Johann Hinrich Wachtendorf – Biographie

Johann Hinrich Wachtendorf Junior wird am 11. Juli 1855 als fünftes Kind von Johann Hinrich Wachtendorf und Sophie Catharine Wachtendorf auf dem elterlichen Hof in Lintel (heute: Hans-Gerd Wefer) geboren. Er ist der jüngere Bruder von Gesine Margarete Petershagen, Catharine Gesine Grube, Anna Catharine Bleckwehl und Anna Gesine Marie Schröder. Darüber hinaus hat er mit Sophie Margarethe Schröder, Meta Gesine Osterloh, Gerhard Diedrich Wachtendorf und Johann Wachtendorf noch vier jüngere Halbgeschwister aus der zweiten Ehe seines Vaters mit Catharine Steenken.

Elf Tage vor Johann Hinrichs Geburt beginnt in Berlin das Zeitalter der Litfaßsäule. Nachdem der örtliche Buchdrucker Ernst Litfaß bereits Ende 1854 die behördliche Genehmigung für sein Geschäftsmodell erhalten und im April 1855 in der Münzstraße einen ersten Prototyp errichtet hat, präsentiert er der Öffentlichkeit am 1. Juli 1855 gleich 100 weitere Säulen auf einen Schlag. Werbebotschaften dürfen in der preußischen Hauptstadt fortan nur noch dort platziert werden – gegen entsprechendes Entgelt, versteht sich. Im Gegenzug stellt Litfaß den Platz auf seinen Säulen auch für amtliche Mitteilungen zur Verfügung.

Das Vorgehen ist eng mit dem Berliner Polizeipräsidenten Karl Ludwig von Hinckeldey abgestimmt und liegt in beiderseitigem Interesse. Litfaß erhält dadurch quasi ein zunächst bis 1865 befristetes Monopol für die Berliner Werbewirtschaft, welches ihm künftig viel Geld in die Kasse spülen wird. Hinckeldey wiederum entledigt sich nicht nur auf einen Schlag des längst zum öffentlichen Ärgernis mutierten Problems des Wild-Plakatierens, sondern bekommt sechs Jahre nach dem Scheitern der Märzrevolution ein weiteres Mittel in die Hand, um die Kontrolle über das aufmüpfig gewordene Volk zurückzugewinnen: Sämtliche an den Litfaßsäulen angeschlagenen Meldungen bedürfen der polizeilichen Genehmigung. Wer hingegen an anderen Orten politisch missliebige Botschaften hinterlässt, wird unnachgiebig verfolgt.

Anders als Litfaß kann Hinckeldey sich an dem gemeinsamen Deal nicht mehr lange erfreuen – er wird am 10. März 1856 bei einem ihm von einer Gruppe Adeliger aufgezwungenen Duell tödlich verletzt. Doch auch Johann Hinrich in Lintel erlebt den Siegeszug der Litfaßsäule durch ganz Europa und andere Teile der Welt nicht mehr mit: Er stirbt bereits am 12. November 1855, ohne dass das Kirchenbuch der Gemeinde Hude eine Todesursache nennt. Beerdigt ist Johann Hinrich wenige Tage später auf dem Friedhof der St.-Elisabeth-Kirche in Hude.