Hinrich Helms wird am 23. Februar 1936 als erstes Kind von Johann und Hertha Helms in Oldenburg geboren. Er ist der ältere Bruder von Hannelore Pupka.
Eine Woche vor Hinrichs Geburt enden in Garmisch-Partenkirchen die Vierten Olympischen Winterspiele. Mit 678 Athleten aus 28 Ländern meldet das Internationale Olympische Komitee (IOC) einen neuen Teilnahmerekord. Erfolgreichste Nation ist Norwegen mit sieben Goldmedaillen, gefolgt von Deutschland und Schweden mit drei beziehungsweise zwei Goldmedaillen. Damit verfehlen die seit drei Jahren regierenden Nationalsozialisten zwar ihr Ziel, in der Länderwertung den Sieg davonzutragen. Dafür haben sie elf Tage lang ein in jeder Beziehung perfekt inszeniertes Sport-Spektakel abgeliefert und sich ausländischen Beobachtern als scheinbar weltoffener Gastgeber präsentiert. „Das haben wir gut gemacht“, notiert ein sichtlich zufriedener Reichspropagandaminister Joseph Goebbels in seinem Tagebuch.
Tatsächlich stand lange Zeit nicht fest, ob die Spiele überhaupt stattfinden können. Vergeben an Deutschland wurden sie bereits 1931, ebenso wie die für August 1936 geplanten Olympischen Sommerspiele von Berlin. Nach dem Ende der Weimarer Republik und der unverhohlen judenfeindlichen Politik der neuen Machthaber etablierte sich jedoch insbesondere in den USA eine starke Boykott-Bewegung, die sich aber nicht gegen Avery Brundage durchsetzen konnte, den mächtigen Präsidenten des Nationalen Olympischen Komitees und IOC-Mitglied.
Zunächst hatte auch die NSDAP-Führung um Adolf Hitler kein sonderlich starkes Interesse an einem sportlichen Wettkampf von „Ariern“ mit Menschen „minderwertiger“ Rassen. Sie erkannte aber schnell die Propaganda-Wirkung, die von einem solchen Ereignis ausging. Deshalb sicherte Hitler dem IOC zu, die olympischen Regeln konsequent einzuhalten. Mit dem Eishockey-Spieler Rudi Ball durfte dem deutschen Team deshalb sogar ein „Halbjude“ angehören. Im Vorfeld der Spiele gab es darüber hinaus die strikte Anweisung, in Garmisch-Partenkirchen und Umgebung die im restlichen Deutschland längst zum Alltagsbild gehörenden Hinweisschilder „Juden unerwünscht“ konsequent zu entfernen.
Fast hätte dann noch das Wetter den braunen Machthabern einen Strich durch die Rechnung gemacht: Anfang Februar 1936 herrscht in Garmisch und Partenkirchen – beide Orte wurden im Jahr zuvor zwangsvereint – akuter Schneemangel. Erst am 3. Februar beginnt es zu schneien, so dass sich bis zur drei Tage später stattfindenden Eröffnungsfeier im Tal eine Schneedecke von rund 20 Zentimetern bildet.
Sein wahres Gesicht zeigt das Regime dann nur drei Wochen nach Abschluss der Spiele: Am 7. März 1936 marschiert die 1935 neu formierte Wehrmacht ins entmilitarisierte Rheinland ein – ein klarer Verstoß gegen die Bestimmungen des Versailler Vertrages. Von da an folgt außenpolitisch eine Aggressivität der nächsten, bis schließlich Anfang September 1939 der Überfall auf Polen den Zweiten Weltkrieg auslöst.
Für Hinrich, der bis dahin mit seinen Eltern und der erst im April 1939 geborenen Schwester auf dem Hof der Großeltern in Tweelbäke aufwächst, eine einschneidende Zäsur: Vater Johann erhält wie Millionen andere Familienväter auch einen Stellungsbefehl und kehrt nicht aus dem Krieg zurück. Mutter Herta zieht daraufhin mit den beiden Kindern in eine kleine Wohnung am Südweg in Osternburg. Von dort aus besucht Hinrich weiter die Volksschule Tweelbäke am Borchersweg, die er wie damals üblich nach Abschluss der achten Klasse verlässt.
Nach seiner Schulzeit ist Hinrich auf mehreren Höfen der Umgebung in Stellung, unter anderem auf dem Hof von Georg Hollmann in Lintel. An den Wochenenden besucht er meist mit Freunden Schützenfeste oder sonstige öffentliche Tanzveranstaltungen, die zu jener Zeit regelmäßig von Gastwirten wie Anton Budde in Altmoorhausen oder Otto Mehrings in Hurrel abgehalten werden. Auch für Faschings- und Kostümbälle kann sich Hinrich begeistern, wie Mitte der 50er Jahre aufgenommene Fotos belegen.
Bei einer dieser Gelegenheiten lernt Hinrich Hilda Franz kennen, deren Eltern Erwin und Caroline Franz im Hurreler Sand in unmittelbarer Nähe der Ahnenstätte Hilligenloh eine kleine Landwirtschaft betreiben. Die beiden heiraten am 7. Juni 1957 und Hinrich zieht nach Hurrel. Im Oktober desselben Jahres kommt Tochter Rita zur Welt.
Obwohl Erwin Franz den ursprünglich nur vier Hektar großen Hof durch erste Zupachtungen bereits vor der Hochzeit seiner Tochter etwas vergrößert hat, reichen Fläche und Tierbestand nicht aus, um davon zwei Familien zu ernähren. Für Hinrich ist deshalb von vornherein klar, dass er und Hilda die Landwirtschaft nur im Nebenerwerb betreiben werden. Sein Haupt-Einkommen bezieht er künftig wie bereits in den Monaten zuvor von der Berliner Firma Viehloma, die in Tweelbäke eine Lohn- und Versandschlachterei betreibt. Zwar kommt Hinrich nicht vom Fach, doch er arbeitet sich schnell ein und gehört bei Viehloma bald zum festen Stammpersonal. Seit dieser Zeit ist er in Hurrel und Umgebung gelegentlich auch als Hausschlachter unterwegs.
Sieben Monate vor Geburt der zweiten Tochter Sabine trifft Hinrichs Familie ein tragischer Schicksalsschlag: Seine nach Minden verzogene Schwester Hannelore verunglückt am 15. März 1965 auf der Fahrt nach Oldenburg mitsamt Ehemann Klaus und den drei kleinen Kindern. Lediglich Hinrichs Nichten Dagmar und Claudia Pupka überleben den Unfall, sie werden fortan von Hinrichs Mutter Hertha in Osternburg großgezogen. Anderthalb Jahrzehnte später produziert Dagmars Name regional und auch überregional Schlagzeilen, als sie am 16. Oktober 1979 im Blankenburger Holz Opfer eines erst wenige Wochen zuvor aus der Haft entlassenen Triebtäters wird. Ein Mord, der auch in Hurrel Trauer und Entsetzen hervorruft, denn Dagmar hat bei ihrem Onkel und den Kusinen Rita und Sabine regelmäßig einen Teil ihrer Ferien verbracht.
In den 70er und 80er Jahren nimmt für Hinrich neben Familie, Arbeit und Landwirtschaft unter anderem auch der Schützenverein Hurrel einen großen Raum ein: Als Fahnenträger ist er bei allen wichtigen Veranstaltungen dabei. Bereits Anfang der 80er Jahre zeichnet sich jedoch ab, dass Hinrich künftig sowohl bei der Arbeit als auch auf Festen und Feiern kürzertreten muss. Was mit den Bronchien beginnt, greift bald auf andere Teile des Körpers über; insgesamt drei Kuraufenthalte – einmal in Bad Wildungen und zweimal in Bad Lippspringe – bringen keine Linderung. Nach längerer Krankschreibung und mehreren Klinikaufenthalten stirbt Hinrich schließlich am 16. Januar 1995, nur wenige Monate vor der Geburt seines dritten Enkelkindes Svenja. Beerdigt wird er vier Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.