Minna Wilken – Biographie

Minna Sophie Wilken wird am 2. Januar 1920 als sechstes Kind von Friedrich Spreen und Mathilde Spreen auf dem elterlichen Hof in Hurrel (heute: Karin Spreen) geboren. Sie ist die jüngere Schwester von Martha Behmann, Bernhard Spreen, Dietrich Spreen, Friedrich Spreen und Johann Spreen und die ältere Schwester von Heino Spreen.

Das Jahr 1920 beginnt für das 1918 im Ersten Weltkrieg geschlagene Deutsche Reich und seine Bewohner wenig verheißungsvoll: Nach kräftigen Preissteigerungen für Kohle, Koks und andere Verbrauchsgüter des täglichen Lebens zum Jahreswechsel tritt am 10. Januar der Friedensvertrag von Versailles in Kraft. Dadurch verliert Deutschland rund ein Achtel seines Staatsgebiets, es nimmt darüber hinaus die alleinige Kriegsschuld auf sich und stimmt als Wiedergutmachung umfangreichen Reparationen zu. Diese sind nicht nur als Geldleistung zu erbringen, sondern auch in Form verschiedenster Warenlieferungen.

So einig sich alle in der seit Februar 1919 tagenden Weimarer Nationalversammlung vertretenen Parteien in der Ablehnung dieses von den Siegern diktierten Vertragswerks auch sind: In der Frage, welche Richtung die junge Republik nach der Abdankung von Kaiser Wilhelm II. politisch einschlagen soll, gehen die Vorstellungen extrem weit auseinander. Während die neu gegründete KPD und Teile der von der SPD abgespaltenen USPD die Einführung einer Räte-Republik nach russischem Vorbild fordern, bildet sich auf der Gegenseite eine „Einheitsfront aller Nationalgesinnten“.

In der Folge kommt es zu bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Als am 13. Januar 1920 eine von der KPD organisierte Demonstration gegen das als zu reaktionär angesehene Betriebsrätegesetz eskaliert und im Blutbad vor dem Reichstag endet, erklärt Reichspräsident Friedrich Ebert den Ausnahmezustand. Zwei Monate später steht die Regierung im von weiten Teilen des Militärs unterstützten Kapp-Putsch mit dem Rücken zur Wand und kann sich nur durch die Ausrufung eines Generalstreiks retten.

Noch um einiges turbulenter als in Deutschland geht es im Geburtsland von Isaac Asimov zu, einem astrologischen Zwilling Minnas. Der später weltbekannte Autor von Science-Fiction-Romanen erblickt am 2. Januar 1920 im russischen Dorf Petrowitschi das Licht der Welt – mitten in den Wirren des Russischen Bürgerkriegs. Nur wenige Monate nach Gründung der Sowjetunion durch die siegreichen Bolschewiki im Dezember 1922 wandern Asimovs Eltern in die USA aus und ermöglichen ihm dort ein Universitäts-Studium.

Mit sechs Kindern, zu denen im August 1925 das siebte hinzukommt, ist Auswandern für Minnas Eltern keine Option. Sie kämpfen sich in Hurrel durch Nachkriegs-Wirren, Hyperinflation und Weltwirtschaftskrise und leben eher schlecht als recht von den Erträgen ihres mit neun Hektar vergleichsweise kleinen Hofes. Was Minna aber wahrscheinlich kaum als Manko empfindet, denn auf Rosen gebettet ist von ihren Mitschülern in der Volksschule Hurrel in jenen Jahren definitiv niemand. Alles in allem eine prägende Zeit, die Minna mit Ilse Asseln, Lily Lange und Sophie Mönnich drei Freundinnen fürs ganze Leben beschert.

Nach Schulabschluss und Konfirmation geht Minna im benachbarten Lintel auf dem Hof von Bernhard Tönjes (heute: Bernd und Anke Tönjes) in Stellung. Da die älteren Geschwister nach und nach den elterlichen Hof verlassen haben, hilft sie zwischenzeitlich aber auch immer wieder zu Hause in Hurrel mit. Es ist die Zeit, in der die seit Anfang 1933 regierenden Nationalsozialisten nahezu das gesamte öffentliche Leben gleichschalten und parallel dazu mit ganz konkreten Kriegsvorbereitungen beginnen. Dazu gehört neben der Wiedereinführung der Wehrpflicht unter anderem der Bau des Westwalls, an dem auch Minnas späterer Ehemann Diedrich Wilken beteiligt ist. Kennengelernt haben sich die beiden vor dessen Abkommandierung auf einem Tanzabend in Altmoorhausen.

Minna und Diedrich heiraten am 30. Mai 1941 und nehmen auf dem Hof von Minnas Eltern Quartier. Zu diesem Zeitpunkt tobt bereits seit mehr als anderthalb Jahren der Zweite Weltkrieg, zu dem Diedrich aber zunächst keinen Stellungsbefehl erhält. Der folgt erst kurz nach der Geburt der ersten Tochter Erika im Mai 1942. Während Diedrich schon bald nach der Einberufung an die Ostfront abrückt, bleibt Minna mit Erika in Hurrel wohnen. Dort erlebt sie im Frühjahr 1945 den Einmarsch alliierter Truppen, die bedingungslose Kapitulation der Wehrmacht und schließlich die Rückkehr ihres noch in den letzten Kriegsmonaten schwer verwundeten Ehemannes.

Obwohl nur noch im Besitz eines Beines, hat Diedrich Wilken letztlich mehr Glück als seine beiden im Krieg gefallenen Brüder Georg und Helmut. Deren gewaltsamer Tod ändert Diedrichs Leben und das seiner Familie von Grund auf: Als einziger verbliebener Sohn erbt er den elterlichen Hof in Tweelbäke  – obwohl er eigentlich viel lieber in seinen angestammten Beruf als Kraftfahrer zurückgekehrt wäre. Deshalb ziehen Minna, Diedrich und Erika Anfang 1946 von Hurrel auf den damals lediglich fünf Hektar großen Betrieb am Stadtrand von Oldenburg. Im September desselben Jahres kommt Tochter Inge zur Welt, im Februar 1948 dann als drittes und letztes Kind Sohn Egon.

In den 50er und 60er Jahren halten sich Minna und Diedrich mit dem auf knapp zehn Hektar vergrößerten Hof, der außer sie beide und ihre drei Kinder auch die Schwiegereltern Johann und Martha Wilken ernähren muss, einigermaßen über Wasser – wobei Minna Erzählungen aus der Familie zufolge die treibende Kraft ist. Nach dem Tod von Schwiegervater Johann geben sie den Betrieb jedoch 1971 auf, woraufhin Minna eine Stelle als Reinigungskraft im gerade entstehenden Gewerbegebiet Tweelbäke annimmt. Fünf Jahre später kehrt Tochter Inge mit Ehemann Erich Ulpts in ihr Elternhaus zurück, so dass Minna die Enkelkinder Jens und Silke aus nächster Nähe aufwachsen sieht.

Neben der Arbeit und später als Rentnerin verbringt Minna viel Zeit im eigenen Garten, daneben ist sie Mitglied im Landfrauenverein Tweelbäke und im Kegelclub „Flotte Deerns“. Obwohl längst nicht so reiselustig wie ihr Ehemann, unternimmt sie mit Diedrich in den 80er Jahren diverse Urlaubsfahrten – unter anderem an die Nahe, in den Harz und in den Schwarzwald. Nach einer ersten Krebserkrankung 1987 muss sie jedoch mehr und mehr kürzer treten: Auf Phasen der Besserung folgen immer wieder neue Schübe der Krankheit, die sie zurückwerfen. Minna stirbt am 12. Januar 2001 und wird fünf Tage später auf dem Alten Friedhof in Osternburg beerdigt.