Margarethe Hoffrogge – Biographie

Margarethe Elise Hoffrogge wird am 5. Juli 1836 als fünftes Kind von Hinrich Barkemeyer und Ahlke Barkemeyer auf dem elterlichen Hof in Lintel (heutige Eigentümer: Gerrit und Linda Schlötelburg) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Gerhard Hinrich Barkemeyer, Ahrend Barkemeyer, Johann Bernhard Barkemeyer und Hermann Heinrich Barkemeyer und die ältere Schwester von Ahlke Margarete Barkemeyer und Anna Catharine Gesine Barkemeyer.

Vier Tage vor Margarethes Geburt fällt der offizielle Startschuss für den Bau des Ludwig-Donau-Main-Kanals. Seine Trasse führt über rund 175 Kilometer von der niederbayerischen Stadt Kelheim bis nach Bamberg und soll eine durchgehende Schifffahrtsverbindung zwischen dem Schwarzen Meer und der Nordsee ermöglichen. Die Idee für das Projekt ist mehr als 1.000 Jahre alt, bereits Karl der Große versucht sich der Überlieferung zufolge daran. In der Neuzeit gibt es verschiedene Anläufe, die aber unter anderem durch die Napoleonischen Kriege verzögert werden. Erst Mitte der 1820er Jahre greift Bayerns technikbegeisterter König Ludwig I. den Plan wieder auf und treibt ihn mit Hochdruck voran.

Unter der Regie des Wasserbau-Ingenieurs Heinrich von Pechmann sind zeitweise bis zu 9.000 Arbeiter damit beschäftigt, das auf eine Breite von 16 Metern und eine Tiefe von 1,50 Metern veranschlagte Kanalbett auszuheben und die insgesamt 100 Schleusen zu errichten, die den Höhenunterschied von 266 Metern zwischen Start- und Endpunkt überwinden sollen. Außer aus allen Teilen Bayern kommen sie aus Sachsen, Schwaben, Österreich und sogar aus Italien und arbeiten im Akkord, teilweise auch nachts. Trotz mancher Schwierigkeiten schreiten die Bauarbeiten deshalb schneller voran als erwartet: Schon Im Mai 1843 verkehren unter dem Jubel der einheimischen Bevölkerung die ersten vollbeladenen Schiffe zwischen Bamberg und Nürnberg.

Zweifelsohne ein Erfolg, der aber die Kritik an dem Projekt nicht verstummen lässt. Schon vor Baubeginn hatte sich der bekannte Münchner Ingenieur Joseph von Baader nicht nur über die seiner Meinung nach viel zu niedrige Kostenkalkulation ereifert, sondern den Kanal angesichts der aufkommenden Konkurrenz durch die Eisenbahn grundsätzlich in Frage gestellt. So koste eine vergleichbare Bahnstrecke weniger als ein Drittel der für den Kanalbau veranschlagten Summe und sei zudem wesentlich zukunftsorientierter. Von letzterem Argument lässt sich auch der König überzeugen und vergibt noch vor Fertigstellung seines einstigen Herzensprojekts den Auftrag zum Bau der Ludwig-Süd-Nord-Bahn. Als der Ludwig-Donau-Main-Kanal schließlich im Sommer 1846 in voller Länge schiffbar ist, gehört bereits nicht mehr viel Fantasie zu der Vorstellung, dass der konkurrierende Verkehrsweg ihm früher oder später wirtschaftlich das Wasser abgraben wird.

Im Sommer 1846 besucht Margarethe in Lintel bereits seit drei Jahren die gemeinsam mit dem Nachbardorf Hurrel betriebene Volksschule. Dort gehören unter anderem Catharine Ellinghusen, Anna Catharina Hartmann, Anna Margaretha Hartmann, Helena Margareta Hilbers, Beta Osterloh und Cathrine Schütte zu ihren in etwa gleichaltrigen Mitschülerinnen. Zu diesem Zeitpunkt lebt Margarethes jüngste, 1843 noch im Säuglingsalter verstorbene Schwester Anna Catharine Gesine bereits nicht mehr. Mit den anderen Geschwistern wächst sie auf dem elterlichen Hof auf, der sich seit drei Generationen im Familienbesitz befindet. Nach Schulabschluss und Konfirmation bleibt Margarethe sehr wahrscheinlich in Lintel, denn von dort stammt auch ihr künftiger, neun Jahre älterer Ehemann Johann Dierk Hoffrogge. Er bewirtschaftet zusammen mit seiner früh verwitweten Mutter Gesche einen nur rund einen Kilometer von Margarethes Elternhaus entfernten Hof (heute: Hella und Kurt Bisanz).

Margarethe und Johann Dierk heiraten am 14. Juli 1853, und Margarethe siedelt auf den Hoffrogge-Hof über. Dort bringt sie im Mai 1854 Tochter Gesine zur Welt – zwei Monate, nachdem in Bayern die Ludwig-Süd-Nord-Bahn komplett fertiggestellt ist. Als im November 1856 als zweites Kind Sohn Heinrich die Familie vergrößert, gibt es auch im Großherzogtum Oldenburg bereits erste Pläne für den Bau einer Eisenbahnlinie, die einen von Preußen geplanten Marinehafen am Jadebusen mit Oldenburg und später mit Bremen verbinden soll. Dass die im Sommer 1867 eröffnete Strecke unmittelbar an Lintel vorbeiführt, erlebt Margarethe nicht mehr mit: Sie stirbt schon am 26. Dezember 1862 im Alter von nur 26 Jahren an Tuberkulose und wird sieben Tage später in Hude auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche beerdigt.