Johann Diedrich Hobbiebrunken wird am 27. Juni 1908 als erstes Kind von Friedrich Hobbiebrunken und Helene Hobbiebrunken auf dem elterlichen, heute nicht mehr bestehenden Hof in Halsbek bei Westerstede geboren. Er ist der ältere Bruder von Friedrich Wilhelm Hobbiebrunken, Anna Becker und Else Braje.
Neun Tage vor Johanns Geburt endet in Frankfurt am Main die erste Prinz-Heinrich-Fahrt. Dabei handelt es sich um einen vom Kaiserlichen Automobil-Club (KAC) ausgerichteten, von Prinz Albert Wilhelm Heinrich von Preußen gesponserten Tourenwagen-Wettbewerb. Der jüngere Bruder von Kaiser Wilhelm II. begeistert sich seit Jahren für den Motorsport und nimmt selbst an dem Langstrecken-Rennen teil. Sieger der von Berlin aus über die Etappenziele Stettin, Kiel, Hamburg, Hannover, Köln und Trier führenden Fahrt ist nach rund 2.200 Kilometern und mehreren separat durchgeführten Schnelligkeits-Prüfungen der in Diensten von Benz & Cie. stehende Ingenieur Fritz Erle.
Um den im Vorfeld von Prinz Heinrich gestifteten Wanderpokal – ein 13,5 Kilogramm schweres Modell eines Tourenwagens aus reinem Silber – endgültig in seinen Besitz zu bringen, benötigt Erle jedoch mindestens einen weiteren Erfolg: Der Wettbewerb ist von vornherein auf vier Jahre angelegt. Zum zweiten Rennen im Juni 1909 gehen in Berlin mehr als 100 Fahrzeuge auf die Strecke und steuern über Breslau, Budapest, Wien und Salzburg die bayerische Hauptstadt München an. Den ersten Platz belegt Wilhelm Opel, Mitinhaber der Adam Opel KG in Rüsselsheim.
Zur dritten Prinz-Heinrich-Fahrt von Berlin über Braunschweig, Kassel, Nürnberg und Straßburg bis nach Bad Homburg treten im Juni 1910 neben Erle 120 weitere Teilnehmer an – viele davon in klassischen Rennwagen, was laut Reglement eigentlich nicht erlaubt ist. Dadurch bedingt kommt es zu mehreren Unfällen, der schwerste davon ereignet sich bei einer Schnelligkeitsprüfung in der Nähe von Colmar. Daraufhin beschließen die Organisatoren, den Wettbewerb um den Wanderpokal vorzeitig zu beenden. Per Losentscheid geht die Trophäe an Ferdinand Porsche, der die dritte Tour auf einem von ihm mitkonstruierten Austro-Daimler gewonnen hat.
Im Folgejahr kommt es unter veränderten Bedingungen doch noch einmal zu einer Neuauflage der Prinz-Heinrich-Fahrt. Laut Tour-Broschüre dieses Mal als „freundschaftliche Gesellschaftsfahrt“ von Bad Homburg über Köln, Münster, Bremerhaven, Southampton, Edinburgh und Cheltenham nach London, gemeinsam organisiert vom KAC und dem Royale Automobile Club zur Festigung der freundschaftlichen Beziehungen. Dass sich etliche der 84 Teilnehmer und zigtausend begeisterten Zuschauer nur drei Jahre später in einem blutigen Weltkrieg gegenüberstehen, ahnt beim am 20. Juli 1911 in einem Londoner Vorort opulent gefeierten Abschlussball vermutlich noch niemand.
Wie Johann – im Sommer 1914 gerade eingeschult oder kurz vor der Einschulung stehend – den Krieg in seiner Heimat erlebt und ob Vater Friedrich als Soldat daran teilnimmt, ist nicht überliefert. Falls ja, kehrt Letzterer nach Kriegsende im November 1918 unversehrt nach Halsbek zurück und bewirtschaftet seinen Hof weiter. Schon bald nach der Geburt der jüngsten Tochter Else im April 1922 verkauft er den Betrieb jedoch und siedelt mit der Familie auf einen anderen Hof in der Nähe von Petersfehn über.
Gut möglich, dass Johann zu diesem Zeitpunkt bereits in der Gemeinde Holle lebt, wo er in den folgenden Jahren unter anderem auf dem Hof des Wüstinger Bauern Diedrich Suhr in Stellung ist. Dort lernt er – möglicherweise auf einer der auch im Schatten der aufziehenden Weltwirtschaftskrise an den Wochenenden weiter regelmäßig stattfindenden Tanzveranstaltungen – seine künftige Ehefrau Magda Kreye kennen. Magda bewirtschaftet mit Mutter Anna und Stiefvater Johann Gröne einen Hof in Reiherholz (heute: Herbert und Bernd Horstmann), den ihr Anfang 1915 bei der Winterschlacht von Masuren gefallener Vater Gerhard Kreye 1912 gekauft hat.
Johann und Magda heiraten am 11. Mai 1933, drei Monate nach der Machtübernahme der von Adolf Hitler geführten Nationalsozialisten. Wie weit der Weg von der eher liberalen Weimarer Republik zum aus heutiger Sicht geradezu barbarisch anmutenden NS-Staat da bereits fortgeschritten ist, zeigt sich am Tag vor der Hochzeit: Überall im Reich werfen Aktivisten von NSDAP, Hitlerjugend, SA und Deutscher Studentenschaft an jenem 10. Mai Tausende von Büchern auf den Scheiterhaufen, deren Autoren in den Augen der neuen Machthaber als „undeutsch“ gelten. Auch die bewusste Ausgrenzung jüdischer Mitbürger hat bereits begonnen, mit einem Boykott jüdischer Geschäfte am 1. April 1933 und dem „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ eine Woche später.
Wirtschaftlich geht es in Deutschland jedoch nach langer Talfahrt zunächst bergauf, und auch außenpolitisch reiht Hitler in den ersten Jahren seiner Herrschaft von der Rückkehr des Saargebiets (März 1935) über die Ausrichtung der Olympischen Sommerspiele in Berlin (August 1936) bis hin zum Anschluss Österreichs (März 1938) Erfolg an Erfolg. Die wichtigsten Ereignisse im Leben von Johann und Magda in dieser Zeit sind die Geburt von Tochter Änne im Januar 1937, die Errichtung eines neuen Wohnhauses sowie der Ausbau des familieneigenen, ursprünglich nur knapp zehn Hektar großen Hofes durch den Zukauf weiterer Landflächen. Letztlich können alle wirtschaftlichen und außenpolitischen Erfolge jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass es Hitler vor allem um eines geht: den bereits Mitte der 1920er Jahre in seiner Programmschrift „Mein Kampf“ geforderten „neuen Lebensraum im Osten“. Dafür nimmt er auch einen weiteren Krieg in Kauf, der Anfang September 1939 mit dem deutschen Überfall auf Polen beginnt.
Johann wird, nachdem ihn das Wehrbezirkskommando in Oldenburg in einer am 7. März 1940 vollzogenen Musterung für „kriegsverwendungsfähig“ befunden hat, relativ schnell zur Wehrmacht eingezogen. Seinem Wehrpass zufolge beginnt sein Dienst am 3. Juni 1940 im Infanterie-Ersatz-Bataillon 65 in Delmenhorst – kurz vor Ende des mit dem zweiten Waffenstillstand von Compiègne beendeten Frankreich-Feldzugs. Zum Zollgrenzschutz abkommandiert, verbringt er die folgenden anderthalb Jahre überwiegend im besiegten Nachbarland an der Kanal– und Atlantikküste. Ein im Vergleich zu anderen Kriegsschauplätzen relativ ruhiger Einsatzort, was außer Johann sicher auch seine in Reiherholz zurückgebliebene Familie zu schätzen weiß. Dass es nicht auf ewig so bleibt, ist allerdings spätestens mit dem im Juni 1941 begonnenen Angriff auf die Sowjetunion absehbar.
Im Februar 1942 wird Johann an die Ostfront versetzt. Dort nimmt er auf der Halbinsel Krim zunächst an den Kämpfen um den befestigten Seehafen Sewastopol teil, bevor seine Einheit Anfang August 1942 nach Norden Richtung Leningrad abrückt. In der sumpfigen Waldlandschaft rund um die eingeschlossene Millionenstadt beginnt wenige Tage nach der Ankunft die Erste Lagoda-Schlacht. Deren Ende am 10. Oktober 1942 erlebt Johann nicht mehr mit: Er fällt am 30. September unter heute nicht mehr rekonstruierbaren Umständen. Erhalten geblieben ist ein am Abend vor seinem Tod aus der Unterkunft heraus geschriebener Brief an Ehefrau Magda, in dem er sich für einen ihm aus der Heimat übersandten Schinken bedankt („Man muss vieles entbehren, aber die Hauptsache ist, dass wir satt kriegen“) und sich das Ende des Krieges herbeiwünscht, um nach dem nächsten Heimaturlaub nicht wieder Abschied nehmen zu müssen: „Das ist immer am schwersten.“
Beerdigt ist Johann auf einem von seiner Einheit rund zwölf Kilometer südlich von Schlüsselburg errichteten Feldfriedhof, auf dem (so Johanns Worte in seinem letzten Brief) die neu errichteten Kreuze in jenen Wochen und Monaten „wie Pilze aus der Erde“ wachsen. Eine Überführung auf einen der später in der Region errichteten offiziellen Soldatenfriedhöfe hat laut Auskunft der Deutschen Kriegsgräberfürsorge bislang nicht stattgefunden.