm II. an den Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen einiger Truppenteile des Königreichs Hannover teil und stiftet eine später an alle noch lebenden Veteranen der Verbände ausgehändigte, aus Bronze gefertigte Gedenkmünze. In einem Trinkspruch erinnert er an den Freiheitskampf gegen Napoleon und rühmt die beteiligten Soldaten Hannovers für ihre „unvergleichlichen Taten, welche im Verein mit Blücher und den Preußen bei Waterloo das englische Heer vom Untergang retteten“.

Eine Sichtweise, die in Großbritannien nicht sonderlich gut ankommt. So rügt etwa die Londoner Tageszeitung „Times“, dass auf der Insel zwar kein ausländischer Soldat jemals so geehrt worden sei wie der 1815 mit seinen Truppen gerade noch rechtzeitig auf dem Schlachtfeld erschienene preußische Feldmarschall. Von einer ohne Blücher drohenden Vernichtung könne jedoch keine Rede sein, und es sei befremdlich, derartige Worte aus dem Munde eines Enkels der englischen Königin zu hören. Unter dem Strich habe Wilhelm deshalb mit seinen Worten „der Liste der Reden, die hauptsächlich deshalb in Erinnerung bleiben werden, weil sie besser vergessen würden, noch eine hinzugefügt“. Ähnlich bissig urteilt der „Standard“: „Wilhelm II. scheint sich über die historische Genauigkeit hinwegsetzen zu wollen. Wir werden nächstens erleben, dass der König von Portugal einem seiner Regimenter befiehlt, den Namen Smolensk auf seine Fahne zu schreiben, weil Portugiesen in der Napoleonischen Armee dabei waren, als diese Stadt während der Invasion in Russland gestürmt wurde.“

In der deutschen Presse findet der Kaiser dagegen weitgehend Rückhalt. Letztlich spiegelt der sich über Wochen hinziehende Medienstreit die zunehmende Entfremdung zwischen den beiden Großmächten wider und ist möglicherweise ein kleines Mosaiksteinchen in dem Prozess, der im folgenden Jahr zur etwas überraschenden Annäherung Großbritanniens an Frankreich führt. Der im April 1904 geschlossenen Entente cordiale tritt 1907 auch Russland bei – eine Allianz, mit der sich Wilhelm und Deutschland sieben Jahre später im Ersten Weltkrieg konfrontiert sehen.

Den Moment, in dem „in Europa die Lichter ausgehen“ (Großbritanniens Außenminister Edward Grey am 3. August 1914) erlebt Hermann Diedrich in Lintel nicht mehr mit: Er stirbt bereits am 14. Juni 1908 und wird vier Tage später in Hude auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche beerdigt.