Georg Hoffrogge wird am 20. Juli 1888 als siebtes Kind von Heinrich Hoffrogge und Meta Catharine Hoffrogge auf dem elterlichen Hof in Lintel (heute: Hella und Kurt Bisanz) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Anna Johanne Elise Hoffrogge, Diedrich Hoffrogge, Annchen Gode, Gesine Garms und Mathilde Kirchhoff und der ältere Bruder von Bertha Schmidt, Gerhard Heinrich Hoffrogge und Luise Schmidt. Zwei weitere Geschwisterkinder sind 1880 beziehungsweise 1890 unmittelbar nach ihrer Geburt verstorben und deshalb namenlos geblieben.
Neun Tage nach Georgs Geburt beginnen in München die Feierlichkeiten zu Ehren des 100. Geburtstages von Ludwig I. – zwei Jahre später als geplant, denn der zwischen 1825 und 1848 regierende König Bayerns ist im August 1786 geboren. Weil aber im Juni 1886 Nach-Nachfolger Ludwig II. zunächst entmündigt wurde und dann unter mysteriösen Umständen im Starnberger See ertrank, mussten sämtliche für den Sommer des Jubiläums-Jahres geplanten Veranstaltungen abgesagt werden.
Die nun nachgeholte, auf drei Tage angesetzte Feier steht jedoch ebenfalls unter keinem guten Stern. Sie endet am 31. August in einer Katastrophe – ausgelöst durch acht indische Elefanten des Hamburger Tierparkbesitzers Carl Hagenbeck, die am als Höhepunkt vorgesehenen Abschluss-Umzug teilnehmen. Dabei führt der Weg Richtung Odeonsplatz nicht nur an vielen tausend Schaulustigen vorbei, sondern auch an einer als Drache dekorierten Straßenlokomotive. Just als die Elefanten passieren, lässt die Lokomotive lautstark Dampf ab und versetzt die Tiere in Angst. Sie reißen sich von ihren Betreuern los und stürmen wild trompetend in zwei Gruppen die Ludwigstraße hinunter. Das wiederum löst unter den Zuschauern eine Massenpanik mit mehreren Dutzend Verletzten und je nach Quelle bis zu vier Todesopfern aus. Nur mit größter Mühe gelingt es, die Elefanten wieder einzufangen und in ihr Quartier zurückzubringen.
Berichte über den Vorfall dominieren tagelang die lokale Presse. Dabei kommen aller Tragik zum Trotz auch die komischen Elemente des Ereignisses nicht zu kurz. „Ein Herr im Zylinder, geschmückt mit der weiß-blauen Schleife des Festordners, versuchte einen Elefanten am Schwanz festzuhalten“, heißt es etwa in einem dieser Artikel, und weiter: „Einer der flüchtenden Dickhäuter kam auch zum Platzl, dem bei Einheimischen und Fremden berühmten Mittelpunkt Alt-Münchens, und begab sich direkt ins Hofbräuhaus, dessen Stammgästen der Rettich im Halse steckenblieb, als der riesige Gast eintretend das Tor verdunkelte.“ Einigkeit herrscht am Ende weitgehend darin, dass die Schuld an der Panik und ihren Folgen vor allem bei den Menschen zu suchen ist. „Am vernünftigsten haben sich eigentlich die Elefanten benommen“, schließt etwa besagter Artikel.
Dass im Lintel des Jahres 1888 auch nur ein einziger Einwohner jemals einen leibhaftigen Elefanten zu Gesicht bekommen hat, darf als einigermaßen ausgeschlossen gelten. Außer in Hagenbecks Tierpark nämlich gibt es derartig Exotisches nur in wenigen anderen ausgewählten Zoos zu sehen, etwa in Berlin (seit 1844) Frankfurt (1858), Köln (1860), Dresden (1861) oder Leipzig (1878). Mit heimischen Nutztieren wie Kühen, Schweinen und natürlich Pferden sind Dorfkinder wie Georg hingegen von Kindesbeinen an vertraut. Dass er sich relativ früh darauf einstellen kann, mit ihnen später einmal eigenverantwortlich und nicht etwa als Knecht oder Stallbursche zu arbeiten, verdankt er dem Tod seines Bruders Gerhard Heinrich im April 1893, der andernfalls in den Genuss des in Lintel geltenden Jüngstenrechts gekommen wäre.
Auch die älteste Schwester Anna Johanne Elise ist in ihrem Geburtsjahr 1880 nicht über das Säuglingsalter hinausgekommen, so dass Georg auf dem Hoffrogge-Hof mit lediglich sechs von ursprünglich zehn Geschwistern aufwächst. Sehr wahrscheinlich im Frühjahr 1895 wird er in die anfangs noch gemeinsam mit dem Nachbardorf Hurrel betriebene Volksschule eingeschult. Somit müsste er auf einem Klassenfoto zu sehen sein, das aus jenem Jahr stammt und neben Schulleiter Wilhelm Brumund insgesamt 48 Schülerinnen und Schüler zeigt. Leider gibt es mehr als 125 Jahre später niemanden mehr, der Georg darauf mit hinreichender Sicherheit identifizieren könnte.
Im Laufe des Jahres 1897 entsteht in unmittelbarer Nachbarschaft des Hoffrogge-Hofes ein neues Schulgebäude, das Georgs Schulweg fortan um mehr als einen Kilometer verkürzt. Zu den nun ausschließlich aus Lintel stammenden Mitschülern seiner Altersgruppe gehören unter anderem Hinrich Abel, Gerhard Claußen, sein Cousin Gerhard Heinrich Claußen und Carl Heinrich Rodiek. Ab 1899 werden sie von Adolf Poppe unterrichtet – einem Sohn des Oldenburger Heimatdichters Franz Poppe, der den Erinnerungen des einige Jahre nach Georg eingeschulten Lintelers Johann Geerken zufolge sehr autoritär auftritt und häufig vom Rohrstock Gebrauch macht.
Nach Schulabschluss und Konfirmation arbeitet Georg sehr wahrscheinlich weiter auf dem elterlichen Hof, den seine Geschwister nach und nach verlassen. Wer in der Familie letztlich die Initiative ergreift, die seit 108 Jahren in Familienbesitz befindliche Stelle 1910 dem Nachbarn Karl Kreye zu überlassen und dafür den heutigen Hof von Herwig und Jens Pape am Lindhorn zu kaufen, lässt sich heute nicht mehr mit Gewissheit sagen. Als neuer Eigentümer des mit zwölf Hektar deutlich größeren Betriebes steht zwar Vater Heinrich in den Büchern, doch Georg wird in diese Entscheidung gewiss mit eingebunden sein.
Wann und bei welcher Gelegenheit Georg seine künftige, aus Neuenkoop stammende Ehefrau Lina Wenke kennenlernt, liegt heute ebenfalls im Dunkeln. Er heiratet sie am 11. Juni 1914 in Hude. Am selben Tag reist in Berlin Kaiser Wilhelm II. Richtung Böhmen ab, um dem österreichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand auf Schloss Konopiště einen Besuch abzustatten. Es ist das letzte Zusammentreffen der beiden Männer: Nur zwei Wochen später fällt Franz Ferdinand in Sarajevo einem Attentat zum Opfer. Die sich daraus ergebenden diplomatischen Verwicklungen führen Anfang August 1914 zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs.
Ob Georg von Beginn an am Krieg teilnimmt, lässt sich nur mutmaßen – ebenso, wie oft er seine im September 1915 geborene Tochter Amanda zu Gesicht bekommt. Zusammen mit anderen Mitgliedern des Oldenburgischen Infanterie-Regiments Nr. 91 wird er im Sommer 1916 in den Nordwesten der Ukraine abkommandiert, um die Einnahme des strategisch wichtigen Eisenbahn-Knotenpunktes Kowel durch die russische Armee zu verhindern. Bei den verlustreichen Kämpfen entlang der Ufer des Flusses Stochid erleidet Georg einen Bauchschuss, der ihn am 19. Oktober 1916 das Leben kostet. Wo seine sterblichen Überreste beerdigt sind, darüber gibt das Huder Kirchenbuch keine Auskunft.